Lokales Engagement ist auch in der EU gefragt

Der Mittelstand braucht den stationären Handel. Gemeinsam mit Independent Retail Europe warb DER MITTELSTANDSVERBUND deshalb für mehr Unterstützung in der EU.

Brüssel, 28.04.2016 — Der stationäre Handel macht den Mittelstand aus. Doch in Zeiten der Digitalisierung kämpfen kleine und mittlere Unternehmen mit der Kundenfrequenz im Geschäft vor Ort. Das soll sich nun ändern. Gemeinsam mit dem europäischen Dachverband, Independent Retail Europe hat sich DER MITTELSTANDSVERBUND für eine europaweite Stärkung des lokalen Fachhandels eingesetzt. Unter der Schirmherrschaft des Europaabgeordneten Arne Gericke hat der Spitzenverband die Veranstaltung "Retail and the City" im Europäischen Parlament veranstaltet. Das Ziel: Die Bedeutung des lokalen Fachhandels für sein Umfeld herausstellen. Auch Verbundgruppen können hier einen wesentlichen Teil beitragen.

Zielgruppe waren dabei die politischen Entscheidungsträger im EU-Parlament sowie die Europäische Kommission. Ihnen sollte vermittelt werden, welches Engagement bereits heute vom Fachhandel an den Tag gelegt wird, was hierfür die Voraussetzungen sind und wie die EU dabei helfen kann, den lokalen Handel zu stärken.

Luft und Liebe reicht nicht

Als Gastgeber führte der Europaabgeordnete, Arne Gericke in die Fachkonferenz ein. Klar sei, so Gericke, "dass es lebendige Innenstädte ohne einen funktionierenden, lokalen Handel nicht geben kann – und umgekehrt." Gleichzeitig müsse man sehen, dass die digitale Entwicklung "unsere Einzelhändler vor Ort immer mehr unter Druck setzt – europaweit. Die Menschen wollen eine lebendige Innenstadt mit vielen Geschäften – kaufen dann aber online. Nur: Kein Geschäft lebt nur von Luft und Liebe."

Auch aus diesem Grund stellte Gericke seine neue Kampagne "Shop in the City– Initiative für lebendige Innenstädte und lokalen Handel" vor. Gemeinsam mit seiner EKR-Fraktion sammelt der 50jährige Europapolitiker in den kommenden Monaten "gute Beispiele für lebendige Innenstädte" in Deutschland und ganz Europa: "Dieses Thema beschäftigt nahezu alle Kommunalpolitiker zwischen Uppsala und Patras, zwischen Lublin und Limerick" – und genau die wollen Gericke und die EKR nun mehr als bisher vernetzen.

Neue Wege gehen

Ist der lokale Fachhandel in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung noch zeitgemäß? Diese Frage warfen sowohl der Präsident von Independent Retail Europe und der Hauptgeschäftsführer des MITTELSTANDSVERBUNDES, Dr. Ludwig Veltmann in ihren Eröffnungsreden auf. Die klare Antwort lautete: Natürlich! Zwar seien Herstellerketten und Online-Giganten ernstzunehmende Gegner im Kampf um die Gunst des Kunden. Durch eine intelligente Verbindung von stationärem und virtuellem Geschäft – oftmals unterstützt durch Know-How und Multichannel-Konzepte der Verbundgruppen – könne der Fachhandel vor Ort von den Veränderungen im Kundenverhalten durchaus Vorteile ziehen.

"Es ist eben nicht so, dass der Kunde alle Transaktionen von seinem PC zu Hause aus tätigt. Vielmehr bedient sich der Kunde mobiler Endgeräte, um mit seiner Umwelt zu kommunizieren. Hier gilt es, den Kunden abzuholen" so der Hauptgeschäftsführer des MITTELSTANDSVERBUNDES. Der kooperierende Mittelstand habe dabei gegenüber Online-Pureplayern den Vorteil, auf ein dichtes Netz lokaler Händler zurückgreifen zu können.

Veltmann stellte zudem heraus, dass die Grundvoraussetzung für einen funktionierenden Fachhandel gut ausgebildetes Personal sei. Verbundgruppen und der Spitzenverband des kooperierenden Handels würden bereits heute entsprechende Fort- und Weiterbildungskonzepte aufsetzen, um den erforderlichen Qualitätsstandard in Sachen Beratung zu gewährleisten.

Wichtig sei jedoch bei alledem die Gewährleistung gleicher Ausgangsbedingungen aller Marktteilnehmer. So sei immer noch festzustellen, dass Handels- und Herstellerketten günstigeren Regeln unterliegen würden, als dies beim kooperierenden Mittelstand der Fall sei. Hierfür müssten sich die europäischen aber auch nationalen Gesetzgeber weiterhin einsetzen.

Was kann die EU tun?

Mit dieser Frage beschäftigte sich die erste Gesprächsrunde. Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments, Anthea McIntyre und Marian Harkin wiesen darauf hin, dass die EU gerade im Bereich der Förder- und Ausbildungspolitik der Mitgliedstaaten positive Impulse setzen könnten. Auch die Schaffung einheitlicher Rahmenbedingungen im Handel müsse nunmehr angegangen werden.

Independent Retail Europe sowie DER MITTELSTANDSVERBUND wiesen hierzu bereits im Vorfeld auf den Abschlussbericht der Hochrangigen Gruppe zur Wettbewerbsfähigkeit des Handels hin, an der auch das Präsidiumsmitglied des MITTELSTANDSVERBUNDES und ANWR-Vorstandsvorsitzender, Günther Althaus, maßgeblich beteiligt war. Wichtig sei jetzt, dass die im Bericht angesprochenen Punkte nunmehr zu konkreten Maßnahmen auf EU-Ebene führen würden, so die Europaparlamentarierinnen.

Jens Bjornavold, Senior Expert, European Centre for the Development of Vocational Training, einer Agentur der Europäischen Kommission sowie Sigve Bjorstad, Referent in der GD EMPL der Europäischen Kommission berichteten danach über die verschiedenen Initiativen, die in nächster Zukunft angegangen werden. Wichtig sei vor allem, junge Menschen auf die Digitalisierung – auch im Handel – vorzubereiten. Die Europäische Kommission plant daher Unterstützungsmaßnahmen, um zum einen passende Ausbildungspläne zusammen mit den Mitgliedstaaten zu erarbeiten und zudem das System der Vermittlung von Ausbildungssuchenden zu verbessern.

Die Lage vor Ort

Die zweite Diskussionsrunde war danach ganz den Verbundgruppen gewidmet. Colin Fee, Präsident von RGDATA stellte eindrucksvoll dar, wie der irische Schwesterverband des MITTELSTANDSVEBRUNDES lokales Engagement seiner Mitglieder fördert. Marius Rovers, Director of the Board, Sport 2000 International erklärte danach, wie internationale Verbände direkte Unterstützung für das lokale Engagement seiner Mitglieder leisten kann. Elmar Fedderke, Geschäftsführer der Walgenbach GmbH & Co. KG, einem Mitglied der EK/servicegroup eG, stellte anschließend konkrete lokale Aktionen seines Hauses vor. Sein Befund: Der lokale Fachhandel ist integraler Bestandteil einer funktionierenden Infrastruktur und sind als solches nicht ersetzbar.

Fazit

Else Groen, Direktorin von Independent Retail Europe, schloss die Veranstaltung ab. Sie hob erneut die wichtige Ausbildungsleistung hervor, die der kooperierende Mittelstand in Europa leistet.

Mit der Veranstaltung konnte das Thema "lokaler Handel" wieder auf die Agenda der EU-Politik gebracht werden. "Wir haben gezeigt, was der Fachhandel vor Ort leistet und welche Ausgangsbedingungen geschaffen werden sollten, damit er diese für die Gesellschaft wichtige Aufgabe auch weiterhin wahrnehmen kann. Die Forderungen sind dabei nicht überzogen: Gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Marktteilnehmer sind die Grundvoraussetzung für das Funktionieren jedes Marktes." – so die Feststellung Veltmanns.

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