Initiativkreis: Wenn der Antrieb elektrisch wird

Kaufprämie, Ladeinfrastruktur, Mobilitätskonzepte: Es geht voran auf Deutschlands Straßen, so das Fazit des Initiativkreises Elektromobilität des MITTELSTANDSVERBUNDES.

Berlin, 14.12.2016 – Es hat sich einiges getan, seit der Initiativkreis Elektromobilität des MITTELSTANDSVERBUNDES das erste Mal zusammentraf. Das Gremium fand sich am 8. Dezember auf Einladung des Spitzenverbandes im Berliner Energie Zentrum bereits zum dritten Mal in diesem Jahr zusammen. „2016 war das Jahr der Elektromobilität“, erklärte Susan Kinne, die den Initiativkreis leitet, zu Beginn der Veranstaltung. Ob Kaufprämie, die Förderung einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur oder steuerliche Anreize: Es gibt Bewegung auf Deutschlands Straßen. Und die wird zunehmend elektrisch.

Der Initiativkreis Elektromobilität tagte am 8. Dezember 2016 im Berliner Energie Zentrum.Das bemerkt auch der Mittelstand, dessen Interesse am elektrischen Antrieb weiter wächst. Das zeigt auch die Teilnahme am Expertengremium. Rund 30 Teilnehmer reisten am 8. Dezember nach Berlin, um über die Weiterentwicklung und nachhaltigen Mobilitätskonzepte im Mittelstand zu diskutieren.

„Bislang konnten sich Fahrer von Elektroautos bei längeren Fahrten nicht auf eine kalkulierbare Ladeinfrastruktur verlassen“, so Kinne. Vergleicht man die 6.500 Ladepunkte (davon 230 Schnellladepunkte) mit den öffentlichen Tankstellen in Deutschland, so ist das durchaus nachvollziehbar. Deshalb sei es begrüßenswert, dass die Politik das Thema weiter vorantreibe, schließlich sei das Thema gerade auch für Unternehmen eine spannende Technologie.

Elektrischer Antrieb auch im Unternehmen

Wie Betriebe von elektrischen Flotten profitieren können, erklärte Axel Belger, Koordinator Elektromobilität im Autohaus Wegener. Mit seinen Praxisbeispielen legte er dar, dass sich der Einsatz elektrischer Fahrzeuge schon längst wirtschaftlich lohnt, wenngleich auch der Eindruck entstehe, dass die aktuellen Diesel- und Feinstaubdebatten das Thema zunehmend in den öffentlichen Fokus rücken. Allerdings sei eine vorherige Fuhrparkanalyse, bei der neben Wegstrecke, Einsatzzweck und den Wartungskosten auch die transportierten Lasten bewertet werden, unabdingbar. Zudem hat der Experte noch einen weiteren Tipp: "Mitarbeiter müssen geschult werden. Dazu gehört beispielsweise, sich an die veränderten Beschleunigungsprozesse, die ähnlich stark sind wie ein Porsche zu gewöhnen“, so Belger.

Mit Spannung verfolgten die Teilnehmer des Initiativkreises auch das neue Geschäftsmodell von Andreas Stoye, Inhaber der Firma PaechElektro, bei dem erneuerbare Energien mit elektrischer Ladeinfrastruktur verknüpft werden. . Das Unternehmen plant, installiert und wartet Ladesysteme für den privaten, gewerblichen und öffentlichen Gebrauch. „Um mit Elektromobilität wirklich nachhaltig die angestrebte Emissionsreduzierung zu erreichen, sollte der genutzte Strom zu 100 Prozent Ökostrom sein“, riet er. Nissan und Mitsubishi würden mittlerweile sogar Konzepte zum bidirektionalen Laden anbieten, die es ermöglichen, ihr Auto nicht nur zu laden, sondern den gespeicherten Strom bei Bedarf auch wieder ins öffentliche Netz zurückzuspeisen.

Elektromobilität ist vielseitig

Sinnvoll ist der elektrische Einsatz auch im Lieferdienstgewerbe. Andreas Sujata, Director Sales and Marketing bei der StreetScooter GmbH, erklärte, wie emobile Fahrzeuge unter dem Dach der DHL in Aachen hergestellt werden und auf die speziellen Anforderungen der Auslieferfahrzeuge angepasst werden. „Mittlerweile sind bereits über 2.000 Fahrzeuge im Einsatz und der Bedarf wächst überproportional“, so Sujata.

Dass Elektromobilität nicht nur für Konzerne, wie die Deutsche Post, gewinnbringend ist, war auch im Vortrag von Werner Schmidt, Geschäftsführer einer kleinen Druckerei, die Ruksaldruck GmbH, herauszuhören. Denn Schmidt nutzt bereits ein elektrisches Fahrzeug als Dienstwagen und spart damit erhebliche Kosten für den Fahrdienst ein.

Schließlich berichtete Sebastian Peters, Produktmanager beim DG Verlag über das genossenschaftliche Engagement beim Aufbau des Schnellladenetzes. „Mit unseren 20 E-Tankstellen fördern wir die Mobilität in der Region und konnten bereits fast 10.000 Ladevorgänge verzeichnen“, erklärte er den Teilnehmern.

Rechtliche Erleichterungen

Was aus rechtlicher Sicht zu beachten ist und welche Erleichterungen für den Gebrauch von Elektrofahrzeugen eingeräumt wurden, erklärte Dr. Katharina Vera Boesche, die beim Bundeswirtschaftsministerium in der Begleitforschung die Fachgruppe Regulierung und Regulierungsökonomie IKT für Elektromobilität II leitet. Die jahrelange beharrliche Arbeit trage nun endlich Früchte und es seien vorteilhafte Änderungen sowohl im Energiewirtschafts-, Stromsteuer-, Messstellenbetriebsgesetz als auch im Einkommensteuerrecht und bei der Ladesäulenverordnung zu verzeichnen.

So informierte sie, dass „mit der im Rahmen des Strommarktgesetzes erfolgten energiewirtschaftsrechtlichen Einordnung der Ladepunkte für Elektromobile als Letztverbraucher die Rahmenbedingungen für den Aufbau einer bedarfsgerechten Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge deutlich verbessert sowie Rechts- und Investitionssicherheit geschaffen wurde“. Auf diese Weise würden Investoren aller Branchen und aus den unterschiedlichsten Marktmotiven zum Aufbau von Ladeeinrichtungen beitragen und ein fairer Wettbewerb zwischen den Investoren aus den verschiedenen Branchen resultieren.

International gefragt

Elektrische Alternativen nehmen auch in der deutschen Industrie an Fahrt auf. Mit der „Together-Strategie 2025“ will Volkswagen einen energischen Zukunftsplan umsetzen, der u.a. auch die Elektromobilität in den Fokus des Unternehmens rückt. Wie der Autobauer das anstellen will, erklärte Alexander Fichtner, Referent im Hauptstadtbüro des Wolfsburger Konzerns. „Volkswagen will sich in den nächsten Jahren breiter aufstellen und da sind Elektromobilität, Digitalisierung und Mobilitätsdienste die drei Eckpfeiler des Konzepts“. Bis 2025 wolle Volkswagen mehr als 30 neue, zusätzliche Elektro-Modelle entwickeln und auf den Markt bringen.

Damit ist der deutsche Automobilkonzern nicht allein. Auch international findet das Thema zunehmend Beachtung. Chinesische Metropolen versuchen die wachsenden Emissionen mit Restriktionen einzudämmen, erklärte Alexander Sohr aus der Verkehrsforschung vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Mit Limitierungen von Neuzulassungen, Verlosungen der Nummernschild-Lizenzen, oder der Regelung, dass an bestimmten Tagen nur Autos mit geraden oder ungeraden Zahlen auf dem Nummernschild fahren dürfen, nimmt China den Kampf für den Klimaschutz auf.

Schafft China den Sprung?

„Die Effekte dieser Maßnahmen sind jedoch eher kurzlebig, weil sie keine dauernde Änderung des Mobilitätsverhaltens bewirken und somit wird gleichzeitig durch hohe Investitionen in den öffentlichen Verkehr versucht, den Verkehrsteilnehmern eine günstige und damit attraktive Alternative zum eigenen PKW zu bieten“, so Sohr. So rücken auch Car-Sharing-Modelle, die mit Elektrofahrzeugen ausgestattet sind, weiter in den Fokus der chinesischen Pläne. Sohrs Fazit? Es bleibt abzuwarten, ob China den Sprung in eine nachhaltige Mobilität in genauso kurzer Zeit wie seinen wirtschaftlichen Aufschwung schafft.

„Fest steht, dass wir am Beginn einer spannenden technologischen Veränderung stehen, weshalb auch mittelständische Unternehmen prüfen sollten – verlässliche politische Rahmenbedingungen vorausgesetzt - ob sich Geschäftsmodelle umstellen lassen“, fasste MITTELSTANDSVERBUND-Hauptgeschäftsführer Dr. Ludwig Veltmann die Tagung des Initiativkreises zusammen. Daher werde sich das Gremium auch im nächsten Jahr in regelmäßigen Abständen treffen, um die Chancen der elektrischen Bewegung für den Mittelstand auszuloten.

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