StrategieDialog Multichannel: Big Data auf dem Vormarsch

Wie können Mittelstandskooperationen Daten gemeinsam mit den Herstellern gewinnbringend nutzen? Diese und weitere Fragen diskutierten die Teilnehmer des StrategieDialogs Multichannel, der am 15. Oktober auf Einladung der EK/servicegroup in Bielefeld tagte.

Bielefeld, 15.10.2015 — Sie sind das Gold der Digitalisierung: die Daten. Big Data ist auf dem Vormarsch und deswegen stand das Thema auch im Fokus des StrategieDialogs Multichannel, der am 15. Oktober auf Einladung der EK/servicegroup eG in Bielefeld zusammentraf.

Die Verbundgruppe als Händlerplattform

Zunächst stellte Franz-Josef Hasebrink, Vorstandsvorsitzender der EK/servicegroup und Vizepräsident des MITTELSTANDSVERBUNDES, seine Verbundgruppe vor. Das 1925 gegründete Unternehmen entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einer der größten europäischen Mehrbranchenverbundgruppen. Die Fusion mit der niederländischen Euretco ist nur ein weiterer Schritt hin zur Internationalisierung des Unternehmens. Für Hasebrink ist die EK/servicegroup eine Unternehmerplattform, auf der sich Kooperationen Bilden und Synergien entwickeln. Dafür stelle sie die notwendige Infrastruktur bereit. Dies sei gerade mit Blick auf die digitale Welt ein erheblicher Vorteil für den Einzelhändler.

Dazu berichteten anschließend Stefan Paffenholz, Bereichsleiter Multichannel bei der EK und Andreas Precht, Consultatnt der hmmh multimediahaus AG. Mit ihrer Plattform myWeb ebnet die EK ihren Händlern den Weg ins World-Wide-Web. Der Händler kann eigene Online-Konzepte erstellen, die zu ihm und seinem lokalen Umfeld passen, ohne auf den Rundum-Service seiner Verbundgruppe verzichten zu müssen. Wichtig sei hierbei auch, möglichst viele Informationen zu verschiedenen Marken bereitstellen zu können. Denn nur so falle man bei einer Online-Recherche des Verbrauchers überhaupt auf, so Paffenholz.

Multichannel ist Vorstandthema, nicht IT-Projekt

Oliver Oehler, Geschäftsführender Gesellschafter, UM3O Unlimited Management 3 Online, führte die Anwesenden in die Einzelheiten der B2C-Plattform xxshareblue ein, die unter anderem von der GEFAKO GmbH Co. KG genutzt wird. Dabei wird die Bereitstellung von digitalen Inhalten auch innerhalb von Verbundgruppen zu einer Sache von Sekunden – mit einem einzigen Mausklick können die Zentralen mithilfe dieser Plattform Content für ihre Mitglieder bereitstellen. Die Verbundgruppe ist dabei zwar die "Schaltzentrale", aber auch hier können die Händler den bereitgestellten Inhalt in denkbar einfacher Art und Weise ihren Bedürfnissen und Wünschen anpassen.

"Wo stehen denn die Pfirsiche?"

Diese Frage konnte ein guter Lagerverwalter noch vor einigen Jahren aus dem Kopf beantworten. Aufgrund der wachsenden Produktpalette und ausgeklügelten Logistiksystemen ist dies heute nicht mehr möglich. Zudem sind mit der voranschreitenden Digitalisierung auch die Ansprüche an Produktinformationen enorm gestiegen – ein Foto und kurze Herstellerdaten sind dabei bei weitem nicht mehr ausreichend. Experten zufolge, werden die produktbeschreibenden Attribute in den kommenden Jahren auf bis zu 2000 ansteigen.

Schließlich sehen sich die Unternehmen einer Vielzahl von gesetzlichen Informationspflichten ausgesetzt, die Lebensmittleinformationsverordnung – LMIV oder die Chemikalienvorschriften aus REACH seien nur beispielhaft genannt. Diese Masse an Daten gilt es, intelligent und fehlerfrei zu verwalten. Klaus Schmidt, Executive Vice President Managing Director Europe, 1WorldSync GmbH, einer Tochtergesellschaft der GS1 Germany GmbH, erklärte, worauf es bei einem modernen Stammdatenmanagement ankommt. Gerade, wenn der Kunde ein Produkt "nur" als Bild im Internet anschauen, es aber nicht anfassen, fühlen oder riechen kann, muss natürlich auch die Produktinformation stimmen und möglichst große Auskunft geben können – denn E-Commerce sei in besonderer Weise auf Vertrauen unter den Geschäftspartnern angewiesen. Standardisierte und verlässliche Daten seien unbedingte Voraussetzung.

Der lokale Händler muss "Party" bieten

Gegenüber E-Commerce-Spezialisten kann der Händler vor Ort punkten, wenn er den Kunden im Ladengeschäft emotional anspricht. Die EK/servicegroup öffnete für die Teilnehmer des Strategiedialogs ihre Ausstellungshallen, in denen sich Händler Ideen für neue Produkte und deren Präsentation abholen können. Auf über 40.000 qm stehen dort Konzepte aus den verschiedenen Produktbereichen der Verbundgruppe, die von jedem Mitglied besucht und durch eine individuelle Beratung abgerundet werden. Entscheidend sei aber nicht nur die Ware und deren Präsentation auf der Fläche, sondern die Bereitschaft der Händlers vor Ort, seinem Kunden ein Erlebnis zu bieten - "Party eingeschlossen", so der Vertriebsleiter der EK/servicegroup, Gerald Berchtenbreiter.

Wer ist auf dem ersten Handy-Bildschirm?

Diese Frage müssen sich Unternehmen stellen, die auf App-Technologien zurückgreifen. Wie man auf die Pole Position kommt, wusste Marc Biadacz, Director of Business Relations bei der kaufDA Bonial International GmbH, zu berichten. Aus einem kleinen Start-Up wurde innerhalb kürzester Zeit ein Unternehmen, das täglich drei neue Mitarbeiter einstellt. "Das ist auch notwendig, wenn man bedenkt, dass kaufDa Bonial nicht nur in Deutschland, sondern auf dem europäischen Kontinent und auch in den USA tätig ist", so Biadacz. Bei aller Internationalität stehe aber das lokale Umfeld im Mittelpunkt. Dieses solle bestmöglich vermarktet und präsentiert werden.

Online geht nicht nebenbei

Bei der abschließenden Diskussion wurden insbesondere die große Heterogenität der Verbundgruppenmitglieder und deren Kenntnisstand thematisiert. Kooperationen könnten zwar in weitreichender Form Defizite ausgleichen. Letztlich kann aber nicht jedes einzelne Mitglied - womöglich gegen dessen Willen - auf den notwendigen technologischen Stand befördert werden. Der Endkunde verlange einen virtuellen "Blick in die Regale". Das sei für viele Händler aber noch Zukunftsmusik. Man müsse prüfen, inwieweit dieses Dilemma mit zentralen Onlineshops gelöst werden könne und welche zusätzlichen Potentiale durch verbundgruppenübergreifende Zusammenarbeit zu heben seien. Fragen wie diese werden deshalb die nächsten Treffen des StrategieDialogs Multichannel bestimmen.

Im Januar 2016 lädt die Euronics Deutschland eG den Kreis nach Ditzingen ein. 

Seite drucken

Zurück zur Übersicht