Auf den Kunden programmiert: Das war die PEAK 2017
Ein neues Selbstverständnis, mehr Mut zur Innovation und das große Engagement der Verbundgruppen. Beim Mittelstandsgipfel PEAK 2017 diskutierten Top-Entscheider der Kooperationsszene über die digitale Transformation im Mittelstand.
Berlin, 18.05.2017 - „Wir stehen am Anfang der Entwicklung. Die Vorbereitung auf die Anforderungen der Digitalisierung ist für Unternehmen essentiell“, erklärte Günter Althaus, Präsident des MITTELSTANDSVERBUNDES bei seiner Eröffnungsrede der diesjährigen PEAK. Der renommierte Mittelstandsgipfel stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der digitalen Transformation.
Präszise Daten
Die Geschwindigkeit habe sich enorm verändert. Das spürt der Mittelstand tagtäglich. Ob Produktion, Kommunikation oder Verkauf: Die Entwicklungen sind allseits präsent. Nicht mehr die Verkaufsfläche begrenze das Angebot der Unternehmen, sondern die Bereitschaft zur Vernetzung, warnte Althaus. Leistungsstark seien deshalb in Zukunft jene Anbieter in der Wertschöpfungskette, die über die dichtestete Information verfügen. „Aus Information entsteht Präzision“, brachte er es auf den Punkt.
Doch um Daten überhaupt gezielt zu vernetzen, brauche es zunächst Kunden, die die Daten liefern. Eine kluge Kundenansprache sei deshalb ganz entscheidend. Aber auch die Arbeit mit qualifizierten Mitarbeitern habe großen Einfluss auf den Erfolg. „Wir laufen sehenden Auges in einen Mega-Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte“, erklärte der Präsident.
Digitalisierung als Prozess begreifen
Ähnlich äußerte sich auch der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Professor Dieter Kempf: „Die Digitalisierung ist vielmehr ein Prozess, als ein Produkt“, erklärte er seinen Zuhörern auf der PEAK. Klar sei, dass sich jeder im globalen Wettbewerb befinde. Das betreffe nicht nur den Handel. Auch das Handwerk, die Industrie und das Dienstleistungsgewerbe spüren diese Entwicklung.
Seine Lösung? Das Miteinander im Verbund. „Der Mittelstand kann sich Dinge erschließen, in Zusammenarbeit, in dem digitalen Zusammenspiel mit anderen“, so Kempf. Natürlich seien Verbundgruppen hier Vorreiter. Aber auch in der Kooperation mit Herstellern sieht der BDI-Präsident Potential. Wichtig sei es, sich den Bedenken zu stellen. „Wo es bisher geklappt hat wird es auch künftig klappen. Wo es nicht geklappt hat, wird es wahrscheinlich auch künftig schiefgehen“, erklärte er.
Denken ‚out of the box’
Ähnlich sah es auch die Ideenökonomin der Berliner Universität der Künste, Professor Sabine Fischer. Bevor wir morgen im Museum stehen, warnte sie, müssten wir das Denken ankurbeln und Mut gewinnen, innovativ zu werden. „Der moderne Mensch war dem Neandertaler im Denken voraus. Wäre das andersherum gewesen, sähen wir heute möglicherweise alle anders aus“, brachte sie es auf den Punkt.
Kai Hudetz, Geschäftsführer des IFH Köln, hatte dafür eine Lösung parat: „Wir müssen in der Lage sein, ‚out of the box’ zu denken. Machen wir das nicht, werden es Andere tun“. Start-ups, die spätestens seit Zalando & Co. an Aufwind gewonnen haben, stehen bereits in den Startlöchern. Verbundgruppen empfiehlt Hudetz deshalb, digitale Talente am Markt zu finden. „Einfach wird das aber nicht“, gab er zu bedenken.
Strategien für Handel und Handwerk
Dass es aber nicht nur personeller Veränderungen bedarf, wurde spätestens durch Stefan Plattner deutlich. Der Multichannel and Local Retail Lead von ebay erklärte, warum (Online)-Plattformen für den kooperierenden Mittelstand eine Zukunftsstrategie für den lokalen Handel im Mittelstand sein könnte.
Und für die Handwerker? Diese arbeiten bereits an eigenen Lösungen, wie Guido Eichel erklärte. An seiner Verbundgruppe, der HAGOS eG, erklärte er, mit welchen Mitteln Kunden gezielt online angesprochen werden und gleichzeitig mit dem stationären Geschäft verbunden sind. Sein Geheimnis: „Printmedien sind wesentliche Verkaufsunterlagen“, so der Vorstandsvorsitzende der HAGOS eG. Die Diskussion um die Abschaffung der Kataloge „käme (deshalb) einer Palastrevolution gleich“.
Künast und Friedman im politischen Talk
Dass der Mittelstand im digitalen Zeitalter längst nicht mehr nachhinkt, zeigte auch die Abendveranstaltung der PEAK. Nach einer politischen Abendrunde mit Renate Künast, MdB und Prof. Michel Friedman, die sich vor allem über die politische Großwetterlage ausgetauscht hatten, verlieh DER MITTELSTANDSVERBUND seinen renommierten Kreativpreis für die „beste Omnichannel-Strategie“ unter seinen Mitgliedern.
Zahlreiche Bewerbungen aus den Verbundgruppen gingen in diesem Jahr für die Auszeichnung ein, darunter viele überzeugende und durchdachte Konzepte. Die achtköpfige Fachjury entschied sich deshalb in Abstimmung mit dem Spitzenverband, gleich vier Kooperationen mit der begehrten Trophäe auszuzeichnen: Unter den Gewinnern fanden sich in diesem Jahr die hagebau Baustoffgesellschaft, duo schreib & spiel, SYNAXON sowie die Dachdecker-Einkauf Ost eG.
Im Wettbewerb gibt es nur einen Gewinner
Die Beispiele der Preisträger machten vor allem eines deutlich: Der Zug der Digitalisierung ist längst auch im Mittelstand in Bewegung gekommen. Dabei greifen die Unternehmen auf unterschiedlichste intelligente Instrumente zurück, um am Ende das gemeinsame Ziel, nämlich den Kunden zum Kauf zu animieren, zu erreichen.
Gute Aussichten, also. Denn nur das Unternehmen, das dem Kunden als erstes das Richtige anbietet, macht das Geschäft. „Da gibt es keinen zweiten Gewinner“, mahnt der Präsident des MITTELSTANDSVERBUNDES.
Der nächste Mittelstandsgipfel PEAK wird am 17. Mai 2018 in Berlin stattfinden.