Mittelstandstracker: Verschlechterung der Geschäftslage und Sorge um die weitere Entwicklung

In der Erhebung des Mittelstandstrackers im Dezember 2021 setzt sich die Trendumkehr beim Geschäftsklima fort: Wie schon im November trüben stärkere Einschränkungen des Geschäftslebens die wirtschaftliche Lage deutlich ein und lassen insbesondere den Handel mit Sorge in die nähere Zukunft blicken. Auch die Lieferzuverlässigkeit bleibt auf einem niedrigen Niveau.

Berlin, 10.01.2022 – Seit Oktober 2020 befragt DER MITTELSTANDSVERBUND gemeinsam mit dem IFH Köln die Anschlusshäuser der gewerblichen Verbundgruppen nach ihrer wirtschaftlichen Lage sowie den Erwartungen für die Zukunft. Die jüngste Erhebungswelle im Dezember 2021 bestätigt nun klar die Trendumkehr hinsichtlich der wirtschaftlichen Situation der Unternehmen, die sich schon im Vormonat andeutete. Mit leichter Zeitverzögerung sind nun sowohl die Bewertung der aktuellen Geschäftslage als auch die Prognose für die zukünftige Entwicklung stark eingebrochen. Dabei sind beide Einschätzungen weitgehend deckungsgleich: So bewerten 55 % der befragten Unternehmen – darunter hauptsächlich Einzelhändler – ihre aktuelle Lage im Vergleich zum Vorjahresmonat als eher negativ oder sogar sehr negativ. In Bezug auf die zukünftige Entwicklung gehen 56 % von einer weiteren Verschlechterung der Geschäftslage aus. Diese Ergebnisse sind grundsätzlich alarmierend, da sie in die üblicherweise sehr umsatzstarke Vorweihnachtszeit fallen. Durch zuletzt wieder deutlich strengere Corona-Auflagen auch für den stationären Handel scheinen die Umsätze nun aber zurückzugehen.

In der Erhebung des Mittelstandstrackers im Dezember 2021 setzt sich die Trendumkehr beim Geschäftsklima fort.Hierzu passt, dass im Dezember 29 % der Unternehmen angaben, dass die durchschnittliche Bestell- bzw. Rechnungshöhe in den letzten Wochen stark gesunken sei – eine deutliche Steigerung im Vergleich zum November (12 %). Die Umsatzeinbußen sorgen auch dafür, dass die Corona-Wirtschaftshilfen wieder relevanter werden. Gleichzeitig liegt der Anteil der Unternehmen, welche die bisherigen Corona-Wirtschaftshilfen für ausreichend halten, mit 38 % weiterhin auf einem sehr hohen Wert. Dennoch beantragen die betroffenen Unternehmen nun wieder stärker öffentliche Zuschüsse sowie Kurzarbeitergeld. Bei der Überbrückungshilfe als zentralem Hilfsinstrument fällt auf, dass viele Unternehmen nun offenbar im Zuge der veränderten Geschäftserwartungen nachträgliche Änderungen an ihren Anträgen vornehmen müssen. Analog dazu hat sich die Eigenkapitalausstattung gegenüber dem November leicht verschlechtert, sodass auch mehr Unternehmer privates Kapital einbringen. Kredite spielen zur Überbrückung finanzieller Engpässe hingegen kaum eine Rolle.

Eine ganz leichte Entspannung könnte es aber bei derseit Monatendrängendsten Herausforderung  geben: den Lieferengpässen bei vielen nachgefragten Produkten. Zwar sehen unverändert die meisten Unternehmen den Bereich Beschaffung, Lager und Logistik am stärksten von der Corona-Krise betroffen. Denn die anhaltenden Lieferprobleme stellen die Unternehmen – gerade im Einzelhandel und vor dem Hintergrund des Weihnachtsgeschäfts – vor zusätzliche Probleme. Allerdings hat sich in der vorliegenden Erhebung der Anteil der Unternehmen, die eine weitere Verschlechterung der Lieferzuverlässigkeit in den letzten Wochen beklagen, etwas verringert. Er liegt aber immer noch bei 84 %. Anders als noch im November zeigen auch die Kurven für die Warenverfügbarkeit sowie für die eigene Angebotsvielfalt in den kommenden Wochen leicht nach oben. Ob dieser Befund tatsächlich belastbar ist, müssen die kommenden Monate zeigen. Maßgeblich hängt die weitere Entwicklung davon ab, wie lange die derzeitigen globalen Lieferengpässe für eine Vielzahl von Waren anhalten werden und in welchem Ausmaß sich die jeweiligen Maßnahmen zur Eindämmung der aktuellen Corona-Varianten auf Produktion und Logistik auswirken.

Beim Mittelstandstracker handelt es sich um eine regelmäßige Online-Befragung unter den Anschlusshäusern der Verbundgruppen, die im Auftrag des MITTELSTANDSVERBUNDES durch das IFH Köln durchgeführt wird. Die in Form einer Panelerhebung durchgeführte Umfrage soll nicht nur Erkenntnisse über den wirtschaftlichen Status Quo der kooperierenden Unternehmen liefern, sondern auch Einstellungen und Veränderungen zu aktuellen Themen beleuchten. Die Kontinuität der Befragung über regelmäßige Wellen soll diese Veränderungen sichtbar machen. Die Umfrage ist von den Anschlusshäusern leicht aufzurufen und kann schnell in wenigen Minuten ausgefüllt werden.

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