Entgelttransparenz: neue Bürokratie ohne Nutzen

Die Pläne des Familienministeriums drohen, Bürokratie und neue Berichtspflichten für Unternehmen zu schaffen, ohne etwas an Entgeltunterschieden zu ändern. Denn diese liegen vor allem an unterschiedlichem Berufswahlverhalten und Erwerbsbiografien von Männern und Frauen.

Berlin, 22.04.2015 — Das Bundesfamilienministerium plant ein Entgelttransparenzgesetz. Die Schwerpunkte sollen sein:

  1. eine Berichtspflicht zur Entgeltgleichheit im Lagebericht für Unternehmen ab 500 Beschäftigten,
  2. individuelle Auskunftsansprüche für Beschäftigte zu ihrer entgeltlichen Eingruppierung
  3. sowie die Aufforderung an Unternehmen, mithilfe verbindlicher Verfahren erwiesene Entgeltdiskriminierung zu beseitigen.

Der Referentenentwurf ist für Frühsommer 2015 geplant.

DER MITTELSTANDSVERBUND kritisiert die Pläne von Bundesfamilienministerin Schwesig als teuren Showeffekt. "Den Unternehnemn würden durch ein solches Gesetz neue Lasten auferlegt, die wirklichen Ursachen für unterschiedliches Erwerbsverhalten von Männern und Frauen - Berufswahl und nach wie vor schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie - geht die Poitik dagegen nicht an", kritisiert die Arbeitsrechtsexpertin Judith Röder.

Entgeltdiskriminierung ist bereits nach geltendem Recht verboten. Auch Tarifverträge gewährleisten eine diskriminierungsfreie Entlohnungnach Qualifikation und Leistung.

"Das Gesetzesvorhaben droht, immense Bürokratie und neue Berichtspflichten für Unternehmen zu schaffen, ohne etwas an Entgeltunterschieden zu ändern", warnt Röder. Der gesamtwirtschaftliche Entgeltunterschied zwischen Männern und Frauen liege vor allem an unterschiedlichem Berufswahlverhalten und Erwerbsbiografien. "Frauen entscheiden sich seltener für Branchen und Berufe mit besseren Verdienst- und Karrierechancen, sie arbeiten öfter in Teilzeit, haben mehr Erwerbsunterbrechungen und erreichen damit auch seltener Führungspositionen", erklärt die MITTELSTANDSVERBUND-Geschäftsführerin. Um ihre Erwerbs- und Karrierechancen zu verbessern, seien vor allem mehr hochwertige und bezahlbare Ganztagskinderbetreuung und -schulen sowie eine bessere Berufsorientierung nötig.

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