Tarifpolitik 2018

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat erstmals einen Tarifpolitischen Bericht veröffentlicht. Dieser Report wird künftig zweimal pro Jahr über das Tarifgeschehen in Deutschland informieren.

Berlin, 28.8.2018 - Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat am 25. Juli 2018 erstmals einen Tarifpolitischen Bericht zum ersten Halbjahr 2018 zum Thema „Arbeitszeit zurück auf der Agenda“ veröffentlicht. Dieser Report wird künftig zweimal jährlich über das Tarifgeschehen in Deutschland informieren.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat am 25. Juli 2018 erstmals einen Tarifpolitischen Bericht zum ersten Halbjahr 2018 zum Thema „Arbeitszeit zurück auf der Agenda“ veröffentlicht.Im Report werden die Eckdaten ausgewählter Tarifabschlüsse im ersten Halbjahr des laufenden Tarifjahres dargestellt. Er berichtet über die laufenden Tarifverhandlungen und gibt einen Ausblick auf die anstehenden Tarifrunden in diesem Jahr. Zusätzlich werden die Ergebnisse des IW- Konfliktbarometers im ersten Halbjahr 2018 vorgestellt.

Im Detail berichtet der Report über die Inhalte der Tarifrunden 2018: Neben dem Entgelt stand in einigen Verhandlungen auch das Thema Arbeitszeit auf der Agenda.

  • In der Metall- und Elektro-Industrie setzte die IG Metall eine „kurze Vollzeit“ durch, die Arbeitnehmern in Vollzeit das Recht einräumt, die Wochenarbeitszeit vorübergehend für maximal zwei Jahre auf bis zu 28 Stunden zu reduzieren. Dieser Anspruch ist mit dem Recht verbunden, wieder zur Vollzeit zurückzukehren. Im Gegenzug erhalten die Unternehmen der Branche mehr Möglichkeiten, mit Mitarbeitern, die dies wollen, längere Wochenarbeitszeiten als die tariflich geregelten 35 Stunden zu vereinbaren.
  • Der Tarifvertrag beinhaltet für 2018 eine Entgelterhöhung von 4,3 Prozent und eine Einmalzahlung von 100 Euro. Anstelle einer zweiten Stufenanpassung wird ab 2019 im Juli eines jeden Jahres ein tarifliches Zusatzgeld (T-ZUG) gezahlt. Dieses besteht aus zwei Komponenten: (1) Ei- nem Festbetrag von zunächst 400 Euro und ab 2020 einem Festbetrag in Höhe von 12,3 Prozent des Grundentgelts der jeweiligen Eckentgeltgruppe eines Tarifbezirks. (2) Einer tariflichen Sonderzahlung von 27,5 Prozent eines Monatsentgelts. Diese Sonderzahlung können Schichtarbeiter, Eltern mit jüngeren Kindern oder Beschäftigte mit pflegebedürftigen Angehörigen wahlweise in acht freie Tage umwandeln. Die Laufzeit beträgt 28 Monate.
  • Bei der Deutschen Post wurde ein Wahlmodell eingeführt: Die Beschäftigten entscheiden selbst, ob sie lieber Lohnerhöhungen oder mehr Freiheit haben möchten. Der Tarifabschluss sieht eine zweistufige Erhöhung von insgesamt 5,1 Prozent (3,0 und 2,1 Prozent) sowie eine Einmalzahlung von 250 EUR bei einer Laufzeit von 28 Monaten vor. Der Arbeitnehmer muss künftig in jedem Jahr neu darüber entscheiden, ob er mehr Entgelt oder mehr Freizeit haben möchte. Eine nicht voll genommene Entlastungszeit ist nicht übertragbar, sondern wird zum 31.12. eines Kalenderjahres abgegolten. Voraussetzung für eine Inanspruchnahme ist, dass ihr keine betrieblichen Interessen entgegenstehen.
  • Auf den ersten Blick erzielte die IG Bauen-Agrar-Umwelt mit einem Lohnzuwachs für 2018 von 5,7 Prozent im Westen und 6,6 Prozent im Osten einen Rekordabschluss. Dieser relativiert sich aber, wenn die lange Laufzeit mitberücksichtigt wird. Insgesamt hat die Tariflohndynamik in den ersten Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahr spürbar zugenommen.
  • Der Abschluss für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes (Bund und Kommunen) sieht eine dreistufige Lohnerhöhung von insgesamt rund 7,5 Prozent bei einer Laufzeit von 30 Monaten vor. Es gab aber keine einheitlichen Lohnerhöhungen, sondern nach Entgeltgruppen und Erfahrungsstufen differenzierte. Für Berufsanfänger und die unteren Einkommensgruppen wurden überdurchschnittliche Entgeltsteigerungen vereinbart. In drei Stufen steigen die Einstiegsgehälter bis zum März 2020 in fast allen Entgeltgruppen zwischen 10,21 und 13,41 Prozent. In der Erfahrungsstufe 5 (mindestens 10 Jahre Berufserfahrung) sind noch Steigerungen von insgesamt 6,70 Prozent bis 10,20 Prozent vorgesehen.

Im März und April stiegen die Tarifverdienste um 2,8 Prozent, im Mai sogar um 4,0 Prozent. 2017 lag der Zuwachs noch bei durchschnittlich 2,1 Prozent. Die neue Dynamik wird sich wohl auch im 2. Halbjahr 2018 fortsetzen.

Im Vergleich zum Vorjahr verliefen die Tarifverhandlungen weniger kooperativ. Besonders konfliktreich ging es in der Metall- und Elektro-Industrie zu. Diese Tendenz zu weniger kooperativen Verhandlungen könnte sich im zweiten Halbjahr 2018 fortsetzen. Dann drohen vor allem in der Druckindustrie und bei der Fluggesellschaft Ryanair Konflikte. Spannend werden auch die Tarifverhandlungen bei der Deutschen Bahn, wo sich weiterhin keine Kooperation zwischen den rivalisierenden Gewerkschaften andeutet.

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