Zwischenruf - Einzige tragfähige Strategie: Testen, testen, testen

Auch wenn die EU nach dem Vorpreschen der USA jetzt massiv Geldmittel für die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Corona einsetzt, so ist dieser Weg nur bedingt für die nahe Zukunft erfolgversprechend. Denn bei noch so optimistischen Prognosen wird es Jahre dauern, bis das passende Mittel erforscht, getestet und in nötiger Menge verfügbar ist. Ein Zwischenruf von MITTELSTANDSVERBUND-Hauptgeschäftsführer Dr. Ludwig Veltmann.

Berlin, 04.05.2020 - Die radikale Unterbindung von physischen Kontakten und damit des sozialen Lebens ist den Menschen jedoch nicht auf Dauer vermittelbar. Bereits jetzt hat sie eine lebhafte Debatte über die Menschenwürde ausgelöst – angefacht durch die Äußerungen von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, nach denen der Schutz des Lebens zwar ein elementares, aber eben nicht das einzige Element eines Wertekanons für verantwortliches politisches Handeln sein könne.

MITTELSTANDSVERBUND-Hauptgeschäftsführer Dr. Ludwig VeltmannSo bleibt bei nüchterner Betrachtung nur eine einzige politische Option, die aktuell wirklich belastbar und mit gutem Willen auch realisierbar ist: ein hochfrequentes und massenhaftes Testen. Würden beispielsweise alle Mitarbeiter eines Unternehmens oder einer Einrichtung und deren Kontaktpersonen aus dem privaten und beruflichen Umfeld regelmäßig getestet in von Virologen als sinnvoll erachteten Intervallen, könnten sie ohne weitere Einschränkungen ihrer Arbeit wieder geordnet und im Hinblick auf das Corona-Virus nahezu risikofrei – zumindest aber mit einem extrem geminderten Risiko – nachgehen. Gleiches müsste freilich für die Kunden gelten. Nur diejenigen dürften das Unternehmen betreten, die entsprechende Testergebnisse vorweisen können.

Im Positivfalle muss natürlich weiterhin konsequente Quarantäne verhängt werden. Negativ getestete Kontaktpersonen könnte man hingegen von der Quarantänepflicht befreien.

Aktuell könnten wöchentlich bereits knapp eine Million Tests durchgeführt werden. Warum aktuelle Regeln aber dazu führen, dass nicht mal die Hälfte davon auch genutzt wird, ist nicht nachvollziehbar und erscheint überdies unverantwortlich. Gesundheitsinstitutionen und Politiker mit Gewicht müssen das mit aller Macht forcieren. Eine wirkungsvollere Bekämpfung des Virus als zu testen, zu testen, zu testen ist derzeit nicht denkbar. Mehr Entschlossenheit wäre deshalb angeraten, um in kürzester Zeit Millionen Tests pro Tag durchführen zu können und auch durchzuführen.

Auch wenn der gegen Massentests allgemein und auch vom RKI formulierte Einwand, dass wer heute positiv getestet werde, sich schon morgen wieder infizieren könne und nur eine Momentaufnahme festgestellt werde, nicht grundsätzlich zu widerlegen ist, reduzieren sie die Wahrscheinlichkeit auf einen minimalen Bruchteil. Schlussendlich unterscheidet sich die Wirksamkeit nicht von der – sich leider aktuell dahinziehenden – Einführung einer Contact-Tracing-App, um die Infektionsketten schnell und zuverlässig unterbinden zu können. Denn auch die App kann Personen nicht identifizieren, von denen noch kein positives Testergebnis vorliegt, die aber trotzdem schon Virusträger sind.  

Statt aber immer neue sich widersprechende Zielvorgaben für eine teilweise willkürliche Öffnung zu verkünden, sollten die Verantwortlichen in Wissenschaft und Politik aus den besten bestehenden Modellen (vor allem Südkorea, Taiwan) lernen, wie eine kurz- und langfristige Lösung der Corona-Attacke aufgebaut werden kann, die das soziale und wirtschaftliche Leben erträglich macht, unabhängig davon, wie lange es noch dauert, bis ein Impfstoff gefunden ist, der weltweit eingesetzt werden kann.

Jetzt muss also es darum gehen, mit Massentests möglichst alle Infizierten zu finden, bevor sie das Virus verbreiten können. Wenn zudem eine effiziente Tracing-App potentielle Neuinfizierungen schnell anzeigt und Infizierte mit schwachen Symptomen nicht zuhause bleiben, sondern in geeigneten Quarantäne-Einrichtungen (zum Beispiel in angemieteten Hotels) untergebracht werden, könnte schnellstmöglich die Rückkehr in eine Normalität eingeleitet werden, ohne den völlig ungewissen und fernen Zeitpunkt bis zu einer Verfügbarkeit des Impfstoffes abzuwarten. Auf diesem Wege könnten auch die ohnehin schon gewaltigen volkswirtschaftlichen Kosten der Pandemie-Bekämpfung beherrschbar sein und Wirtschaftsunternehmen, Bildungs- und Kulturbetriebe wieder eine echte Perspektive bekommen und bald wieder ihren gesellschaftlichen Aufgaben gerecht werden.  

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