Startups: Eine Chance für den Mittelstand?

Haben Verbundgruppen und Startups Potential zur Partnerschaft? Ja, zeigt MITTELSTANDSVERBUND-Hauptgeschäftsführer Dr. Ludwig Veltmann beim „Netzwerktreffen Mittelstand“ in Berlin. Das beweisen auch Beispiele aus dem Verband.

Berlin, 27.10.2016 – Was im kalifornischen Silicon Valley einst als Alleinstellungsmerkmal galt, hat sich längst auch in Berlin etabliert. Die Startup-Szene in der Bundeshauptstadt blüht. Und auch in der restlichen Republik ist der Trend zu neuen Geschäftsmodellen zunehmend spürbar. Die Gründer sind im Begriff, sich zum ernstzunehmenden Konkurrenten der jungen Firmen aus San Francisco zu etablieren.

Dass innovative Ideen der neuen Unternehmen für den Mittelstand von großer Bedeutung sein können, diskutierten die Teilnehmer des „Netzwerktreffens Mittelstand“ am 27. Oktober in Berlin. Die Veranstaltung fand im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) statt. Das Ministerium ist auch Initiator des Zusammentreffens, das sich jährlich zweimal trifft.

Die Zusammenarbeit mittelständischer Unternehmen mit Startups funktioniert, erklärte Dr. Kai Morgenstern. Der Projektleiter im Fachbereich Innovation des Rationalisierungs- und Innovationszentrums der Deutschen Wirtschaft belegte eindrucksvoll, dass bereits zahlreiche Kooperationen existieren würden.

43 Prozent der Unternehmen kooperieren mit Startups

„Man muss neugierig und offen sein, Kontakte mit Startups auszubauen“, so Dr. Ludwig Veltmann. In seinem Vortrag erklärte der Hauptgeschäftsführer des MITTELSTANDSVERBUNDES, warum die Kooperation mit jungen Unternehmen eine Chance für den Mittelstand ist. „Die Digitalisierung fordert uns heraus“, so Veltmann. „Wir sind ständig in Bewegung. Neue Geschäftsmodelle, veränderte Wertschöpfungsketten und neue Wettbewerber verlangen dynamisches Handeln.“ Rund 43 Prozent der Mittelständler kooperieren bereits mit Startups.

Beispiele dafür gibt es genug. So nahm die Möbelkooperation GfmTrend den Online-Händler Home24 im Jahr 2013 als Mitglied auf. „Der Weg dahin war nicht einfach, doch beide Seiten können voneinander lernen“, erklärte Veltmann. Andere Verbundgruppen beteiligen sich finanziell an den jungen Unternehmen. So hält die Elektrofachhandelskooperation EletronicPartner seit 2012 rund 25 Prozent der Anteile an notebooksbilliger.de. Eine Partnerschaft, die sich auch für die lokalen Anschlusshäuser der Verbundgruppe lohnt, denn diese können auch auf den Bestand des Online-Anbieters zurückgreifen.

Dass Startup-Kooperationen aber keine Branchenbesonderheit sind, zeigt auch der Lebensmitteleinzelhandel. So gründete die REWE Group im Jahr 2013 das eigene Startup-Unternehmen „REWE Digital“. „Die Handelskooperation baut damit ihre Online-Aktivitäten kräftig aus“, so Veltmann. Ein gelungener Schritt mit Blick auf die Konkurrenz auf dem Lebensmittelmarkt in Amerika. Inzwischen biete das Unternehmen zahlreiche Dienstleistungen rund um Digital Commerce, Digital Marketing und Software an.

Startups von heute sind der Mittelstand von morgen

„In der digitalen Aufholjagd können Startup-Unternehmen Verbundgruppen mit innovativen Ideen bereichern. Diese wiederum können von dem Know-how mittelständischer Betriebe lernen“, erklärt der Hauptgeschäftsführer. Das sei auch gerade mit Blick auf die schwindende Ladenfrequenz des stationären Handels eine gewinnbringende Idee, um lokale Händler vor Ort zu stärken.

Einig waren sich die Teilnehmer darin, dass die Zusammenarbeit grundsätzlich weiter ausgebaut werden sollte. Schließlich ist die Startup-Generation von heute der Mittelstand von morgen, denn viele traditionelle Unternehmen stehen in den kommenden Jahren vor einem Generationenwechsel.

580.000 Unternehmen suchen Nachfolger

Rund 580.000 Mittelständler werden nach Zahlen der KfW-Förderbank bis 2017 einen Nachfolger suchen, erklärte Dr. Susanne Hepperle, Abteilungsleiterin für Mittelstandspolitik im BMWi. Entwarnung gab Dr. Rosemarie Kay des Instituts für Mittelstandsforschung aus Bonn. Aus ersten Ergebnissen des „Zukunftspanels Mittelstands“ berichtete sie, dass kaum volkswirtschaftliche Probleme zu erwarten seien.

Dennoch herrschte viel Einigkeit unter den Teilnehmern, dass das Thema nach wie vor wenig Beachtung findet. Digitale Angebote können da helfen. So beschrieb die wissenschaftliche Mitarbeiterin des EMF-Instituts der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin, Laura Marwede, wie Unternehmen anonym und qualifiziert im Internet zur Nachfolge beraten werden können. Das Institut bietet z.B. über das vom BMWi geförderte Projekt „ICON“ eine Online-Plattform namens Nachfolge-in-Deutschland.de an, um auf den Generationenwechsel aufmerksam zu machen. Trotzdem wurde deutlich, dass es Lösungen geben muss, um die Geschäftsführung langfristig für die Nachfolge zu sensibilisieren. Denn nur wenn die Weichen frühzeitig gestellt werden, kann auch langfristig ein Unternehmermangel vermieden werden.

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