Ergebnisse der CSR-Konsultation liegen vor

Die EU-Kommission hatte am 29.04.2014 eine Konsultation zur sozialen Verantwortung von Unternehmen (CSR) gestartet. Der nun vorgelegte Abschlussbericht zeichnet ein positives Bild der bisherigen Nachhaltigkeitsstrategie der Kommission. Bei genauerem Hinsehen wird dieses aber relativiert.

Brüssel, 07.01.2015 — Der Abschlussbericht zur CSR-Konsultation der EU-Kommission könnte den Titel "Weiter so" tragen. Denn danach hätten die Ergebnisse der sechsmonatigen Umfrage die bisherige Strategie der Kommission zur Förderung der sozialen Verantwortung von Unternehmen bestätigt. So habe sich die überwiegende Mehrheit der 523 Antworten dafür ausgesprochen, dass sie auch weiterhin eine führende Rolle beim Thema CSR einnehmen solle. Bei genauerem Hinsehen befürworteten dies allerdings hauptsächlich die Vertreter der Zivilgesellschaft. Nur wenige Wirtschaftsvertreter sprachen sich für ein noch weitergehendes Engagement der Kommission beim Thema CSR aus. Insgesamt relativiert sich also die von der Kommission in ihrem Abschlussbericht gezeichnete breite Unterstützung.

Dies wird auch an anderer Stelle deutlich: Nach Auffassung der Kommission stehen Wirtschaft und Zivilgesellschaft in einem Spannungsverhältnis: Auf der einen Seite müssten jegliche Initiativen der sozialen Verantwortung von den Unternehmen selbst umgesetzt werden. Denn die Art und Weise der Umsetzung entscheide in jedem Einzelfall über Erfolg oder Misserfolg von CSR. Auch seien es die Unternehmen, die von der Wahrnehmung ihrer sozialen Verantwortung langfristig profitieren und damit wichtige Impulse für die europäische Wirtschaft geben würden.

Auf der anderen Seite sei es aber Aufgabe der Zivilgesellschaft, die Einhaltung der einmal festgelegten CSR-Standards zu überwachen und eventuelle Probleme aufzuzeigen. Die unterschiedlichen Lager sind sich aber einig, dass über die soziale Verantwortung von Unternehmen umfassend informiert werden muss. Außerdem sollten kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in den Fokus der künftigen CSR-Politik rücken.

Thema der Konsultation waren auch die im Vorfeld äußerst kontrovers diskutierten Berichtspflichten über nicht-finanzielle Interessen von Unternehmen. Durch eine Gesetzesänderung sind nun alle Unternehmen von öffentlichem Interesse verpflichtet, Angaben nicht-finanzieller Art in ihren Jahresabschlussberichten zu machen. Nach Auffassung der Kommission könnten Investoren auf der Grundlage dieser umfassenden Informationen nachhaltigere Entscheidungen treffen.

Die EI-Kommission definiert Corporate Social Responsibility (CSR) als ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu integrieren. Aus der Sicht des MITTELSTANDSVERBUNDES greift diese Definition zu kurz. "Sie umfasst zwar richtigerweise Themen wie die Einhaltung von Arbeitnehmerrechten, die Zahlung von Mindestlohn, die Ausbildung von Fachkräften sowie einen umfangreichen Umweltschutz", erklärt der Europaexperte des Verbandes, Tim Geier. "Diese Werte sind aber bereits seit langem ein fester Bestandteil der Mittelstandskultur in Deutschland."

Mit seinen Initiativen "Mittelstand für Energieeffizienz" und bietet DER MITTELSTANDSVERBUND Möglichkeiten, das soziale Engagement seiner 320 Mitgliedskooperationen und deren 230.000 angeschlossenen Handels-, Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen weiter auszubauen. "Soziale Verantwortung umfasst jedoch mehr“, so Geier. Mittelständische Unternehmen engagierten sich vielfach vor Ort und unterstützten damit das lokale Umfeld. "Dieser Wertekodex in kleinen und mittleren Unternehmen erklärt zu weiten Teilen den Erfolg des Mittelstandes im internationalen Bereich, insbesondere in Krisenzeiten", erklärt der Leiter des MITTELSTANDSVERBUND-Büros in Brüssel.

Der Mittelstand unterliegt (noch) nicht den nicht-finanziellen Berichtspflichten. Die Konsultation zeigt aber, dass die EU-Kommission auf umfassendere Berichtspflichten setzt. DER MITTELSTANDSVERBUND lehnt diese ab. "Im europäischen Bereich werden wir uns weiterhin dafür eintreten, dass gute und vor allem freiwillige Ansätze, die aus den Unternehmen selbst kommen zwar durch die Kommission unterstützt werden sollten, jedoch keinesfalls einem allzu engen Korsett der europäischen Rechtsetzung unterliegen dürfen", erklärt Geier. Denn nur so würden Unternehmen die notwendige Flexibilität behalten, "damit sie innovativ sein und ein auf ihr Umfeld abgestimmtes Konzept entwickeln können" – "Auf diesen von der Kommission selbst formulierter Ansatz werden wir sie in der aktuellen Diskussion erneut hinweisen.“

Weitere Informationen:

Konsultation zur sozialen Verantwortung von Unternehmen
Konsultation der EU-Kommission zu CSR
CSR: Rechtsausschuss nimmt Trilogergebnis an
Trilogeinigung über nichtfinanzielle Berichtspflichten
CSR: EP-Rechtsausschuss stimmt für Ausweitung der Berichtspflichten
Hollmann fordert EU-Kommission auf: Nachhaltigkeit muss freiwillig bleiben!

Seite drucken

Ansprechpartner

Tim GeierDER MITTELSTANDSVERBUND
Tim Geier Geschäftsführer Büro Brüssel Mehr Infos
DER MITTELSTANDSVERBUND
E-Mail schreiben
Zurück zur Übersicht