Generalversammlung von Independent Retail Europe identifiziert Verbrauchertrends des digitalen Zeitalters

Die diesjährige Generalversammlung des europäischen Spitzenverbands selbständiger Einzelhändler stand ganz im Zeichen des Umbruchs: Digitalisierung und das Nachhaltigkeits-Bewusstsein der Verbraucher erfordern ein Umdenken im Handel. Die vorgestellten Strategien und Praxisbeispiele zeigten dabei überzeugend, wie der Handel der Zukunft aussehen kann.

Stockholm, 10.10.2019 - Dieses Jahr lud der ICA-handlarnas Förderbund – eine schwedische Verbundgruppe im LEH – die Mitglieder von Independent Retail Europe nach Stockholm ein. Bereits am Vortag der Generalversammlung hatten die Teilnehmer Gelegenheit, Einblicke in die ICA-Strategie zu bekommen. Die Vertreter der nunmehr seit über 100 Jahren bestehenden Verbundgruppe stellten ihr Zukunftskonzept für den mittelständischen Einzelhandel vor. Auch wenn die Wachstumszahlen der Verbundgruppe mehr als solide sind, diversifiziert die ICA Group ihr Angebots-Portfolio seit mehreren Jahren: Ein Immobilien-Pool gehört daher ebenso zum Stammangebot wie eine eigene Bank. Zur Belebung des Einzelhandels setzt die ICA Group zudem auf strategische Partnerschaften mit Apotheken und Medizinern. In allen Bereichen hat dabei die Digitalisierung Einzug gehalten; Händler werden durch Apps, Online-Dienste und Kunden-Bindungs-Elemente unterstützt.

Handel – Die nächst Generation: Generalversammlung von Independent Retail Europa identifiziert die Verbrauchertrends des digitalen ZeitaltersZudem verkündete die ICA Group jüngst ihre ambitionierten Nachhaltigkeitsziele: Einweg-Plastikprodukte sollen bis 2020 komplett aus dem ICA-Sortiment verschwinden. Bis 2022 sollen alle über ICA bezogenen Produkte recyclebar oder wiederverwendbar sein. Und bis 2030 sollen alle Verpackungen aus reycleten Plastik oder Alternativstoffen bestehen. Zudem stehen Händlern zur nachhaltigen Gestaltung ihrer Geschäfte umfassenden Finanzprodukte der ICA-eigenen Bank zur Verfügung. 

Neuer IRE-Präsident

Am Folgetag wählte die IRE-Generalversammlung einstimmig Thomas Nonn, Bereichsvorstand der REWE Group, zum neuen Präsidenten von Independent Retail Europe. Nonn betonte, dass in der Zukunft der Erfolg selbstständiger Einzelhändler – unterstützt durch Genossenschafts- oder Kooperationsmodelle – gegenüber der Politik deutlicher artikuliert werden müsse. Auch DER MITTELSTANDSVERBUND bestätigt diese Einschätzung und gratuliert Thomas Nonn erneut zu der Wahl.

Händler hervorheben

Auch das erste Panel der Generalversammlung stand ganz unter dem Zeichen des einzelnen Händlers. Wie dabei auch die Europäische Kommission den mittelständischen Einzelhandel in den Fokus rückt, stellte Damir Hajduk, Head of Unit DG GROW der Europäischen Kommission und zuständig für die Modernisierung des Binnenmarktes vor. Nach einem kurzen Überblick über die bisherigen Aktivitäten stellte Hajduk aktuelle Ansätze zur Unterstützung des Einzelhandels vor. So beschäftige sich die Europäische Kommission mit der Thematik territorialer Lieferbeschränkungen. Eine Studie soll dabei herausfinden, inwieweit sich Lieferanten den europäischen Binnenmarkt aufteilen und unterschiedliche Konditionen – abhängig vom Besteller-Land – verlangen. Im Zusammenhang mit der aktuellen Nachhaltigkeits-Diskussion betonte Hajduk zudem, dass eine umfassende Kommunikation der Unternehmen notwendig sei, um den öffentlichen Diskurs zu versachlichen und die Wahrnehmung bereits existierender guter Initiativen in den Betrieben zu steigern.

Im Anschluss daran stellten Experten aus Verbundgruppen, Wissenschaft und Wirtschaft aktuelle Trends in der Digitalisierung sowie die notwendigen betrieblichen Veränderungen vor. Klar wurde dabei: Die Transformation muss in jedem einzelnen Betrieb geschehen, sie wird umfassend sein und viel Geld kosten. Kooperationen im Verbund aber auch in andere Dienstleistung- und Handelsbranchen sind dabei ein wichtiges Element, den Anspruch des Verbrauchers nach umfassenden Angeboten zu befriedigen. 

Authentizität im Handel

Die bislang in der Konferenz vielzitierte Konzentration auf den einzelnen Händler erforderte selbstverständlich die Vorstellung einiger Praxisbeispiele, wie den neuen Anforderungen genüge getan wird. Eindrucksvoll stellte dabei vor allem Andrea Flammuth, Kauffrau und Inhaberin des Kölner REWE-Geschäfts „Andrea´s REWE“ ihr Ladenkonzept vor. Bereits nach den ersten Minuten des Vortrags wurde klar: Hier wird Nachhaltigkeit gelebt und praktiziert: Von den Räumlichkeiten (ein Gebäude und eine Inneneinrichtung, die den höchsten Energieeffizienz-Kriterien entsprechen), über die Auswahl und Bevorzugung lokaler und nachhaltiger Produkte, bis hin zur modernen und verantwortungsvollen Mitarbeiter-Führung – Flammuth´s Konzept überzeugte auf voller Linie. Ihr Erfolgsrezept dabei: Authenzität und Glaubwürdigkeit gegenüber den Kunden. Nur so lasse sich auf Verbraucherseite der Mehrwert solcher Laden-Konzepte verankern und ein wirtschaftlicher Erfolg realisieren.

Fazit

Es zeigt sich: Der selbstständige Einzelhandel in Europa ist vielschichtig – so wie die Verbraucher in den einzelnen Ländern. Die Zusammenarbeit im Verbund beweist sich gerade in Zeiten des Wandels als Erfolgsrezept, um die schnell folgenden und sofort umzusetzenden neuen Anforderungen zum Erhalt der eigenen Wettbewerbsfähigkeit zu realisieren. DER MITTELSTANDSVERBUND bedankt sich dabei ausdrücklich bei der IRE-Generalsekretärin, Else Groen, und ihrem Team, erneut die wichtigsten Trends in Europa identifiziert und zusammengetragen zu haben.

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