Generalversammlung von Independent Retail Europe: Unabhängig und widerstandsfähig

Die Generalversammlung des Europäischen Spitzenverbandes für Verbundgruppen unabhängiger Einzelhändler zeigte eindrucksvoll: Die Corona-Pandemie veränderte die Spielregeln, Kooperationen selbstständiger Einzelhändler konnten diese Situation meistern.

Brüssel 15.10.2020: Die heutige Generalversammlung von Independent Retail Europe erfolgte unter veränderten Vorzeichen: Die Corona-Pandemie wirft weiterhin ihre Schatten über die Einzelhandels-Landschaft. Die Konferenz fand daher ausschließlich per Videokonferenz statt. Diesen Einschränkungen zum Trotz zeichnete die Konferenz ein ausführliches und detailliertes Bild über die derzeitige Situation der Europäischen Kooperations-Welt.

Die Generalversammlung von Independent Retail Europe fand wegen der Coronapandemie ausschließlich per Videokonferenz stattThe Next Big Thing: Digital und Produktsicherheit

Marion Walsmann (MdEP, CDU, stellvertretende Vorsitzende des Rechtsausschusses) stellte die neuen Ansätze des Europäischen Parlaments hinsichtlich der Regulierung des Digitalen Binnenmarkts dar. Derzeit erarbeitet der Europäische Gesetzgeber an der künftigen Gestaltung des Plattform-Ökonomie. Zentrale Punkte der Diskussion dabei sind die Regulierung großer Plattformen sowie der Ausbau der Produktsicherheit im Online-Handel.

Walsmann stellte heraus, dass gerade Importe aus Drittländern die Produktsicherheit insgesamt gefährden. Neue Regeln sollten daher klarstellen, dass Plattformen für die Angebote der Plattform-Nutzer verantwortlich sein sollten. Gleichzeitig müssten Wege gefunden werden, um Einzelhändler nicht unverhältnismäßig stark zu belasten. Insgesamt sollte eine Situation geschaffen werden, in der die gleichen Regeln in der On- und Offline-Welt gelten.

Der neue Verbraucher nach Corona

Michael HAAS, Global Director Retail, GfK, stellte im Anschluss die neuen Trends im Verbraucherverhalten vor. Ein klarer Shift der Verbraucher-Transkationen fand in Richtung Online statt. Insgesamt waren die Konsum-Elektroniker die klaren Gewinner der Corona-Pandemie. Gleichzeitig legten Verbraucher mehr Wert auf gesunde Produkte und einen gesunden Lebensstil. Die schnelle Verfügbarkeit von Produkten und Dienstleistungen wurde während der Krise wichtiger in der Customer Journey.

Einzelhändler müssten daher nach Ansicht des Retail-Experten ihre Online-Angebote ausbauen und die Erreichbarkeit für den Verbraucher verbessern. Insgesamt bleiben die Umsatz-Ergebnisse über die gesamte Einzelhandelswelt in Europa für dieses Jahr stabil.

Erste Eindrücke aus dem Einzelhandel

Wie reagiert nun der Handel auf das neue Verhalten der Verbraucher? Darauf gab das erste Panel der Generalversammlung eindrucksvoll Antwort. Die Experten und Entscheider des kooperierenden Einzelhandels gaben unterschiedliche Einsichten in die Retail-Welt in Zeiten der Pandemie; In Frankreich haben die Verbraucher die individuellen Angebote der mittelständischen Händler gut angenommen, konstatierte Alexandra Boutelier, Generalsekretärin des französischen Verbands FCA. Hubertus Nölting, Hubertus NÖLTING, Verbandsdirektor – EDEKA Verband kaufmännischer Genossenschaften e.V. stellte zunächstdie tiefe Dankbarkeit der Verbraucher gegenüber dem Einsatz des Einzelhandels in diesen schwierigen Zeiten heraus. EDEKA erlebte insbesondere Herausforderungen in der Lieferkette aufgrund der zunächst geschlossenen Binnengrenzen. Auch unterschiedliche Corona-Regeln – wie aktuell wieder der Fall – erschweren die Arbeit der Einzelhändler. Jens Stroemnes, Managing Director – Expert International sah die Aufgabe der Zentralen vor allem in dem Aufbau schneller Distributions-Konzepte aufgrund der gestiegenen Online-Nachfrage. Darüber hinaus konnten die Zentralen ihren Mitgliedern in der Kommunikation gegenüber den Verbrauchern helfen. Die wichtige Message: Wir sind da und bieten weiterhin umfassenden Service!

Es zeigte sich, dass die Struktur der Verbundgruppen auch in Corona-Zeiten bewährt hat.

Was macht Europa?

Welche Unterstützungsmaßnahmen hat Europa bislang aufgesetzt, um gerade den mittelständischen Handel zu helfen? Mit dieser Frage befasste sich die zweite Diskussionsrunde der Generalversammlung.

Damien Hadjuk, Head of Unit E4 “Retail and Online Services” – Europäische Kommission, Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie und Unternehmertum und KMU stellte den Europäischen Recovery Fond vor. Dieser soll mit Garantien und direkten Zuschüssen die Wirtschaft in Europa stützen. Klar ist jedoch auch: Um an die Gelder heranzukommen, wird es für den Handel umständlich. Zudem wird die Unterstützung auf sich warten lassen– frühestens Mitte 2021 sollen die ersten Projekte gefördert werden.

Hans Carpels, CARPELS, Präsident von Euronics International sah den Schwerpunkt klar in der Förderung und Unterstützung der Unternehmen in der Weiterentwicklung der Digitalisierungsvorhaben. Gerade die Konsumelektronik-Branche hinkt im Wettbewerb mit großen Plattformen mindestens 10 Jahre hinterher.

Dr. Ludwig Veltmann, Hauptgeschäftsführer, DER MITTELSTANDSVERBUND – ZGV e.V. zeigte auf, dass Liquidität und entsprechende Unterstützungsmaßnahmen unbedingt weitergeführt werden müssen. Auf die aktuelle Lage in Deutschland hinweisend, stellte Veltmann zudem das Problem der unsicheren Zukunft der Warenkreditversicherungen vor. Hindernisse für einen erfolgreichen kooperierenden Einzelhandel seien insbesondere der verzerrte Wettbewerb im Online-Handel sowie die auch aktuell überbordende Bürokratie.

Fazit

Independent Retail Europe ist es auch unter diesen widrigen Bedingungen gelungen, wichtige Gesprächskanäle hin zur europäischen Politik zu öffnen und auf die wesentlichen Schwierigkeiten dieser Branche hinzuweisen.

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