Handel in der Digitalisierung: Generalversammlung von Independent Retail Europe

Die Europäische Union steht am Anfang der digitalen Transformation – die verbleibende Zeit der Juncker-Kommission steht ganz im Zeichen der Digitalisierung. Auf der Generalversammlung von Independent Retail konnten dabei neue Trends mit den politischen Entscheidungsträgern diskutiert werden.

Brüssel, 18.09.2017 – Viele Regeln des Einzelhandels stammen noch aus einer Zeit, in der der Online-Handel nur eine Idee war. Seitdem hat sich vieles verändert – nicht zuletzt die Marktstruktur des Handels. Mit enormen Wachstumsraten nehmen Online-Pure-Player dabei eine prominente Position im Handel ein. Daneben drängen – beflügelt durch neue Vertriebskanäle – auch die Hersteller immer aggressiver in den Einzelhandel.

Rechtsrahmen zeitgemäß?

Reger Austausch der Teilnehmer auf der Generalversammlung von Independent Retail EuropeDie Generalversammlung von Independent Retail Europe – des Europäischen Dachverbandes selbstständiger Einzelhändler – bot am 14. September 2017 daher die Möglichkeit, den bestehenden Rechtsrahmen auf seine Zeitgemäßheit hin zu überprüfen. Das Ergebnis: In vielen Fällen, hindern veraltete Regeln den kooperierenden Mittelstand daran, mit den neuen Marktteilnehmern Schritt zu halten.

Wie die Beiträge der Einzelhandels-Vertreter aus den verschiedenen Mitgliedstaaten zeigten, ist an den Ungleichgewichten im Markt nicht immer Brüssel schuld. Auch nationale Maßnahmen und Vorschriften verhindern einen echten Wettbewerb im Einzelhandel.

Dass die Konkurrenz das Geschäft belebt, ist dabei unbestritten – nur soll es eben gleiche Ausgangsvoraussetzungen für alle Beteiligten geben, so das Petitum vieler Vertreter der Verbundgruppen. Die Herausforderung bleibt dabei, in der politischen Diskussion die Argumente auf quantifizierbare Fakten zu stellen.

Die Zeit drängt, stellen viele Vertreter des kooperierenden Einzelhandels fest. Wenn nicht schnell Lösungen auf EU-Ebene getroffen werden, könnte es zu größeren Marktverschiebungen kommen. Die Zukunft des Mittelstands wäre dabei ungewiss.

Von Kühlschränken, Druckern und Drohnen

Diese berechtigte Kritik nahm auch die Vertreterin der Europäischen Kommission – Frau Claire Bury – Generaldirektorin Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologien, GD CONNECT und Kennerin des Einzelhandels an.

Die Kommission werde in der nahen Zukunft eine Reihe von Initiativen für die digitale Wirtschaft präsentieren. Bei der äußerst positiven Entwicklung des Sektors dürften jedoch nicht die klassischen Branchen in Vergessenheit geraten. Zudem müsse sich Europa mit vielen neuen Fragen beschäftigen: Big Data, autonomes Fahren, künstliche Intelligenz – wenn Europa ein Vorreiter in der Aufstellung von Grundsätzen in Sachen Berechtigung, Zuständigkeit aber auch Haftung sein möchte, sei nunmehr die Zeit, zu handeln.

Die Verbundgruppenvertreter wurden dabei ermutigt, ihre Einschätzungen und Auffassungen gegenüber der Europäischen Kommission zu äußern.

Fakten, Fakten, Fakten

Den Abschluss machte Alejandro Mondragon, Global Lead Retail, GfK. Da sein Institut über eine breite und vor allem weit zurückreichende Datengrundlage verfügt, konnte er äußerst aufschlussreich die Entwicklung des Online-Handels seit den 2000ern nachzeichnen. Dabei hätten sich Kundenbewegungen nicht nur verstärkt in die digitale Welt bewegt, vielmehr habe sich auch die Art und Weise der Produktsuche geändert. Wichtigstes Instrument ist mittlerweile des Smartphone, welches alle anderen Medien als Eingangstor zur Online-Shopping-Welt in den Schatten stellt.

Doch auch in der digitalen Welt erwarte der Kunde individuelle Erlebnisse. Passgenaue Lösungen seien dabei unabdingbar für eine erfolgreiche Kundenansprache. Hierbei würden aktuell neue Ansätze unter Zuhilfenahme künstlicher Intelligenz getestet. Die wohl interessanteste Einschätzung des Vortrags: Die Generation Z – eine Generation nach den Millennials – fühlt sich wieder verstärkt in den lokalen Handel gezogen. Dabei sollte man jedoch nicht an große Shopping-Malls denken – diese scheinen langsam ausgedient zu haben – vielmehr seien es auch hier die kleineren Shop-Konzepte, die auf dem Markt am erfolgreichsten sind.

Auch dieses Jahr war die Generalversammlung von Independent Retail Europe damit ein voller Erfolg. Zusammen mit dem europäischen Dachverband der Verbundgruppen selbstständiger Einzelhändler wird DER MITTELSTANDSVERBUND daher die neu angekündigten EU-Maßnahmen verfolgen und die Interessen des kooperierenden Mittelstandes in der politischen Diskussion platzieren.

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