Prof. Günther Otto: Querdenker und quirliger Geist

In einem Festakt wurde der geschäftsführende Vorstand der BÄKO Ost eG, Prof. Günther Otto, am 17. Juni in Dresden offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Für seine Verdienste um das Genossenschaftswesen erhielt er die Schulze-Delitzsch-Ehrennadel in Gold.

Dresden, 17.06.2015 — "Es ist mein erklärtes Ziel, Ihrer Genossenschaft ein eigenständiges, unverwechselbares und auch landestypisches Gesicht zu geben, strategische Ziele und Ergebnisse der Tagesarbeit stets an Ihren Wünsche und Forderungen zu messen, um in ständig wachsendem Umfang die Wettbewerbsfähigkeit Ihrer Handwerksbetriebe zu sichern." Mit diesen Worten stellte sich Prof. Günther Otto zu Beginn seiner Tätigkeit als geschäftsführender Vorstand den Mitgliedern der BÄKO Mittelsachsen eG vor. Das war 1993, seitdem ist viel passiert.

So heißt die Kooperation für Bäcker und Konditoren heute BÄKO Ost eG und beliefert 582 Bäcker- und Konditorenbetriebe in Sachsen und Brandenburg. "Sie ist ein Vorzeigeunternehmen und gehört zu den erfolgreichsten Regionalgenossenschaften in der BÄKO Gruppe", stellte Dirk Lehnhoff am 17. Juni in der BÖRSE DRESDEN fest. Der Vorstand des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes (DGRV) stellte im Rahmen der 108. Generalversammlung den Prüfbericht vor. Ergebnis: "keine Beanstandungen" – Business as usual sozusagen.

Verbundgruppe seit 1992 fast exponentiell gewachsen

Eine weitere bemerkenswerte Veränderung bei der BÄKO Ost seit 1993 ist die Umsatzentwicklung. Dieser betrug 1992 noch 23,2 Mio. Euro. Nicht ohne Stolz präsentierte Vorstandschef Otto den Jahresabschluss für 2014: 96,9 Mio. Euro. Die Genossenschaft musste im vergangenen Jahr zwar geringe Umsatzeinbuße hinnehmen. Die Mitglieder können sich dennoch über eine Dividende von sechs Prozent freuen. "Wir sind schuldenfrei, verfügen über Eigenkapital, qualifizierte Mitarbeiter und eine gesunde Struktur", bilanzierte Otto.

Gehen, wenn es am schönsten ist

Der Volksmund sagt, man soll gehen, wenn es am schönsten ist. Am 17. Juni – dem eigentlichen Tag der deutschen Einheit – ist Prof. Günther Otto in den Ruhestand eingetreten. Im Anschluss an die Generalversammlung wurde er im Rahmen eines Festakts feierlich verabschiedet.
"Professor Otto ist ein Visionär, der immer alle Fäden fest in der Hand hält und mit strategischem Geschick die BÄKO-Landschaft nachhaltig veränderte", lässt sich das Aufsichtsratsmitglied der BÄKO Ost eG, Matthias Brade, in einer Sonderveröffentlichung zitieren. Anerkennung und Dank für die Leistung des gebürtigen Leipzigers prägten auch die Festreden anlässlich der festlichen Verabschiedung. Sowohl Michael Wippler, Aufsichtsratsvorsitzender der BÄKO Ost eG, also auch Lutz Henning, Vorstandsvorsitzender der BÄKO-ZENTRALE NORD eG und Vizepräsident des MITTELSTANDSVERBUNDES lobten Ottos Kreativität und Innovativität. Die von ihm konzipierte Software BackBüro sei nur eines von vielen Beispielen.

MITTELSTANDSVERBUND-Präsident Hollmann: "Querdenker und quirliger Geist"

"Du gehörst zu den Verbundgruppenmanagern, denen man stets angemerkt hat, wie ihn die Frage nach dem Mehrwert seines Tuns für seine Mitglieder antreibt", brachte es der Präsident des MITTELSTANDSVERBUNDES, Wilfried Hollmann, bei seiner Ansprache auf den Punkt. Prof. Günther Otto war 16 Jahre lang Mitglied des Präsidiums des Spitzenverbandes der Mittelstandskooperationen. 17 Jahre war er zudem Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Gewerblicher Verbundgruppen (AGV), bzw. dessen Vorgängerverband.

"Mit deinem selbst gewählten Abschied von der BÄKO Ost eG, geht nun auch diese Ära für dich – und damit auch für uns - zu Ende", sagte Hollmann mit Bedauern. Er betonte, dass der Vizepräsident des MITTELSTANDSVERBUNDES "tiefe Spuren" hinterlassen habe. So habe Otto als "Querdenker" und "quirliger Geist" komplexe Themen scharf analysiert und immer wieder "überraschende Lösungen" gefunden.

"Gemeinsam mit dem MITTELSTANDSVERBUND haben wir viel für die Verbundgruppen bewegen können", stellte Hollmann fest. Die Reform des Insolvenzanfechtungsrechts etwa, die unmittelbar vor der Umsetzung steht, sei nur eines von vielen Beispielen. Nach geltender Rechtslage können vom Gericht eingesetzte Insolvenzverwalter bei zahlungsunfähigen Unternehmen unter bestimmten Voraussetzungen die Anfechtung erklären und bereits geflossene Zahlungen zurückfordern — und das bis zu zehn Jahre zurück. Dies stellt gerade für Genossenschaften ein großes Problem dar.

Besonders hob Hollmann das Engagement "des Professors" – wie er von Mitarbeitern und Weggefährten genannt wird – für die Ausbildung junger Menschen sowie für die Tarifarbeit als AGV-Vorsitzender hervor. "Leider kann ich in diesem Rahmen nicht auf alles eingehen, dass dich für uns so besonders gemacht hat", ergänzte er.

Otto erhält Schultze-Delitzsch-Ehrennadel in Gold

Für seine langjährigen Verdienste um das Genossenschaftswesen verlieh Wilfried Hollmann als Vizepräsident des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes (DGRV) dem scheidenden BÄKO-Vorstandschef anschließend die Schulze-Delitzsch-Ehrennadel in Gold.

"Es ist mein erklärtes Ziel, Ihrer Genossenschaft ein eigenständiges (…) Gesicht zu geben (…) und die Wettbewerbsfähigkeit Ihrer Handwerksbetriebe zu sichern", schrieb Otto 1993 in der BÄKO-Info. Am 17. Juni 2015 war man sich einig: Ziel erreicht. "Wir werden dich vermissen", brachte es der MITTELSTANDSVERBUND-Präsident auf den Punkt.

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