2G-Regelung belastet Mittelstand – Konjunktur gedämpft

Seit Anfang Dezember gilt die 2G-Relegung bundesweit für den Einzelhandel, die Gastronomie und Freizeiteinrichtungen. Welche Auswirkungen hat die Maßnahme auf den kooperierenden Mittelstand? Welche genauen Faktoren führen zur Abnahme des Publikumsverkehrs? Insgesamt blicken die Verbundgruppen auf ein angespanntes Schlussquartal 2021 zurück – die Umsätze geraten unter Druck, wie die aktuelle Konjunkturumfrage des MITTELSTANDSVERBUNDES zeigt.

Berlin, 17.01.2022 – Die wirtschaftliche Lage im kooperierenden Mittelstand zeigt im 4. Quartal 2021 Abschwächungstendenzen. So ging es zwar immer noch rund 56 % der Verbundgruppen und damit etwas mehr als der Hälfte im letzten Quartal wirtschaftlich gut. Allerdings sind das ca. 7 % weniger als im Vor-Quartal. Nur etwa ein Drittel (32,8 %) spricht von einem befriedigenden Ergebnis in den letzten 3 Monaten – rund 11 % der Kooperationen ging es von Oktober bis Dezember 2021 wirtschaftlich schlecht, eine deutliche Verschärfung im Vergleich zum Vorquartal.

Umsatzentwicklung uneinheitlich

Schaut man auf die Umsätze des Schlussquartals 2021, zeigten zwar rund 38 % der Verbünde steigende Umsatzzahlen im Vergleich zum Vorquartal. Seinerzeit hatten aber rund 50 % von steigenden Umsatzzahlen berichtet.

Für etwa 1/3 der Unternehmen (32,8 %) zeichneten sich keine Änderungen in der Umsatzentwicklung ab. Etwa 27 % vermeldeten für die vergangenen Monaten einen Abwärtstrend ­– im Vergleich zum 3. Quartal ist das in dieser Gruppe ein Plus von etwa 15 %.

Auch wenn die Prognose für das weitere Jahr Stabilität verheißt, kann insbesondere durch eine Verschärfung der Corona-Auflagen (2G+) eine Korrektur nach unten nicht ausgeschlossen werden. Bereits jetzt befürchten etwa 14 % der befragten Verbünde eine rückläufige Entwicklung.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Anschlusshäusern der Verbundgruppen: Auch wenn eine Mehrheit stabile (rund 30 %) oder steigende Umsätze (rund 39 %) erwartet, befürchten 25 % der Unternehmen einen Umsatzrückgang.

Ertragslage verstetigt sich

In der Ertragslage zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab – auch wenn eine Mehrheit der Verbünde in den Monaten Oktober bis Dezember von stabilen Erträgen (42,4 %) berichtet und immerhin rund ein Drittel Ertragssteigerungen im 4. Quartal 2021 zu verzeichnen hat, ist dies ein 10-prozentiges Minus gegenüber dem vorherigen Quartal. Für mehr als 1/5 (21,9 %) verschlechterte sich die Ertragslage zuletzt. Auch wenn in der Prognose für das weitere Jahr knapp 55 % der Kooperationen mit konstanten Erträgen rechnen, erwarten nur noch etwas mehr als 20 Prozent eine Steigerung. Im Vorquartal hatten damit noch 36,7 % gerechnet.

Investitionsniveau konstant

Wieviel hat der kooperierende Mittelstand im Jahresendspurt investiert? Die Zahlen zeigen viel Beständigkeit: Mit 65,6 % investierte die große Mehrheit der Unternehmen genauso viel wie im 3. Quartal 2021 (Vergleich Q3: 53,3 %). Demgegenüber hat 1/4 der Unternehmen – und damit rund 11 % weniger als noch im Vorquartal – höhere Ausgaben bei Investitionen getätigt. Und was zeigen die Zahlen für das laufende Jahr? Hier planen rund 30 % der Kooperationen höhere Investitionsausgaben (Vergleich Q3: 40 %) – rund 58 % möchten ihr bisheriges Niveau halten (Vergleich Q3: 50 %).

Beschäftigungsniveau könnte im laufenden Jahr wieder steigen

Bei den Beschäftigtenzahlen in den Kooperationen zeigt sich eine Verstetigung: Bei mehr als 78 % der Verbünde hat sich hier keine Veränderung ergeben (Vergleich Q3: 80 %) – rund 16 % haben weiteres Personal eingestellt (Vergleich Q 3: 15 %).

Auch die Anschlusshäuser der Verbundgruppen setzen in Sachen Personal aktuell auf Stabilität: So blieben die Beschäftigtenzahlen von Oktober bis Dezember bei mehr als 2/3 (70,3 %) der mittelständischen Unternehmen stabil (Vergleich Q3: 56,7 %). Etwas weniger als 10 % der Anschlusshäuser haben personell aufgestockt (Vergleich Q3: 21,7 %).

Für die kommenden Monate zeichnet sich ein Aufwärtstrend bei der Beschäftigung ab – so planen knapp 30 % der Verbundgruppen mit zusätzlichem Personal – das entspricht im Vergleich zum vergangenen Quartal einem Plus von 13 %. Gleichzeitig gehen rund 61 % der Unternehmen mit einer konstanten Mitarbeiterzahl in das laufende Jahr.

2G-Regelung als Hemmnis? Das sind die Gründe.

Seit Anfang Dezember gilt bundesweit die 2G-Regelung für den Einzelhandel, die Gastronomie und Freizeiteinrichtungen. Wie hat sich seitdem die Kundenfrequenz verändert? Mehr als 17 % der Verbundgruppen schätzen die Frequenzabnahme auf 20-30 % – mehr als 14 % sehen den Frequenzrückgang bei 30-40 %. Ebenso je rund 14 % gehen von 10-20 % und von weniger als 10 % geringerem Publikumsverkehr aus.

Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf die Umsätze? Wir haben auch dazu die Verbundgruppen gefragt. Mehr als 1/3 der Kooperationen schätzt ihre Umsatzeinbußen aufgrund der 2G-Regelung auf 10-30 %. Rund 19 % dieser Unternehmen sehen ihre Verluste bei 20-30 %. Mehr als 6 % der Verbünde gehen sogar von einem Umsatzminus von 30-40 % aus. Etwa 17 % der Verbundgruppen erwarten einen Rückgang von weniger als 10 %.

Doch was steckt dahinter? Worauf genau führen die Mittelständler mit Blick auf das Kundenverhalten in erster Linie die Umsatzeinbußen in erster Linie zurück? Mehr als 20 % der befragten Unternehmen sehen die allgemeine Sorge vor der Corona-Infektion im öffentlichen Raum als wichtigstes Hemmnis. Aber auch die Corona-bedingte Verringerung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum sehen rund 16 % der befragten Mittelständler als zentralen Grund für die Umsatzrückgänge.

Von etwa 13 % der Verbundgruppen wird hingegen die größere Bequemlichkeit von Online-Handel, gastronomischen Lieferdiensten und anderen Online-Angeboten gegenüber stationären Angeboten als entscheidenden Auslöser für die sinkenden Umsätze gesehen. Bei rund 11 % der Kooperationen steht hier der gestiegene zeitliche Aufwand für den Besuch mehrere Geschäfte, gastronomischer Betriebe o.ä. auf Platz 1 – gefolgt von dem Aufwand des Kontrollvorgangs am Eingang und damit verbundene längere Warteschlangen (7,8 %).

Interessant ist, dass keines der befragten Unternehmen Datenschutzbedenken in Bezug auf den Kontrollvorgang und die Speicherung der eigenen Daten als wichtigsten Grund vermutet (0 %).

Auch bei der Personalplanung macht die 2G-Regelung nicht Halt – mehr als 31 % der Verbundgruppen schätzen den Anteil des Personals bzw. der zur Verfügung stehenden Arbeitszeit, den ihre Mitglieder für Zusatzaufgaben aufwenden müssen, auf 10-20 %. Gleichzeitig sehen 9,4 % der mittelständischen Unternehmen sogar 20-30 % im Einsatz für den zusätzlichen Aufwand. Für rund 27 % macht dies einen Anteil von unter 10 % aus.

„Deutlich wird, dass sich die anhaltenden pandemiebedingten Restriktionen und das damit verbundene Kundenverhalten zu einer Konjunkturbremse auswachsen können. Gerade kleine und mittlere Handels- und Dienstleistungsunternehmen können krisenbedingt erheblichen Schaden nehmen. Verstärkt wird diese Tendenz durch die anhaltenden Lieferengpässe und die sich verschärfende Lage auf den Energiemärkten.“, so Dr. Ludwig Veltmann, Hauptgeschäftsführer DER MITTELSTANDSVERBUND.

An der Konjunkturumfrage haben sich 68 Verbundgruppenzentralen mit rund 50.000 angeschlossenen Unternehmen aus 17 Branchen beteiligt – darunter waren etwa Küchen & Möbel, Konsumelektronik, Schuhe & Textil, das Bauhandwerk und Lebensmittel & Getränke. Die Erhebung wird regelmäßig unter den Verbundgruppen des MITTELSTANDSVERBUNDES durchgeführt, die insgesamt 230.000 mittelständische Unternehmen vertreten. Zu den befragten Einkaufs-, Marketing- und Dienstleistungskooperationen zählen beispielsweise Edeka, Rewe, Sport 2000, expert, MEGA und BÄKO.

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