Aus dem KOMPASS 2023: "Mach keinen Ärger, Alter!"

Tradition und Erfahrung treffen auf Leidenschaft und Pragmatismus: Hans Jörg Iden, Geschäftsführer der duo schreib & spiel Verwaltungsgesellschaft mbH und der Iden Gruppe, und sein Sohn und Nachfolger Ilja Maximilian im Generationengespräch im KOMPASS Mittelstand 2023.

Golßen, Dezember 2022 – Die duo schreib & spiel wurde im Jahre 1991 als Verbundgruppe für mittelständische Schreib- und Spielwarengeschäfte gegründet. Heute gehören mehr als 500 Anschlusshäuser aus Deutschland, Österreich und Italien zur Gruppe. Die duo schreib & spiel ist als Kooperation mit der Iden Gruppe verbunden.  

Welche Chancen und Herausforderungen begegnen Ihnen beim Generationenwechsel?  

Hans Jörg: Wir haben das seltene Glück, dass mit dem Eintritt von Ilja Iden nunmehr 3 Generationen zusammenarbeiten. Mein Vater hat mit der Entwicklung eines ehemals regionalen Westberliner Großhändlers zu einer nationalen Gruppe mit 5 Standorten den Grundstein für die Expansion gelegt, auf der ich mit der Gründung der Einzelhandelskooperation duo schreib & spiel aufbauen konnte. Die Herausforderung für die nächste Generation wird sicherlich die Digitalisierung in allen Unternehmensbereichen sein. Hinzu kommen die Bewältigung des aktuellen Fachkräftefachmangels und der Energiekrise.  

Ilja Maximilian: Als Vater und Sohn treffen wir gemeinsam Entscheidungen. In unserer Zusammenarbeit stoßen Tradition und Erfahrung auf Dynamik und Pragmatismus. Diese Herausforderung nutzen wir als Chance, digitale und analoge Strukturen in Einklang zu bringen und zukunftsorientiert Prozesse zu verändern. Als Herausforderung sehe ich in den Familienunternehmen einen oftmals vorhandenen patriarchalischen Führungsstil, den ich gerne mithilfe des New Work-Konzepts demokratischer gestalten würde.  

Gibt es bei Ihnen einen Kulturwandel, wie sieht er aus?  

Hans Jörg: Ich bin sicher, dass ein Kulturwandel eintritt – wenn auch in kleinen Schritten. Dieser wird jedoch nicht nur im Unternehmen vollzogen, vielmehr ist das gesellschaftliche Umfeld ein starker Einflussfaktor. Wir werden uns darauf einstellen müssen, künftig mit weniger Wohlstand zu leben. Was mich persönlich betrifft: Ich habe zu viele Leute gesehen, bei denen der letzte Kampf einer zu viel war. Das möchte ich gerne vermeiden.  

Ilja Maximilian: Meine Aufgabe wird es sein, das Unternehmen in die Zukunft zu fuhren. Zu gegebener Zeit erfordert das einen Kulturwandel. Ein wesentlicher Punkt werden dabei die Digitalisierung und die Einführung neuer Arbeitsmodelle sein. Dazu braucht es Erfahrung, Handlungsfähigkeit und Fingerspitzengefühl. Bei der Erfahrung kann ich noch nicht mitsprechen, daher werden Neuausrichtungen im Management-Team abgestimmt.  

Was können Sie voneinander lernen?  

Hans Jörg: Von meinem Sohn kann ich lernen, wie man mit Leidenschaft und Begeisterung neue Aufgaben annimmt. Ich merke, dass sich bei mir nach über 40 Berufsjahren Routineprozesse einschleifen, die man nicht mehr regelmäßig hinterfragt. Durch die Fragen der jungen Generation ergeben sich oft neue Perspektiven, die das Unternehmen weiterbringen. Bei der Digitalisierung und im Social Media-Bereich habe ich Nachholbedarf. Hier ist die nächste Generation einfach besser vernetzt.  

Ilja Maximilian: Als kommunikativer und engagierter Mensch mit hohem Tatendrang muss ich lernen zuzuhören, um gemeinsam zu handeln. Young Professionals verantworten in kurzer Zeit Prozesse und Bereiche, wobei Schnelligkeit und Häufigkeit weiter zunehmen. Da bedarf es einer guten Portion Gelassenheit und der Einsicht, auch zweimal über eine Entscheidung nachzudenken. Aber auch das Engagement in einem Familienunternehmen mit dem Privatleben in Einklang zu bringen, muss erlernt werden.  

Was sind bisherige Learnings auf diesem Weg, was raten Sie anderen Unternehmer:innen?  

Hans Jörg: Die Learnings sind, neben einer guten Ausbildung, Denk- und Gestaltungsfreiräume zu gewähren. Dies schließt eine Fehlertoleranz ein. Die Unternehmenswerte sollten zudem klar definiert sein. Die Iden Gruppe folgt den Werten Tradition, Unabhängigkeit und Dynamik. Und: Eltern wissen am besten um die Begabung ihrer Kinder und die berufliche Richtung, die sich daraus entwickeln könnte. Die Iden Gruppe ist seit über 130 Jahren eine Händlerfamilie. Wenn meine Eltern eine musikalische Ausbildung von mir erwartet hätten, wäre ich vermutlich arbeitslos.  

Ilja Maximilian: Ehrgeiz, Empathie und Offenheit sind Eigenschaften, die ich mir über die Jahre angeeignet habe. Wie mein Vater bin ich nah an operativen Prozessen und kenne seit Kindesalter die Standorte und Verantwortlichkeiten. Mithilfe dieser Learnings konnte ich schnell meine Fähigkeiten im Vertrieb und in der Logistik einsetzen. Tipp für Young Professionals: sich intensiv mit allen Prozessen und den Mitarbeitenden auseinandersetzen und eine transparente und direkte Kommunikationskultur vorleben. Stets daran denken: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“  

Was wünschen Sie sich voneinander?  

Hans Jörg: Diese Frage möchte ich gerne mit einem alten Volkslied aus dem Jahre 1774 beantworten:  
„Hier, mein Sohn, hast Du meinen Speer,  
meinem Arm wird er zu schwer. 
Schütze den, der hilflos fleht,  
schlage den, der dir widerstrebt.“ 

Ilja Maximilian: Mein Wunsch ist es, dass wir uns auf Augenhöhe begegnen und uns mit unseren unterschiedlichen Schwerpunkten ergänzen. Zu gegebener Zeit werde ich den Speer an mich nehmen und diesen kontrolliert, verantwortungsvoll und sorgsam verwenden. Abschließend eine Headline aus dem Manager Magazin zum Thema Generationsmanagement: „Mach keinen Ärger, Alter!“  



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