Ausblick

Aufholen und Mithalten in der Digitalisierung ist für den lokalen Mittelstand die Existenzfrage schlechthin. Die meisten Ausprägungen der Digitalisierung können jedoch von kleineren und mittleren Unternehmen nicht mehr beherrscht werden. Es bedarf vielmehr zwingend der Unterstützung durch ein System. Sachgerechte Antworten kann hierzu nur die unternehmens - übergreifende Zusammenarbeit liefern. Verbünde haben deshalb in Zukunft eine noch weitaus größere Bedeutung für den Mittelstand. Allerdings müssen sie ihre Prioritäten auch auf die Erfordernisse der Digitalisierung ausrichten und mit ihren Mitgliedern gemeinsam den Transformationsprozess gestalten.

Disruption verändert den Markt

Besonderes Augenmerk müssen Verbundgruppen auf die digitalen Disruptoren richten, die das Bestehende radikal hinterfragen und neu erfinden. Selbst diejenigen, die es schaffen, ihr Geschäftsmodell den digitalen Herausforderungen anzupassen und analoge Prozesse in die digitale Welt zu transformieren, werden einen schärferen Wettbewerb durch neue und andersartige Player und Formationen erfahren.

Sie alle werden um die Gunst des Kunden kämpfen, dem die Digitalisierung eine nie dagewesene Macht verleiht. Wer das Bedürfnis des Kunden am besten versteht und ihm seine Wünsche passgenau und bequem erfüllt, hat die größten geschäftlichen Chancen. Gießkannenartige Verbreitung von Werbe-Botschaften und das Vorhalten von mehrheitsorientierten Standardleistungen eignen sich nicht mehr für das Marketing der Neuzeit. Im Kern kommt es nun vielmehr darauf an, den Kunden durch gezielte individuelle Ansprache zu begeistern und mit einem speziell auf seine persönlichen Bedürfnisse zugeschnittenen Angebot zu überzeugen. Nicht minder wichtig wie die zeitoptimierte Leistung ist dabei das emotionale Erlebnis für den Kunden.

Sharing is caring

Dass dieses oft den einzelnen mittelständischen Unternehmer überfordert, beweist die Praxis mannigfach. Gerade dies ruft ein bewährtes, vielleicht mitunter schon überholt geglaubtes Prinzip auf den Plan: „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele gemeinsam“ (Hermann Schulze-Delitzsch). Im Zusammenspiel vieler Unternehmen in Verbundgruppen, die in diesem Selbstverständnis die aufgezeigten Leistungen ihren Mitgliedern bereitstellen – teils sogar verbundgruppenübergreifend und mit Unterstützung des MITTELSTANDSVERBUNDES – wird die genossenschaftliche Idee mit der digitalen Zukunft eine Renaissance erleben.

Denn nur gemeinsam wird es möglich sein, den raschen und revolutionären Veränderungen im Marktumfeld wirksam zu begegnen. Gelänge es gar, das von vielen Verbundgruppen getragene Leistungsspektrum gemeinschaftlich zu vermarkten, könnte es der Mittelstand ohne weiteres mit jeder globalen Plattform aufnehmen.

Diesem Gedanken eine konkrete Richtung zu geben und zum Erfolg zu begleiten, wird deshalb in den kommenden Monaten und Jahren eine Kernaufgabe des MITTELSTANDSVERBUNDES sein. Dazu sind sowohl Verbündete in der deutschen und europäischen Politik zu finden, als auch ein enger Austausch mit und zwischen den Verbundgruppen zu organisieren.

Alle Entscheidungsträger in den Verbundgruppen sind aufgefordert, diesen Weg im existenziellen Eigeninteresse mitzugehen und an den Problemlösungen rege mitzuwirken.

Zielführend ist es sogar, über den Bereich der Verbundgruppen hinaus weitere Mitstreiter aus Unternehmerkreisen zu gewinnen. Angesprochen wurden bereits die Startups. Aktuell wird ein engerer Austausch mit dem Deutschen Franchiseverband (DfV) angebahnt, der zeitgleich einen Digitalisierungsausschuss ins Leben gerufen hat. Die weitreichend ähnlichen Strukturen zwischen Verbundgruppen und Franchisesystemen und die entsprechend parallelen Herausforderungen bei der Digitalisierung legen eine Zusammenarbeit nahe. Überall dort, wo Netzwerke im Mittelstand neu entstehen oder altbewährt in anderen Bereichen bestehen, ist ebenfalls ein engeres Miteinander angestrebt.

„Entschluß Hast du’s nicht im Blut, so hab’s im Mut.“ (Paul Heyse)

Entschlussfreude ist angesagt

Denn wo der kooperierende Mittelstand die Möglichkeiten digitaler Technologien intelligent ausreizt, wird er nicht nur seine Nachteile ausgleichen, sondern auch seine Wettbewerbsposition weiter verbessern. Natürlich muss er dazu den Mut aufbringen, sich zu verändern.

So wird es uns gelingen, im Dialog mit der Politik und im Schulterschluss mit Gremien, Arbeitskreisen und Verbundgruppenzentralen der „Turbo für den mittelstand“ zu bleiben.

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