AK Steuern und Finanzen: Es gibt viel zu tun

Die EU-Umsatzsteuerpläne schaffen auch für den Mittelstand Veränderungen. Doch damit nicht genug. Es gibt viel Neues in der Finanzwelt, so das Fazit des Arbeitskreises Steuern und Finanzen am 6. Juni in Hamburg.

Berlin, 09.06.2016 – „Über Geld redet man nicht“, heißt es im Volksmund. Das sieht der Arbeitskreis Steuern und Finanzen anders. Am 6. Juni trafen sich zahlreiche Steuer- und Finanzexperten sowie Geschäftsführer und Vorstände aus den Verbundgruppen auf Einladung der EDEKA Zentrale AG & Co. KG in Hamburg, um sich über die aktuellen Entwicklungen auszutauschen. Das Fazit: Der kooperierende Mittelstand hat eine Reihe von Herausforderungen zu bewältigen.

Der Arbeitskreis Steuern und Finanzen kam am 6. Juni 2016 auf Einladung der EDEKA Zentrale in Hamburg zusammen.Die meisten Änderungen traten zuletzt bei der Umsatzsteuer auf. Es war deshalb nicht überraschend, dass das Thema die Agenda der Sitzung dominierte. Nach einer kurzen Erläuterung über das Geschäftsmodell der Hamburger Lebensmittelkooperation gab Frank Perkuhn, EDEKA-Geschäftsbereichsleiter Steuern und Zölle, Einblicke in die umsatzsteuerlichen Besonderheiten bei der Zentralregulierung. Hier erfordern Gerichtsurteile in vielen Verbundgruppen verfahrenstechnische Anpassungen.

Umsatzsteuer wirkt sich auf Mittelstand aus

Auch bei Reihengeschäften und gebrochenen Transporten gab es neue, umsatzsteuerliche Entscheidungen. Hierbei handelt es sich um den mehrfachen Weiterverkauf einer Ware zwischen mindestens drei Parteien, wobei die Ware selbst in der Regel nur ein einziges Mal physisch bewegt wird. Im Fokus stand die Frage, welche Transaktion letztlich steuerbar ist. In Kooperationen tritt dieses Thema vorranging auf der Beschaffungsseite auf. Die Auswirkungen der jüngsten Urteile sind gerade bei grenzüberschreitenden Lieferungen innerhalb der Europäischen Union von Relevanz.

Einen detaillierten Einblick in die Problemstellungen gab Frank Gehring, Partner Indirect Tax der Unternehmensberatung PwC. Der Steuerexperte nahm als Gastreferent an der Veranstaltung teil. Die korrekte Handhabung von Reihengeschäften und gebrochenen Transporten sei von großer Bedeutung, erklärte er. Andernfalls entstünde ein Risiko: Rechnungen könnten fälschlicherweise inklusive Mehrwertsteuer beglichen werden, obwohl ein Vorsteuerabzug ausgeschlossen ist.

MITTELSTANDSVERBUND steht im politischen Dialog

Aber auch Themen jenseits der Umsatzsteuer kamen bei der Zusammenkunft der Steuer- und Finanzexperten zur Sprache. So berichtete Paul Maeser, der den Arbeitskreis leitet und als Referent für Steuern und Finanzen beim MITTELSTANDSVERBUND tätig ist, über die aktuellen Referentenentwürfe des Bundesfinanzministeriums. In erster Linie erklärte Maeser eine Regelung, nach der Kassenbetreiber dazu verpflichtet werden sollen, digitale Grundaufzeichnungen zukünftig manipulationssicher zu erfassen und zu speichern.

„Obwohl die Rechtsgrundlagen noch nicht verabschiedet worden sind, sollten sich Verbundgruppen hier auf Nachrüstungen – und damit leider auch auf Kosten – einstellen“, so der Finanzreferent. Die Mitglieder des Arbeitskreises erfuhren aus erster Hand, welche Vorschläge der Spitzenverband des kooperierenden Mittelstands gemacht hat, um das Ziel eines konsequenten Steuervollzugs mit Augenmaß zu erreichen.

EU-Steuerpläne 

Auch der Leiter des MITTELSTANDSVERBUND-Büros in Brüssel, Tim Geier, nahm an der Sitzung teil. Er informierte die Teilnehmer über ein strategisches Projekt der EU-Kommission. Der sogenannte Umsatzsteuer-Aktionsplan sieht vor, einen einheitlichen Mehrwertsteuerraum in der Union zu schaffen. Die Vorschläge der Kommission, in denen erste Anregungen des Spitzenverbandes aufgegriffen wurden, waren dabei ebenso Gegenstand der Diskussion wie ein konträrer Berichtsentwurf des Ausschusses für Währung und Wirtschaft im Europäischen Parlament . Die Teilnehmer beteiligten sich intensiv an der Debatte, aus der die Verbandsvertreter wertvolle Informationen für die weitere politische Positionierung mitnehmen konnten.

Der richtige Umgang mit Vermögensanlagen

Das niedrige Zinsniveau geht auch am Mittelstand nicht spurlos vorbei. Der Arbeitskreis diskutierte deshalb auch die Auswirkungen der gefallenen Zinsen für die Unternehmen. Die allgemeine Unsicherheit beim Umgang mit Vermögensanlagen war auch bei den Verbundgruppen spürbar. Einigkeit herrschte auf der anderen Seite bei den jüngsten Änderungen zur Abbildung von Betriebsrenten. Die beschlossenen Änderungen in den Bilanzierungsvorschriften greifen nach Meinung aller Sitzungsteilnehmer zu kurz.

Am Ende besprachen die Finanz- und Steuerexperten die neuen „Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff“ (sog. „GoBD“) . Herausforderungen ergeben sich hier bei der gleichzeitigen Einhaltung von in Konflikt stehenden Rechtsnormen. Im Speziellen wurden Widersprüche zwischen den neuen Dokumentationspflichten und Datenschutzbestimmungen erörtert. Welche Lösungsansätze Mittelstandskooperationen an dieser Stelle praktizieren, berichteten die Teilnehmer im Anschluss an das Thema.

Der nächste Arbeitskreis Steuern und Finanzen findet im November 2016 statt.

Seite drucken

Zurück zur Übersicht