Wenn der Eisbär zweimal lacht

Wenn ich ein Eisbär wäre, würde ich bei der ZENTRAG einziehen. Durch die Teilnahme am Projekt "Mittelstand für Energieeffizienz" geht die Zentrale ihren Mitgliedern mit gutem Beispiel voran, spart viel Geld und rettet ganz nebenbei eine Eisscholle.

Groß-Gerau, 30.04.2014 — Auf dem Infoflyer zum MITTELSTANDSVERBUND-Projekt "Mittelstand für Energieeffizienz" in meiner Hand schmilzt einem Eisbär die Eisscholle unter den Füßen weg. "Mit seinem Eisberg schmilzt ihre Marge" - mit diesen Worten wird der Betrachter aufgefordert, aktiv zu werden und Energiekosten zu sparen. "Hier würde die Eisscholle nicht schmelzen", denke ich mir, als ich - in eine dicke weiße Jacke gehüllt – das Kühlhaus der ZENTRAG-Tochter GFL Frische Logistik GmbH in Groß-Gerau betrete. Zwar wurde ich von Geschäftsführer Michael Jansing und von dem Prokuristen der ZENTRAG eG, Wilfried Müller, gewarnt. Trotzdem friere ich ganz schön, während ich durch die drei großen Kühlhallen geführt werde.

Kältetechnik: "Wenig hilft viel"

Energieeffizienz in einem Zentrallager einer Fleischerei-Genossenschaft - dass hier die Kühltechnik eine zentrale Rolle spielen wird, lag auf der Hand. Was mich allerdings überrascht, ist die folgende Aussage des Energieberaters, Dieter Oppenhäuser, der die ZENTRAG seit einem knappen Jahr bei der Verbesserung ihrer Energieeffizienz betreut: "Bei der Kältetechnik gilt nicht: viel hilft viel, sondern vielmehr wenig hilft viel." Das bedeutet, dass in einem Kühlhaus nicht mehr Kälte produziert wird, "wenn die Motoren auf Volldampf laufen." Offenbar schaue ich ganz schön verdutzt in die Runde, denn der ZENTRAG-Prokurist und Leiter Rechnungswesen, Wilfried Müller, erklärt mir verständnisvoll, dass diese Erkenntnis auch für ihn eine Überraschung gewesen sei. "Auch wir dachten, dass man nicht einfach die Temperatur anders regeln kann, ohne im Ergebnis Kälte zu verlieren", sagt er.

Genauso war es aber. Energieberater Oppenhäuser hat bei seiner intensiven Analyse in Groß-Gerau vorgefunden, was bei Kältetechnik wohl regelmäßig der Fall ist: Die Regelung war so eingestellt, dass sie zwar mehr Energie benötigte, aber dadurch nicht mehr Kälte produzierte. "Die Energie wird regelrecht verpulvert", so der Energieexperte. Je nach Einstellung immerhin drei bis vier Prozent, je Grad uneffizienter Einstellung der Kälteanlage. "Dass wir hier noch Schräubchen drehen können, ohne einen einzigen Euro investieren zu müssen, war uns nicht klar", erklärt mir Müller. So waren der ZENTRAG-Prokurist und der GFL-Geschäftsführer Jansing, der das Zentrallager in der Nähe von Frankfurt am Main leitet, von dem Ergebnis der Energieberatung Anfang des Jahres überrascht. Jansing, der besonders für die Sicherheit in der Temperaturkette verantwortlich ist, war skeptisch. "Schließlich gibt es Vorgaben, an die wir uns halten müssen", erklärt er. Einfach die Temperatur hochdrehen? Geht das?


Individuelle Beratung ist wichtig

„Deswegen ist es so wichtig, einen Energieberater an seiner Seite zu haben", betont Jansing. Dessen größte Aufgabe sei - neben dem Aufdecken von Schwachstellen bei der Energieeffizienz - vor allem "die Bewusstseinsschärfung bei allen Beteiligten". Für den Chef des Zentrallagers war es entscheidend, dass die Aspekte zur Energieeffizienz keine "grünen Illusionen" sind, sondern Teile des Prozessmanagements werden. Gemeinsam mit dem Effizienzberater und dem Kältetechniker machte man sich also zunächst behutsam daran, die Temperatur der großen Kühlhalle zu verändern. "Es ist wichtig, dass alle Beteiligten auf dem Weg mitgenommen werden", so der ZENTRAG-Vertreter Müller.


ZENTRAG hat Energieeffizienz für sich entdeckt

Auf die Frage, warum sich bei der Fleischereigenossenschaft eigentlich das Rechnungswesen um das Thema Energiesparen kümmert, entgegnet mir Wilfried Müller schmunzelnd: "Ich bin halt das Mädchen für alles." Man merkt aber, wie sehr er sich mittlerweile für das Thema begeistert. "Wir denken sogar darüber nach, eine Photovoltaik-Anlage auf das Dach zu setzen", erklärt er. Allerdings könnte das reformierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von Bundesenergieminister Sigmar Gabriel diese Pläne durchkreuzen. "Sollte die Eigenstromproduktion zukünftig auch mit der EEG-Umlage belastet werden, ist sie wirtschaftlich nicht mehr interessant", ergänzt Oppenhäuser. Der Ingenieur aus Niederburg hat verschiedene Projekte deswegen zunächst auf Eis gelegt.


"Mittelstand für Energieeffizienz" ist der Weg zum Ziel

Die Zentralgenossenschaft des Europäischen Fleischergewerbes eG wurde 1947 in Hameln gegründet. Ziel war es, eine zentrale Genossenschaft für den Einkauf von Waren für das Fleischerhandwerk zu schaffen und somit die Stärkung der Wettbewerbskraft zu erreichen. Heute hat die Kooperation 53 Mitglieder mit 91 Standorten in Europa. Initialzündung für die Zentrale, die Energieeffizienz gemeinsam mit dem MITTELSTANDSVERBUND anzugehen, war ein Besuch des Hauptgeschäftsführers des Spitzenverbandes des kooperierenden Mittelstandes, Dr. Ludwig Veltmann, beim Sprecher des ZENTRAG-Vorstandes, Anton Wahl, im Sommer des vergangenen Jahres. Danach stand fest, dass die Zentrale ihren Mitgliedern als gutes Beispiel voran gehen will. "Denn was ist glaubhafter, als wenn man selbst vormacht was möglich ist", sagt Wahl. Gesagt, getan - gemeinsam mit dem KfW-gelisteten Energieberater Dieter Oppenhäuser, der zum Netzwerk des "Mittelstand für Energieeffizienz"-Projekts des MITTELSTANDSVERBUNDES gehört, ging man im Rahmen einer sogenannten Initialberatung auf die Suche nach Energiefressern.

Sowohl GFL-Geschäftsführer Jansing, als auch Müller halten die individuelle Beratung für den Schlüssel zum Erfolg. " Sensible Regelungsanpassungen bei der Kältetechnik werden nicht nur einmalig angestoßen", so Jansing. "Sie müssen vielmehr dauerhaft Teil der Prozesse dieses Hauses werden." Und das ginge nur mit kompetenter Beratung durch einen unabhängigen Spezialisten.


Beleuchtung: Der Klassiker

Neben der Optimierung der Kältetechnik hat Oppenhäuser der GFL noch weitere Maßnahmen im Bereich Beleuchtung empfohlen. Nach der Umsetzung wird die ZENTRAG-Tochter ihre monatlichen Stromkosten um beeindruckende 3.000 Euro reduzieren. "Wir erwarten einen Erfolg", betont Müller. 35 Prozent Energieeinsparung prognostiziert Oppenhäuser auf der rund 2.500 m2 großen, bewirtschafteten Lagerfläche. Der Effizienzexperte wird die Fleischerkooperation außerdem bei der Beantragung von passenden Fördermitteln unterstützen. "Er ist schon zu einer Art Dauergast bei uns geworden", sagt Jansing.


Erfolgsrezept: Zentrale als Leuchtturmbeispiel

Die Rechnung, die eigenen Mitglieder durch gutes Beispiel zum Handeln zu motivieren, scheint aufzugehen. Bei einigen ZENTRAG-Partnern wurden bereits kostenlose Potentialerhebungen und geförderte Initialberatungen im Rahmen des Projekts "Mittelstand für Energieeffizienz" durchgeführt. Das Einsparpotential in der Gruppe hält ZENTRAG-Vorstandssprecher Wahlfür groß. "Insgesamt kann unsere Genossenschaftliche Gruppe sicher mehr als 100.000 Euro Energiekosten sparen." Ich bin beeindruckt. So viel Einsparpotential bei überschaubarer Investition und kurzer Amortisationszeit. Sieht doch gar nicht schlecht aus für Eisbär, Scholle und Marge.







Fotos: Annett Melzer

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