Europäisches Parlament lehnt IFRS für KMU ab

Das Europäische Parlament hat den Bericht des Abgeordneten Radwan angenommen und damit den IFRS für KMU eine Abfuhr erteilt.

Der Bericht des Abgeordneten Radwan zu den internationalen Rechnungslegungsstandards (IFRS) und der Führung des International Accounting Standards Board (IASB) wiederholt die Vorwürfe an der Organisation des IAS-Boards, fordert eine andere demokratisch legitimierte Zusammensetzung des Boards, kritisiert die mangelnde Einbindung, insbesondere der europäischen, aber auch der nationalen Repräsentanten und vermisst die Zusammenarbeit mit der betroffenen Wirtschaft.

In diesem Zusammenhang unterstützt Radwan auch die Forderung des ZGV nach einer klaren akzeptablen Definition des Eigenkapitals (IAS 32). Auch die Reichweite der Anwendung des Fair-Value-Prinzips müsse überdacht werden, da dieses Prinzip für kleine und mittlere Unternehmen kostspielig sei und zu unrealistischen Bewertungen führen kann. Nicht zuletzt betont der Bericht, dass das Board keinerlei politisches Mandat zur Ausarbeitung von IFRS für KMU erhalten habe. Insofern sei auch kritisch zu beurteilen, wenn einzelne Mitgliedstaaten die Anwendung der IFRS für kleine und mittlere Unternehmen befürworten. Dies führe zu einer Zersplitterung des Binnenmarktes und ist damit dem Versuch, gemeinsame Rechnungslegungsstandards in Europa zu schaffen, eher abträglich. In einem ergänzenden Papier geht der Bericht detailliert auf die IFRS ein und betrachtet die derzeitigen Überlegungen des Boards für gescheitert. Das von dem Board selbst gesetzte Ziel, ein in sich geschlossenes Regelwerk zu schaffen, ist nicht erfüllt. Auch trägt der Entwurf den tatsächlichen Bedürfnissen der KMU, insbesondere den Informationsbedürfnissen der Gesellschafter, nicht Rechnung.

Der ZGV begrüßt, dass es nicht zuletzt auch aufgrund der Lobbyarbeit des ZGV und des DGRV in Brüssel gelungen ist, dass das Parlament ein derartiges eindeutiges und fundiert begründetes Votum gegenüber der Funktion und den Tätigkeiten des IAS-Boards abgegeben hat und konkret die IFRS für KMU ablehnt. Es zeichnet sich ab, dass das Board, wenn überhaupt, dann die IFRS für KMU nur in einer überarbeiteten Fassung erneut in die Diskussion geben wird.

Umso wichtiger ist es, dafür Sorge zu tragen, dass in die derzeitige Diskussion um IAS 32 der Vorschlag der Europäer (EFRAC) zum sog. Loss Absortion Approach mit einbezogen wird. Nur wenn es gelingt, die Eigenkapitalfrage zugunsten der Personengesellschaften und Genossenschaften zufriedenstellend zu lösen, kann man überhaupt ernsthaft über weitere Ausdehnung der IFRS für kleine und mittlere Unternehmen nachdenken.

Vor diesem Hintergrund ist auch bedenklich, dass Deutschland im Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz schon weitgehend Standards aus dem Repertoire der IFRS übernehmen will.

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