RWGV: "Auf dem richtigen Weg!"

RWGV-Verbandstag in Düsseldorf: „Die Herausforderungen an das Risikomanagement haben sich erhöht.“ - Aufbruchstimmung bei den gewerblichen Genossenschaften

Düsseldorf/Münster 17.09.08-Die internationale Bankenkrise sorgte auch beim Verbandstag des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes (RWGV) am Mittwoch, 17. September 2008 für reichlich Gesprächsstoff.
„Zum Glück wirkt sich diese Krise des Finanzmarktes bei unseren Kreditgenossenschaften in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz dank ihrer regionalen Orientierung nur unbedeutend aus. Die Solidität der genossenschaftlichen Bankengruppe hat sich eindrucksvoll bewiesen“, sagte Hans Pfeifer, Vorstandsvorsitzender des RWGVs, im Congress Center Düsseldorf, in das die Vertreter der 600 Mitgliedsgenossenschaften aus den Sparten Kredit, Landwirtschaft und Gewerbe eingeladen waren.
Von mangelnder Liquidität sei bei den Genossenschaftsbanken nichts zu spüren, vielmehr sei das Kreditgeschäft der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Rheinland und Westfalen mit mittelständischen Firmenkunden 2007 um 2,5 Prozent auf insgesamt 26,7 Milliarden Euro gestiegen. Gleichzeitig appellierte Pfeifer an die Spitze der Deutschen Bundesbank: „Natürlich müssen Lehren aus den Geschehnissen gezogen werden. Aber es darf nicht sein, dass nun allgemein nach einer strengeren Aufsicht gerufen wird, die zu bürokratischen Belastungen führt. Die soliden, mittelständischen Kreditgenossenschaften dürfen nicht nachträglich zu Opfern der Finanzkrise werden.“

Banken: „Ertragsmöglichkeiten sind beschränkt“
Auch wenn die internationale Bankenkrise kaum Auswirkungen auf die Kreditgenossenschaften in Rheinland und Westfalen hatte, so wirken doch allgemeine Trends im bundesdeutschen Bankensektor in die Geschäftsentwicklung der Kreditgenossenschaften des RWGVs hinein. „Die Ertragsmöglichkeiten sind angesichts des intensiven Wettbewerbs sowie der flachen Zinsstruktur im klassischen Einlagen- und Kreditgeschäft nach wie vor sehr beschränkt“, so Vorstandsmitglied Moritz Krawinkel. Der RWGV erwarte daher einen weiteren Rückgang des Zinsüberschusses, ein moderat rückläufiges Betriebsergebnis von 0,84 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme, einen Anstieg der durchschnittlichen Cost-Income-Ratio von 72 Prozent auf 73 Prozent sowie eine Zunahme der Fusionen. Krawinkel: „Waren es 2007 drei Fusionen, könnten es — nicht zuletzt aufgrund des scharfen Wettbewerbs — bis Jahresende zehn werden.“Krawinkel sieht die Genossenschaftsbanken zwischen Trier und Minden allerdings auf dem richtigen Weg: „60 Prozent der Bankkunden setzen bei Bankdienstleistungen auf Leistung und Qualität. Nur 21 Prozent orientieren sich am Preis. Qualitätsmerkmale wie Sicherheit und Verlässlichkeit spielen bei unseren Kunden eine große Rolle“, zitierte der Verbandsdirektor eine aktuelle Studie von tns-infratest. „Die negativen Schlagzeilen wie Datenhandel, Forderungsverkauf und Subprime-Krise tangieren unsere Gruppe nur am Rande. Das zahlt sich jetzt im Wettbewerb aus“, so Krawinkel, der gleichzeitig betonte: „Natürlich kann man sich heute Privatkundengeschäft kaufen, wie die Deutsche Bank mit der Postbank. Das bedeutet aber noch nicht, dass man sich dieser Kundengruppe mit Leidenschaft widmet und etwas von ihren Bedürfnissen versteht.“

Aufbruchstimmung bei den gewerblichen Genossenschaften
Die genossenschaftlichen Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen und dem nördlichen Rheinland-Pfalz sehen sich insgesamt auf einem guten Weg. Während die Sparten Kredit und landwirtschaftliche Ware in bewegten Zeiten mit Solidität punkten können, herrscht bei den gewerblichen Genossenschaften Aufbruchstimmung. „Seit der Novelle des Genossenschaftsgesetzes vor zwei Jahren hat sich die Anzahl der Neugründungen in Rheinland und Westfalen verdreifacht“, freute sich Hans Pfeifer. Der Schwerpunkt liege dabei auf Dienstleistungsgenossenschaften im Gesundheitswesen. Hans Pfeifer sieht aber noch längst nicht das Ende des Gründungsbooms: „Das Genossenschaftswesen erlebt eine Renaissance. Unsere Anstrengungen für diese Rechtsform zu werben, werden wir daher noch einmal intensivieren.“

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