"Dobson II": Mehr Chancengleichheit für Verbundgruppen im Wettbewerb

Mit einem umfassenden Gutachten will Independent Retail Europe, der Europäische Dachverband der Verbundgruppen, eine bessere Positionierung der Verbundgruppen im Wettbewerb gerade im Bereich der sich weiter digitalisierenden Märkte erreichen.

Brüssel, 13.10.2016 - Anknüpfend an eine aufrüttelnde Studie im Jahre 2007, mit der der renommierte britische Wettbewerbsökonom und vielfältige Regierungsberater Professor Paul W. Dobson die europaweiten Veränderungen des Wettbewerbsgefüges in den Konsumgüter- und Lebensmittelmärkten nachweisen konnte, erfordert gerade die fortschreitende Digitalisierung eine Neubefassung mit dem europäischen Wettbewerbsrecht. Der Vorstand von Independent Retail Europe, darunter auch der Hauptgeschäftsführer des MITTELSTANDSVERBUNDES Dr. Ludwig Veltmann, beschlossen bei ihrer letzten Zusammenkunft deshalb, der seinerzeit qualitativen Analyse des Wissenschaftlers nun eine empirische Untersuchung folgen zu lassen.

Ziel soll der Nachweis sein, dass ein verbindliches Preisgefüge innerhalb einzelner Verbundgruppen zum Ausgleich der Wettbewerbsnachteile mittelständischer Unternehmenskooperationen gegenüber international agierenden Internetplattformen und filialisierten Großunternehmen letztlich den Markt zugunsten der Verbraucher stabilisiert und die Preise niedriger hält als bei einem Fortgang des schleichenden Exodus unabhängiger Einzelhändler. Dobson, der bei der Vorstandssitzung zu Gast war, warf bei der Vorstellung des Vorhabens der Anschlussuntersuchung (=Dobson II) zunächst einen Rückblick auf seine Ergebnisse in 2007.

Handelswelt im Umbruch

Seinerzeit hatte er insbesondere die horizontalen und vertikalen Vereinbarungen in Verbundgruppen und Franchisesystemen untersucht. Dabei war er unter anderem zu der Erkenntnis gelangt, dass systemgestützte aber grundsätzlich unabhängige Händler besser als Filialunternehmen auf den lokalen Markt und seine Veränderungen reagieren können. Bei dem politischen Regelwerk sei aufgefallen, dass es hinsichtlich des Rechtsbegriffs „relevanter Markt“ erhebliche Unsicherheiten gebe und die prozentuale Festlegung der jeweiligen Obergrenzen durch keinerlei ökonomische Theorie gestützt werde. Seine Erfahrung jedoch in der Kommunikation mit politischen Entscheidungsträgern sei, dass dort immer eine „Angst vor der Lieferantenmacht“ kursiere, wenn von Verbundgruppen die Rede sei. In den meisten Fällen fehle allerdings die Kenntnis von Verbundgruppen völlig.

Seit 2007 habe sich die Handelswelt radikal in folgenden Richtungen verändert:

  • Wachstum des Online-Verkaufs
  • Bedeutungszuwachs Multichannel und Mobil
  • Ausdehnung des Discount-Geschäftes
  • Wachstum der Großformate im Handel (deren Wert zugleich durch Online aber geschmälert worden sei)

Auch auf der Kundenseite habe sich das Kaufverhalten europaweit deutlich verändert. Während früher ein einmaliger Wocheneinkauf mit gelegentlicher Ergänzung üblich gewesen sei, kaufte man heute vier bis fünf mal pro Woche ein. Großformatige Flächen hätten deshalb ein Problem und suchten über Diversifizierung, z.B. durch Gastronomieangebot, eine Lösung.

Drei-Phasen-Modell

Prof. Paul Dobson mit der Generaldirektorin Else Groen und dem Präsidenten Ralf Gerking von Independent Retail Europe (v.l.)Bei der neuen Studie sollen nun empirische Daten und Fakten über die Marktentwicklungen und die Auswirkungen politischer Vorgaben ermittelt und ausgewertet werden. Die Ergebnisse sollen in Empfehlungen und als Argumentationshilfe gegenüber der Politik einmünden. Die Arbeit soll in drei Phasen erfolgen.

  1. Feststellung der aktuellen Markt- und Wettbewerbslage der Verbundgruppen
  2. Effekte aktueller Wettbewerbsrestriktionen
  3. Ökonomische Bewertung der Effekte und Erarbeitung von konkreten Vorschlägen an die Politik.

Die aufwendige Studie wird durch die im Vorstand vertretenen Mitglieder von Independent Retail Europe finanziert. DER MITTELSTANDSVERBUND beteiligt sich mit einer nicht unerheblichen Summe, zu der dankenswerterweise auch einige seiner Mitglieder einen deutlichen Beitrag geleistet haben. Über Verlauf uns Zwischenergebnisse wird der Spitzenverband weiter informieren. 

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