IRE in Dublin: Fördern statt fordern?

Was tut sich auf dem Markt in Europa? DER MITTELSTANDSVERBUND hatte Gelegenheit, sich auf der Generalversammlung von Independent Retail Europe am 23./24. November in Dublin ein Bild zu machen.

Dublin, 01.12.2016 – Die diesjährige Jahreskonferenz und Generalversammlung der Independent Retail Europe am 23. und 24. November in Dublin stand ganz im Zeichen der Unternehmensfinanzierung. Schwerpunkt waren EU-Finanzhilfen für selbstständige Einzelhändler. Nach der Generalversammlung, auf der u.a. der Vorstand der IRE neugewählt und mit der Gemeinschaft Tschechischer Traditions-Retailer ein neues assoziiertes Mitglied aufgenommen wurde, ging es zügig zum fachlichen Teil über.

Die aktuellen Trends in Europa waren Thema der Generalversammlung der Independent Retail Europe am 22./23. November 2016 in Dublin.Einleitend ergriff der Wirtschaftsattaché der EU-Vertretung in Irland, Patrick O’Riordan, für ein Grußwort das Mikrofon. Er referierte über die wirtschaftspolitische Agenda der Kommission im kommenden Jahr. Neben einer verstärkten Mittelstands- und Infrastrukturförderung finden sich Reformen der Steuersysteme auf der europäischen Agenda wieder.

Innovationen fördern

Den ersten Fachvortrag hielt Attila Szabó von der Europäischen Investitionsbank (EIB). Er stellte das Darlehens- und Garantieprogramm der EIB vor, welches im Rahmen des Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) der Europäischen Kommission aufgelegt wurde. Ziel des Programms ist es, privates Kapital für Investitionen zu mobilisieren und ein investitionsfreundliches Klima zu schaffen. Kreditnehmer werden ferner bei ihren Investitionsentscheidungen beraten. Insgesamt stellt die EIB hierzu Garantien in einem Volumen von 16 Milliarden Euro bereit.

Dr. Bernd Reichert von der Exekutivagentur für kleine und mittlere Unternehmen (EASME) schloss hierzu an und berichtete über Fördermittel zugunsten des Lebensmitteleinzelhandels. Das Ziel des Projektes „Horizon 2020“ ist es, Innovationen in der Wirtschaft zu fördern. Anders als die Programme der EIB handelt es sich hierbei nicht um Kredite, sondern hauptsächlich um Zuschüsse, die High-Tech Ansätze möglich machen sollen. Diese finanzielle Unterstützung gibt es jedoch nur in Ausnahmefällen; bezuschusst werden nur ausgesprochen innovative Unternehmen. Es gehe um die Schaffung von Leuchtturmprojekten, die neue Technologien und Prozesse für die gesamte europäische Wirtschaft nutzbar machen.

Klimaschutz braucht Förderung

Attila Szabó ergriff erneut das Wort und stellte ein spezielles Förderungsinstrument vor: Mit dem LIFE-Programm sollen gezielt private Finanzierungen mobilisiert werden, die Unternehmen energieeffizienter machen. Dabei ist der Rahmen sehr weit gefasst. Alle Maßnahmen in einem Unternehmen, die klimaschädliche Emissionen abmildern, sind grundsätzlich förderungswürdig. Hier leistet DER MITTELSTANDSVERBUND schon seit Jahren einen erfolgreichen Beitrag zur Beratung mittelständischer Unternehmen in Sachen Klimaschutz.

Doch da das Thema noch nicht in allen Branchen auf der Agenda steht, berät der Spitzenverband mit seinem neuen Projekt „Klimaprofi für den Mittelstand“ vor allem Bäcker, Fleischer, Apotheken, Friseure und Kfz-Werkstätten. Das Ziel: Auch in diesen Branchen sollen klimaschädliche Technologien bald der Vergangenheit angehören. Mit einer aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative geförderten Klimaschutzberatung analysiert der Verband die Unternehmen deshalb ganz genau.

Auf gesonderte Fördermöglichkeiten in strukturschwachen Regionen ging Prof. Dr. Wolfgang Streitenberger von der Generaldirektion für Regionalpolitik und Stadtentwicklung ein. Er betonte dabei, dass die hierfür zur Verfügung stehenden Mittel nur auf Antrag und nicht per Automatismus zugeteilt werden. Damit seien die Unternehmen in den förderungswürdigen Regionen aufgefordert, die zur Verfügung stehenden Mittel, zum Beispiel für Forschung und Entwicklung, zu beantragen.

Digitale Prozessoptimierung

Der Tag wurde abgerundet durch eine Unternehmensvorstellung. Hier wurde sichtbar, wie Förderprogramme in der Praxis in Anspruch genommen werden und welche Geschäftsmodelle verfolgt werden können. Exemplarisch sprach Julia Wolf von der Dr. Brüning Engineering UG. Dieses Startup sammelt ausrangierte Computergeräte ein und erleichtert den Herstellern dadurch den Wiedereingliederungsprozess von wiederverwertbaren Elementen.

Die Diskussion zeigt deutlich, dass die EU in Sachen Förderung einen zwar differenzierten, jedoch für den kooperierenden Mittelstand äußerst eingeschränkt nutzbaren Ansatz verfolgt. Gerade der kooperierende Handel befindet sich in der digitalen Transition. Viele Prozesse werden dabei unter Zuhilfenahme neuer Technologien optimiert. Prozessoptimierung scheint hingegen aus Sicht der EU nur eingeschränkt förderungsbedürftig. DER MITTELSTANDSVERBUND wird diese Lage zum Anlass nehmen, den europäischen Entscheidungsträgern die genauen Bedarfe des kooperierenden Mittelstandes näher zu bringen.

Der offizielle Teil der diesjährigen Jahreskonferenz wurde ergänzt um ein praxisorientiertes Rahmenprogramm. Im Vorfeld der Konferenz besuchten die Teilnehmer mehrere Lebensmittelgeschäfte in Dublin. Sie gewannen so Einblicke in das irische Retail-Geschäft. Darunter befand ein Geschäft für höherwertige Lebensmittel genauso wie ein Discounter. Die Teilnehmer nutzen diese Gelegenheiten für einen anregenden, fachlichen Austausch zu grenzüberschreitenden Herausforderungen im Retailgeschäft.

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