Wie sich der Brexit auf den Mittelstand auswirkt

Freier Güter- und Dienstleistungsverkehr mit Großbritannien könnte bald Geschichte sein. Gerade für den Mittelstand hätte ein Austritt der Briten fatale Folgen. Alternativen helfen nur wenig.

Berlin/ Bonn, 25.02.2016 — Europa hat es momentan nicht leicht. Flüchtlingskrise, Eurokrise, Finanzkrise und nun droht auch noch der Brexit Großbritanniens. Am 23. Juni entscheiden die Briten, ob das Land zukünftig Teil der EU bleiben soll. Der Ausgang ist ungewiss. Zwar ist das Votum eher politischer Natur. Über die wirtschaftliche Beziehung des Landes zu Deutschland entscheidet es aber dennoch.

Großer Verlierer sei vor allem der deutsche Mittelstand, warnte das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) am 15. Februar in Bonn. Rund acht Prozent der EU-Exporte mittelständischer Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe entfielen auf Großbritannien. Auch sei der EU-Binnenmarkt für zwei Drittel der Mittelständler unverzichtbar.

Zwei Prozent Verlust in der KFZ-Branche

Vom Brexit bedroht sind vor allem Zulieferer in der Automobilbranche oder im Maschinenbau. Das ergab eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung über die Auswirkungen eines EU-Austrittes Großbritanniens.

Rund zwei Prozent Verlust müsste die Branche im Falle eines Votums gegen die EU verzeichnen. Hinzu kommen die Elektronik-Branche, die Metallerzeugung und auch die Lebensmittelbranche, die laut Untersuchung ebenfalls mit einer geringen Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen auf der Insel rechnen müssen.

Was sind die Alternativen?

Eine wirtschaftlich stabile Alternative gibt es laut dem Bonner Mittelstandsinstituts allerdings nicht. Im Falle eines EWR-Abkommens wären wirtschaftliche Rahmenbedingungen zwar weiterhin gegeben. Ein Mitspracherecht steht den Briten in der Eurozone damit aber nicht zu. Ein Szenario, dass auf britischer Seite wohl eher wenig Begeisterung wecken wird.

Mit einem neuen Vertrag könnten die Handelsbeziehungen zwischen der britischen Insel und der EU wieder an Stabilität gewinnen. Das IfM warnt jedoch vor restriktiven Handelsvorgaben und eingeschränkten Arbeitnehmerfreizügigkeiten. Schärfere Regeln im Kapital- und Dienstleistungshandel wären zu erwarten. Auch hier sei der Mittelstand direkt betroffen. Gesonderte Zollverfahren und höhere Zölle seien eine denkbare Folge, so das Forschungsinstitut.

Laut einer aktuellen Umfrage des MITTELSTANDSVERBUNDES blicken die meisten Verbundgruppen zuversichtlich in das Jahr 2016. 53 Prozent der Mittelstandskooperationen erwarten zudem steigende Umsätze. Viele davon pflegen Handelsbeziehungen in der EU. Damit das so bleibt, ist ein Votum gegen den Brexit Großbritanniens für den Mittelstand zu hoffen, mahnt auch das IfM.

Seite drucken

Zurück zur Übersicht