GIZ: Genossenschaftserbe für die Zukunft bewahren

Gerade erst wurde die Genossenschaftsidee zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt. In einem Gastbeitrag erklärt der wissenschaftliche Leiter des GIZ, Dr. Peter Gleber, warum die Idee und die Bewahrung der genossenschaftlichen Wurzeln so wichtig sind.

Berlin, 16.02.2017 – In einem Gastbeitrag erklärt der wissenschaftliche Leiter des Genossenschaftshistorischen Informationszentrums (GIZ), Dr. Peter Gleber, wie das GIZ die Genossenschaftsidee bewahrt.

Die deutsche Genossenschaftsidee hat Aufnahme in die Liste des immateriellen UNESCO Weltkulturerbes der Menschheit gefunden. Das haben die Gremien der UNESCO am 30. November 2016 in Addis Abeba beschlossen. Mit der Entscheidung würdigten sie erstmals einen kulturellen Beitrag aus Deutschland, der nicht dem klassischen Kulturerbe entspricht, sondern von genossenschaftlichen Unternehmen gelebt wird.

Das neue Gebäude des Genossenschaftshistorischen Informationszentrums  in Berlin.Seit ihrer Entstehung haben Genossenschaften vieles geleistet, auf das sie stolz sein können. Gesunde und preiswürdige Lebensmittel gehören genauso dazu, wie sinnvolle Dienstleistungen, sichere Geldanlagen und Handelsgeschäfte. Die Idee ist generationenübergreifend. Doch jede Generation muss immer wieder aufs Neue erzählen, warum genossenschaftliche Organisationsformen das Leben der Menschen in unserem Land revolutioniert und bereichert haben. Das Genossenschaftshistorische Informationszentrum unterhält in Berlin eine Bibliothek, ein Aktenarchiv und eine umfassende Sammlung, die unsere gemeinsame Geschichte greifbar macht.

Erhalten, Erschließen, Forschung fördern

Bei der Gründung des GIZ hatten die Stifter - der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), die DZ BANK AG und die Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG) - mehr im Sinn, als einen „Beglaubiger“ wichtiger Jahrestage, Jubiläen oder Feierstunden zu schaffen. Vielmehr reagierten die Stifter auf ein Bedürfnis der Verbundunternehmen und Primärinstitute nach sachkundiger Beratung bei der Aufarbeitung und Kommunikation der eigenen Geschichte.

Der Förderverein zur Stiftung GIZ nahm Anfang 2009 seine Arbeit auf. Damit öffnete sich die Einrichtung auch für die im DGRV organisierten Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften. In der Folge übergab der Deutsche Raiffeisenverband sein historisches Archiv an das GIZ. Mittlerweile machen mehr als 85.000 Fotos die genossenschaftliche Vielfalt sichtbar.

Seit 2016 hat das GIZ seinen Sitz im historischen Haus der Konsumgenossenschaft Berlin, das allein durch seine Architektur genossenschaftliche Geschichte erzählt. Neben der Bewahrung und Erschließung von Sammlungen und Archivbeständen ist die Förderung der genossenschaftlichen Forschung als Ziel in der Stiftungssatzung formuliert.

Genossenschaftshistorisches Netzwerk

Dezentrale Strukturen zeichnen das deutsche Genossenschaftswesen von Anfang aus und haben sich bewährt. Deshalb ist es sinnvoll, wenn Genossenschaften vor Ort in kommunalen Archiven, Bibliotheken und Museen nach historischen Spuren suchen. Das GIZ unterstützt und berät sie dabei. In unserer Online-Datenbank GenoFinder können Historiker und Genossenschaftler im Internet Material finden, das sie zum Beispiel vor Ort einsehen oder sich in digitaler Form bereitstellen lassen können.

Das GIZ unterhält nicht nur ein Datennetzwerk, es arbeitet auch mit anderen genossenschaftlichen Einrichtungen zusammen, so z.B. mit dem Genoarchiv in der Lüneburger Heide, mit dem Historischen Verein bayerischer Genossenschaften und mit Arbeitsstelle für Genossenschaftsgeschichte der Universität Hamburg. Zur Pflege der genossenschaftlichen Wurzeln tragen auch die genossenschaftlichen Gedenkstätten und Museen im Westerwald, in Delitzsch und in Hamburg bei.

Zukunftsmodell mit Tradition

‚Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele‘: Dieses Motto hat Tradition bei Genossenschaften. Gerade in turbulenten Zeiten wird das gemeinsame Wirtschaften wichtiger denn je. Darum versteht sich das GIZ als Bewahrer des genossenschaftlichen Kulturerbes in Deutschland. Denn unser Erbe ist ein wegweisendes Modell für die Zukunft.“

Dr. Peter Gleber ist wissenschaftlicher Leiter des Genossenschaftshistorischen Informationszentrums in Berlin.

Seit 2005 zählt das GIZ zu den Bewahrern des genossenschaftlichen Kulturerbes. Die Einrichtung ist heute ein deutschlandweit vernetzter Akteur in der Genossenschaftsgeschichte und präsentiert sich als Dienstleister der historischen Kommunikation für die Genossenschaften. Mitglied des Fördervereins können alle genossenschaftlichen Unternehmen, Institute und Verbände werden, sowie sonstige Institutionen oder Personen. Das GIZ freut sich auf Sie!

Der Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder.

Seite drucken

Zurück zur Übersicht