20 Cent für eine Plastiktüte lösen das Problem nicht

Dr. Jörg Ehmer, ehemaliges Präsidiumsmitglied im MITTELSTANDSVERBUND, appelliert in einem lesenswerten Blogbeitrag dafür, beim Verbrauch von Plastiktüten noch engagierter vorzugehen.

Berlin, 28.04.2016 — In seinem Blogbeitrag schreibt Dr. Jörg Ehmer: 2014 haben die Mitgliedstaaten der Europäischen Union entschieden, die Menge verbrauchter Plastiktüten durch Gebühren oder andere konkrete Maßnahmen zu verringern. Nach langem Ringen hat sich der Handelsverband jetzt, im April 2016, gegenüber dem Bundesumweltministerium verpflichtet, Plastiktüten kostenpflichtig abzugeben. Zunächst soll dies für 60% der Menge gelten, in zwei Jahren für 80%.

Nun kann man nicht ernsthaft daran zweifeln, dass es gut ist, Plastikmüll zu verringern. Die meisten Plastiktüten brauchen mehrere hundert (!) Jahre bis sie vollständig zersetzt sind. Somit ist jede Maßnahme, die Plastiktüten reduziert, lobenswert. Also alles bestens?

Wohl kaum. Es ist eher beschämend, wie lange wir in Deutschland bis zu dieser Selbstverpflichtung gebraucht haben und wie halbherzig wir das Problem angehen. Statt stolz darauf zu sein, dass nunmehr ein Teil des Handels Geld für Plastiktüten verlangt, wäre es besser, das Übel zumindest auch direkt an der Wurzel zu packen. Und das ist eine gemeinsame Aufgabe für Handel und Verbraucher.

Was kann der Handel tun? Wer glaubt, Bio-Plastiktüten seien die Lösung, der muss lernen, dass diese außerhalb professioneller Kompostierungsanlagen längst nicht so gut verrotten, wie man glauben könnte. Noch problematischer ist der für den Produktionsprozess erforderliche Maisanbau. Also Papier? Wir haben uns bei Apollo für Papiertaschen entschieden, wenngleich wir wissen, dass auch die vor allem wegen des Energieeinsatzes und der Umweltbelastung bei der Produktion nicht unproblematisch sind. Dennoch aus meiner Sicht das kleinere Übel, denn wenigstens vermeiden wir, dass sich unsere Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel und deren Nachfahren noch mit unserem Plastikmüll herumschlagen müssen.

Der wichtigste Beitrag, den der Handel leisten kann, ist jedoch, nicht jeden Kleinsteinkauf ungefragt in eine Tüte zu stopfen. Denn die einzige gute Lösung ist, auf Tüten weitgehend zu verzichten.

Keine Sorge, ich möchte nicht jeden verpflichten, mit einem fair gehandelten Baumwollbeutel aus biologischem Anbau shoppen zu gehen. Aber nicht jeder Kunde kauft einen Anzug, für den er eine vernünftige Transportmöglichkeit benötigt. Die weit überwiegende Menge der ausgegebenen (Plastik-)Tüten wird einfach überhaupt nicht benötigt:

Kleine Einkäufe kann man problemlos in die Jacken- oder Handtasche stecken. Und Einkäufe im Supermarkt kann man auch in leere Pappkartons packen, die ohnehin schon als Umverpackung produziert wurden und sonst nur weggeworfen werden. In den Kofferraum des Autos kann man sich eine Kiste oder Tasche zum Transport legen. Und wenn man bei einem anderen Einkauf schon eine Tüte erhalten hat, dann kann man oft den Folgeeinkauf auch einfach dazu packen. Wenn das jeder so machen würde, ginge der Verbrauch vermutlich schlagartig auf einen Bruchteil zurück – einfach so.

Also, lassen Sie uns Verantwortung übernehmen und das tun, was so naheliegend und einfach ist – als Kunde und als Händler.

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