Elektroautos: So funktioniert die Kaufprämie

1,2 Milliarden Euro stellt die Bundesregierung bereit, um die Verkäufe von Elektroautos anzukurbeln. Doch die Nachfrage bleibt (noch) aus. Dabei kann sich das Geschäft gerade für den Mittelstand lohnen.

Berlin, 24.08.2016 – Als Bundeskanzlerin Angela Merkel 2009 eine Abwrackprämie einführte, war noch nicht klar, wie erfolgreich die einmalige Zahlung für die Automobilindustrie sein werde. Nun, sieben Jahre später, startet die Bundesregierung einen ähnlichen Versuch. Mit einer Kaufprämie will die Politik den Verkauf von Elektroautos ankurbeln. Dafür stellt sie knapp 1,2 Milliarden Euro zur Verfügung.

Es gibt Geld geschenkt, aber keiner will es haben

Doch der große Wurf bleibt (noch) aus. Knapp 1.791 Anträge gingen in den ersten vier Wochen beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ein. Davon 1.194 Anträge für Elektroautos und 597 für Plug-in-Hybride. Verglichen mit den 150.000 Anträgen zur Abwrackprämie binnen weniger Tage eine ernüchternde Bilanz.

Seit Anfang Juli können Anträge für die Kaufprämie beim BAFA beantragt werden. Die Behörde, die dem Bundeswirtschaftsministerium unterstellt ist, hat dafür entsprechende Onlineanträge generiert, die gemeinsam mit dem Kauf- beziehungsweise Leasingvertrag eingereicht werden müssen.

Bis zu 4.000 Euro Zuschuss

Besonders beliebt unter den Käufern von Stromern ist der Renault Zoe (424 Anträge). Auch das Elektroauto BMW i3 (339), der Kia Soul EV (88) und der Nissan Leaf (83) werden gerne gekauft. Bei den Plug-in-Hybriden liegt der BMW 225xe mit 199 Anträgen vor Mitsubishi Outlander (105) und Golf GTE (69).

Dennoch bleibt der Verkauf der elektrischen Fahrzeuge hinter den Erwartungen. Dabei kann sich die Investition lohnen, weiß auch Susan Kinne, die im MITTELSTANDSVERBUND den Initiativkreis Elektromobilität leitet. „Käufer und Leasingnehmer eines reinen Batterie-elektrischen Neuwagens oder eines neuen Autos mit Brennstoffzelle können insgesamt mit bis zu 4.000 Euro bezuschusst werden“, erklärt sie. Getragen werde die Kaufprämie jeweils zur Hälfte von Bund und Automobilherstellern. Für Plug-in-Hybride – also Fahrzeuge mit Verbrennungs- und Elektromotor, die sich an der Steckdose laden lassen, können Käufer mit bis zu 3.000 Euro bezuschusst werden.

Initiativkreis diskutiert Entwicklungen im Mittelstand

Bei Unternehmen erfreuen sich die Elektromotoren allerdings noch keiner großen Beliebtheit. Knapp zwei Drittel der Anträge stammen von Privatpersonen. Warum läuft die Nachfrage so schleppend? „Die Preise für den Sprit sind derzeit so niedrig wie lange nicht mehr“, erklärt Kinne. Das setze kaum Anreize, über ein Elektrofahrzeug nachzudenken.

Als Leiterin des Initiativkreises Elektromobilität kennt sie die Überlegungen der Unternehmen nur zu gut. Sie diskutiert regelmäßig mit Experten der Verbundgruppen über die aktuellen Entwicklungen im Bereich Elektromobilität. Um das Thema stärker zu fokussieren, hat DER MITTELSTANDSVERBUND den Initiativkreis Elektromobilität im letzten Jahr ins Leben gerufen. Dreimal jährlich findet sich das Gremium zusammen.

Dass die Experten hier auch auf ihre Kosten kommen, zeigen die vergangenen Veranstaltungen. Ob bei der StreetScooter GmbH oder der messenger Logistik + Transport GmbH: Das Gremium arbeitet regelmäßig gemeinsam mit erfahrenen Unternehmen zusammen, die sich auch den Klimaschutz auf die Fahne geschrieben haben. Wie rechnet sich Elektromobilität im Unternehmen? Mit welchen Förderungen kann ein Unternehmen eine Elektroflotte finanzieren? Und mit welchen Problemen sieht sich der Mittelstand bei diesem Thema noch konfrontiert? Ein Hemmnis ist der Leiterin dabei besonders oft untergekommen. „Für viele mittelständische Unternehmen fehlt schlichtweg die Infrastruktur“, erklärt Kinne.

300 Millionen Euro für das Ladenetz

Ein Problem, dass nun auch die Bundesregierung möglichst schnell aus dem Weg räumen will. Insgesamt 300 Millionen Euro investiert sie deshalb in den Ausbau des Ladenetzes. Und auch bei der Ladesäulenverordnung sind Änderungen geplant. Besitzer von Elektrofahrzeugen sollen demnach künftig jede im öffentlichen Raum aufgestellte Ladesäule nutzen können, ohne vorher mit dem Betreiber einen dauerhaften Liefervertrag abgeschlossen zu haben.

„Bislang gibt es verschiedene Ladesysteme für das Tanken an E-Ladesäulen und unterschiedliche Chipkarten oder Zugänge“, erklärt Kinne. Eine vorherige Anmeldung sei bislang fast immer notwendig.

Botendienste mit Elektroauto

Auch für Mittelständler, egal ob Betriebe mit eigenem Fuhrpark oder Unternehmen mit Botenfahrzeugen, kann sich der Einsatz von Elektrofahrzeugen lohnen. „Gerade kleine Wege in der Stadt rechnen sich auf Dauer“, so die Expertin für Elektromobilität. Das sei auch häufig das Ergebnis des Mobilitäts-Checks bei den Klimaschutzberatungen, die bei Apotheken, Bäckern, Fleischern, Friseuren und Autowerkstätten im Rahmen des Projektes „Klimaprofi für den Mittelstand“ kostenlos durchgeführt werden.

Wer mit dem Kauf eines Elektroautos noch zögert, sollte aber nicht zu lange warten. „Die Prämie wird nach dem Windhundverfahren vergeben“, erklärt Kinne. Die Laufzeit ende deshalb automatisch, sobald das Geld alle ist. Welche Modelle für einen Zuschuss zugelassen sind, ist über das BAFA abrufbar. Die Mittel reichen für bis zu 400.000 Fahrzeuge und damit laut der Behörde voraussichtlich bis 2019.

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