Energie sparen mit Wärmerückgewinnung

Gemeinsam mit der Deutschen Energieagentur (DENA) hat DER MITTELSTANDSVERBUND ein Projekt über die Potenziale der Abwärmenutzung und Wärmerückgewinnung durchgeführt. Ziel war es, besonders innovative Lösungen in Unternehmen des Produzierenden Gewerbes zu identifizieren und zu dokumentieren.

Berlin, 17.12.2015 — In den meisten Unternehmen fällt Abwärme, etwa aus der Nutzung von Kälteanlagen, bei Produktionsprozessen oder durch den sonstigen Einsatz von Maschinen an. Vielfach wird diese Wärme einfach ungenutzt aus den Produktions- und Lagerräumen in die Außenwelt geleitet. Durch den Einsatz der heute verfügbaren innovativen Technologien kann sie jedoch sinnvoll genutzt werden. So kann die Wärme dorthin geleitet werden, wo sie vom eigenen Unternehmen verwendet wird. Alternativ kann auch eine überbetriebliche Nutzung z.B. in Wärmeverbünden erfolgen. Die Herausforderung besteht darin, den Energiefluss zwischen dem Ort und Zeitpunkt der Entstehung und den Verbrauchsorten und –zeitpunkten sicherzustellen.

Projekt dokumentiert Möglichkeiten und Best Practice Beispiele

Welche Möglichkeiten für die Nutzung von Abwärme und die Wärmerückgewinnung heute bestehen dokumentiert ein Projekt, welches DER MITTELSTANDSVERBUND gemeinsam mit der Deutschen Energieagentur (DENA) durchgeführt hat. Hier wurden Technologieführer im Bereich der Wärmerückgewinnung besucht und die Problemlösungen dokumentiert sowie die Unternehmer bezüglich ihrer Erfahrungen mit der Umsetzung der Konzepte befragt.

Im Rahmen des Projekts wurden eine Reihe von Best Practice Lösungen identifiziert, die von Sägewerken, handwerklichen Produktionsbetrieben des Innenausbaus und des Bäckerhandwerks über Handelsunternehmen bis zu klassischen Industriebetrieben reichen.


Holztrocknungsanlage nutzt Abwärme für Trocknungsprozess

So hat die Pieper Holz GmbH - ein Traditionsunternehmen, welches seit dem Jahr 1948 Spielgeräte und andere Außenholzprodukte fertigt und vertreibt - eine innovative Holztrocknungsanlage mit neun Kammern gebaut, die über einen Wärmeverbund integriert wurden. Die Abwärme aus einem Trocknungsprozess wird durch den Einsatz von Wärmetauschern für den Trocknungsprozess anderer Kammern verwendet. Die Anlage ist ein Prototyp und derzeit in Europa einzigartig. Durch die Steigerung der Energieeffizienz der Trocknungsanlage wurde die Erweiterung einer bestehenden Hackgutheizung überflüssig. Das Sägewerk ist in der Lage gewesen mit der neuen Trocknungsanlage den thermischen Energiebedarf um 36,8 Prozent abzusenken. Auch der spezifische Bedarf an elektrischer Energie konnte um 15,3 Prozent reduziert werden.


Wärmerückgewinnung bei Späneabsaugung spart viel Energie

Ein völlig anderes Wärmenutzungskonzept wurde bei der Firma Seibel und Weyer entwickelt. Das Familienunternehmen ist auf Metallbau, Innenausbau und Ladenbau spezialisiert und erstellt unter anderem die Innenausstattung der Deichmann-Filialen. Als Mitglied in den Verbundgruppen DER KREIS und Creative Innenausstatter weiß man auch die Vorteile der Kooperationen zu schätzen. In den Produktionsanlagen werden zahlreiche Sägearbeiten durchgeführt. Dabei fallen in großem Umfang Späne an. Die alte Späneabsaugung besaß keine Wärmerückgewinnung. Die erwärmte Hallenluft wurde nach draußen abgeführt, was erhebliche Luftwärmeverluste in einem Umfang von 181.641 kWh pro Jahr mit sich brachte. Durch die Installation einer Anlage zur Abwärmenutzung konnte der Luftwärmeverlust deutlich reduziert werden und ein Wärmerückgewinnungsgrad von 60 Prozent erreicht und der Energieverbrauch um rund 70.000 kWh reduziert werden.

MITTELSTANDSVERBUND-Projektmanager Peter Schäfer: "Die Ergebnisse der Best-Practice-Studien fließen unmittelbar in ein neues Förderkonzept des Bundeswirtschaftsministeriums zur Abwärmenutzung ein. Es wird beabsichtigt, innovative WRG-Konzepte bis zu einem Investitionsvolumen von 10 Mio. Euro zu fördern. Die Analyse der umgesetzten Maßnahmen belegt dabei, welche Möglichkeiten in der Nutzung der Abwärme in vielen Betrieben stecken, welche Hemmnisse für die Umsetzung bestehen und wie man diese durch den gezielten Einsatz von Fördermitteln verringern kann".


Datenblatt: BÄKO Südwürttemberg eG

Die BÄKO Südwürttemberg eG ist ein Traditionsunternehmen der Bäcker und Konditoren und beliefert seit über 100 Jahren Mitgliedsbetriebe und Kunden von der Alb bis ins Allgäu.
Das Unternehmen hat 150 Mitarbeiter und ist an den Standorten Reutlingen, Ravensburg und Ulm vertreten.

Die Kooperation hält an ihren Lagerstandorten rund 9.000 Artikel für die Mitglieder bereit. Zusammen mit den Artikeln, die die Verbundgruppe bei Auftragseingang kurzfristig beschaffen kann, den sogenannten Bestellartikeln, summieren sich die gehandelten Produkte auf rund 20.000 Artikel und damit alles, was Bäcker und Konditoren für die Herstellung hochwertiger Backwaren benötigen.

Neben Maschinen wie Backöfen oder Kühlanlagen bevorratet die BÄKO ein großes Sortiment an Getränken und Süßwaren, sowie Papier- und Verpackungsmaterialien.

Energieeffizienz bei der BÄKO

Die BÄKO verfolgt das Ziel, nachhaltige, umweltfreundliche und kosteneffiziente Lösungen zu entwickeln und am Markt anzubieten. So wird der gesamte Warenlagerbereich in Reutlingen mit LED beleuchtet, was der Regionalgenossenschaft Einsparungen von rund 5.000 bis 8.000 Euro im Strombezug ermöglicht.

Für die Gebäudeheizung hat man sich für die Umsetzung eines Abwärmenutzungskonzeptes entschieden. Genutzt wird dabei die Abwärme, die beim Kühlprozess der zwei Tiefkühl- bzw. zwei Kühlräume entsteht. Vor der Umsetzung der innovativen Abwärmenutzung wurde die Abwärme in die Umgebungsluft abgeleitet. Mit der Umsetzung im Jahr 2015 wird die Abwärme zur Heizung des Gebäudes genutzt. Zu diesem Zweck wurden Wärmetauscher installiert, die die warme Abluft verwenden, um das kalte Wasser aus dem Heizungsrücklauf in zwei Pufferspeichern mit einem Fassungsvermögen von zusammen 8.000 Litern zu erwärmen. Erreicht werden dabei Wassertemperaturen von bis zu 43 Grad mittels derer das Gebäude beheizt werden kann.

Per Rücklaufanhebung läuft das Wasser zum Heizkessel, wo geprüft wird, ob es erforderlich ist die Gasheizung zuzuschalten. Die ist dann der Fall, wenn gewonnene Vorlauftemperatur nicht ausreicht. Dies ist allerdings nur dann der Fall, wenn die Außentemperatur 9 Grad unterschreitet. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass Heizkosten für das Gebäude nur dann anfallen, wenn die Wärmerückgewinnung alleine nicht mehr ausreicht. Die Technik setzt allerdings eine dementsprechend gute Gebäudeisolation voraus, die in den vergangenen Jahren ebenfalls geschaffen worden ist.

Positiver Nebeneffekt der neu installierten Anlage ist die Verbesserung des Raumklimas dort wo sich die Kompressoren befinden, was sich auf die Kompressorlaufzeiten positiv auswirkt. Neben einer Kosteneinsparung von rund 4.800 Euro im Jahr konnten durch die Installation der WRG auch die CO2-Emissionen um 54 Tonnen pro Jahr reduziert werden. Dem Ertrag steht ein Aufwand von rund 40.000 Euro Installationskosten gegenüber. Hierfür konnten Fördermittel genutzt werden. Das realisierte Einsparpotenzial ist jedoch so hoch, dass sich die Investition in spätestens 6 Jahren ausgezahlt hat. Bei entsprechend günstiger Witterung sogar innerhalb von 3 Jahren.
Mit der Konzeption und Planung wurde das Unternehmen ees Germany beauftragt.

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