IFH-Studie: 45.000 lokale Geschäfte bis 2020 vor dem Aus

Fast jedem zehnten Einzelhandelsgeschäft droht die Schließung. Das geht aus den Ergebnissen der neuen IFH-Studie "Stadt, Land, Handel 2020" über die Auswirkungen der Digitalisierung hervor. Attraktive Innenstädte punkten vor allem mit Erlebnis und Ambiente.

Köln, 12.08.2015 — Der Strukturwandel im Handel ist im vollen Gange. Die Digitalisierung beeinflusst Flächen und Anzahl stationärer Geschäfte. Die Hauptursachen liegen laut der neuen Studie des Instituts für Handelsforschung (IFH) "Stadt, Land, Handel 2020" im demographischen Wandel und dem wachsendem Onlinegeschäft. Schon heute kaufen rund 73 Prozent der Internetnutzer auch online ein, besonders die Jüngeren.

Bis zu 27 Prozent weniger Einzelhandelsumsatz

Laut IFH soll der Online-Umsatzanteil am Einzelhandel zwischen 11,9 und 15,3 Prozent liegen. Betrachtet man die Umsatzentwicklung ohne Güter des täglichen Bedarfs, so liegt der Anteil nach Berechnungen der Wissenschaftler bis 2020 sogar bei 25 Prozent. Rund 45.000 stationäre Geschäfte sollen laut den Ergebnissen vor dem Aus stehen. Das entspricht einem Umsatzrückgang im stationären Handel von etwa 11,5 Prozent in den nächsten fünf Jahren.

Einige Stadt- und Landkreise trifft der Wandel dabei ganz besonders dramatisch. Hier wird ein Minusgeschäft von bis zu 27 Prozent erwartet. Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen stehen vor den größten Veränderungen. "Das liegt unter anderem daran, dass sich durch den erwarteten Bevölkerungsrückgang in diesen Regionen Versorgungslücken verstärken und diese durch den Online-Handel aufgefangen werden", erklärte Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln, am 11. August bei der Vorstellung der Studie in Köln.

Innenstädte punkten mit Erlebnis und Ambiente

Laut Studie haben vor allem kleinere Städte noch Handlungsbedarf. Aus Konsumentensicht könnten attraktiveInnenstädte mit Gestaltung, Ambiente, Erlebnischarakter und Angebots- und Sortimentsvielfalt punkten. "Damit sich auch kleinere Städte für die Zukunft attraktiv aufstellen können, muss ein Umdenken erfolgen. Noch kann der Wandel aktiv gestaltet werden. Auch Kooperationen von Standorten oder ein strategisch angelegter prozessualer Rückbau können eine Chance sein", rät Boris Hedde.

BUY LOCAL fördert den Einkauf vor Ort

Diese Meinung vertritt auch DER MITTELSTANDSVERBUND. Seit Mitte letzten Jahres unterstützt der Spitzenverband des kooperierenden Mittelstandes die Gemeinschaftsinitiative BUY LOCAL. Die "Mittelstandsoffensive" will inhabergeführte Handels- und Handwerksunternehmen vor Ort stärken und gleichzeitig mit der Online-Welt verbinden. Und damit eine Antwort auf wachsende Konkurrenz durch den Online-Handel geben.

Mit einer bundesweiten öffentlichkeitswirksamen Kampagne und einem starken Netzwerk soll der Einkauf vor Ort gestärkt werden. "Aus ein paar Hundert, die mitmachen, müssen ein paar Tausend werden, besser ein paar Zehntausend – dann werden wir gehört, dann können wir was erreichen", fasst Wilfried Hollmann, Präsident des MITTELSTANDSVERBUNDES, die Marschrichtung der Mittelstandsoffensive zusammen.

Die IFH-Studie "Stadt, Land, Handel 2020" untersucht die Auswirkungen des demografischen Wandels und der Digitalisierung auf die Lebensqualität der Innenstädte. Das IFH Köln betreibt seit 1929 fundierte Analysen und Strategieberatung für Handel und Konsum.

Das IFH hatte erst vor einigen Wochen in einer Studie im Auftrag des MITTELSTANDSVERBUNDES nachgewiesen, dass der lokale Handel bei den Konsumenten nach wie vor hoch im Kurs steht. Die Studie ergab aber auch, dass die Qualitätsmerkmale von inhabergeführten Fachbetrieben noch stärker kommuniziert werden müssen. BUY LOCAL hat also keine Zeit für Sommerpause.

Weitere Informationen:

Mittelstandsoffensive BUY LOCAL
Lokaler Handel beliebt – Qualitätsversprechen besser kommunizieren

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