MITTELSTANDSVERBUND-Studie: "Verbundgruppenbonus"

Eine Mitgliedschaft in Verbundgruppen wirkt sich risikomindernd auf mittelständische Unternehmen aus. Das belegt eine neue Studie des MITTELSTANDSVERBUNDES.

Berlin, 03.02.2010 - Mitglieder von Verbundgruppen — also in Form von Genossenschaften, Franchisesystemen oder anderen Strukturen kooperierender mittelständischer Unternehmen aus Handel, Handwerk und Dienstleistungen - sind im Durchschnitt wirtschaftlich stabiler als Unternehmen, die keiner Kooperation angehören. Dies ist — kurz zusammengefasst — das Ergebnis einer Studie des Centrums für Angewandte Wirtschaftsforschung (Münster), die am 3. Februar vom MITTELSTANDSVERBUND in Berlin vorgestellt wurde.

MITTELSTANDSVERBUND-Hauptgeschäftsführer Dr. Ludwig Veltmann„Unternehmen, die Mitglied in einer Verbundgruppe sind“, so Prof. Dr. Theresia Theurl, die wissenschaftliche Leiterin der Studie, „haben mit höherer Wahrscheinlichkeit ein geringeres Insolvenzrisiko als Unternehmen, die keiner Verbundgruppe angehören.“ Auch der Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), zeigte sich erfreut über die Ergebnisse der Studie, die „die Aktualität des Netzwerkgedankens dokumentieren und unterstreichen, dass Kooperationsmodelle erfolgreich im Wettbewerb bestehen können“.

Die Forscher untersuchten die Bonität von mittelständischen Unternehmen anhand einer Stichprobe von 16.000 Verbundgruppenmitgliedern und einer Zufallsstichprobe von 15.000 vergleichbaren Unternehmen. Dabei legten sie die Bonitätsfaktoren der Vereine Creditreform zugrunde. Dies sind: Branche, Mitarbeiterzahl, Region, Rechtsform, Zahlungs- und Kreditverhalten. Bei der sogenannten Regressionsanalyse und anschließenden Beispielrechnungen zeigte sich überraschend klar, dass Mitglieder von Kooperationen auf einer Skala von 0 bis 13 im Durchschnitt eine um zwei Klassen bessere Bonität besitzen als durchschnittliche unkooperierte Unternehmen.

Der zweite Teil Studie ging der Frage nach, warum dies so ist. Demnach gelangen Verbundgruppenmitglieder über den gemeinsamen Einkauf zu einen Kosten- und Wettbewerbsvorteil, der sich in einem durchschnittlich besseren Ergebnis niederschlägt. Außerdem steht die Zentrale durch das von ihr übernommene Zentralregulierungsgeschäft in der wirtschaftlichen Verantwortung für ihre Mitglieder. Um Ausfallrisiken für die Verbundgruppe zu minimieren, ist sie an möglichst gesund aufgestellten Anschlusshäusern interessiert. „Verbundgruppenmanager haben bereits erkannt, ihre Mitglieder intensiver in finanzwirtschaftlichen Angelegenheiten zu beraten. Besonderen Informationsbedarf gibt es im Bereich Rating“, erklärte Prof. Dr. Helmut Rödl, der Hauptgeschäftsführer der Vereine Creditreform. „Das Ergebnis könnte noch eindeutiger sein, wenn die Zentralen ihre Mitglieder noch stärker im finanzwirtschaftlichen Bereich unterstützten“, fügt Prof. Theurl hinzu. Und weiter: „Die bisherigen Beratungsleistungen müssen zu einem ganzheitlichen ‚Rating Advisory’ forciert werden. In jedem Falle ist die Bedeutung der Verbundgruppe bei Bankgesprächen des Mitglieds zu stärken.“

MITTELSTANDSVERBUND-Hauptgeschäftsführer Dr. Ludwig zeigte sich erfreut, dass aus der Vermutung, „dass eine Mitgliedschaft in einer Verbundgruppe sich risikomindernd auswirke“, nun eine „systematisch und statistisch abgesicherte Erkenntnis“ geworden sei. Dabei verwies er auf das Grußwort zu der Studie von Bundeswirtschaftsminister a.D. Wolfgang Clement, der schreibt: „Ich hoffe, dass Ihre Untersuchungsergebnisse externe Kapitalgeber und Ratingagenturen davon überzeugen werden, dass sich die Zugehörigkeit zu einer Kooperation risikomindernd auswirken kann.“

Rödl nimmt auch die kooperationsgebundenen Unternehmen selbst in die Pflicht: „Den Unternehmen ist anzuraten, bei Bankgesprächen auf die bestehende Verbundgruppenzugehörigkeit hinzuweisen, um die Finanzierungsbedingungen zu verbessern. Hier empfiehlt sich durchaus auch die Nachfrage, ob die Risikovorteile von Kooperationen bereits von den Banken in ihren Risikocontrolling-Systemen berücksichtigt werden, denn die Umsetzung der Risikovorteile ist abhängig von der Bank und ihrem jeweiligen Ratingsystem.

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