Raubüberfälle im Handel: Das sind die Risikofaktoren

Knapp 3.450 Delikte auf Geschäfte wurden zuletzt laut Polizei verübt. Eine Studie der BGHW belegt nun: Prävention beginnt bei den Mitarbeitern. Denn viele Risikofaktoren lassen sich kaum ändern.

Berlin, 13.03.2017 - Videoüberwachung, Security, Polizeinotruf: Wer seinen Laden vor Dieben und Überfällen schützen will, muss sich gut vorbereiten. Doch viele Unternehmen verzichten auf die Schutzmaßnahmen – bis sich die erste Raubstraftat ereignet.

Knapp 3.450 Delikte wurden in den vergangenen Jahren jährlich auf Handelsgeschäfte verübt. Das geht aus der polizeilichen Kriminalitätsstatistik hervor. Die Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW) hat das zum Anlass genommen und die deutsche Hochschule für Polizei mit einer Studie beauftragt. 

"Raubüberfälle im Handel" lautet die Analyse, die von der BGHW nun vorgestellt wurde. Untersucht wurden Delikte im Zeitraum von Juni 2014 bis Juni 2015, die bei der Berufsgenossenschaft gemeldet wurden. Knapp 1.140 Geschädigte, die 772 Ereignissen zuzuordnen sind, wurden im Rahmen der Studie befragt. Davon entfielen 712 Ereignisse auf Raub und räuberische Erpressungen. 60 weitere auf gewalttätige Delikte im Zusammenhang mit einem Diebstahl.

Wie es Händler Raubtätern besonders leicht machen und wie das Verhalten der Beschäftigten den Ablauf eines Überfalls beeinflusst, zeigt das Ergebnis der Studie. Analysiert wurde außerdem, welche Präventionsmaßnahmen am besten zu welcher Betriebsart passen. Das Fazit: Am wirksamsten ist eine Kombination aus technischer, verhaltens- und organisationsbezogener Vorbeugung.

Risikogruppe: Tankstellen und Lebensmittelläden

Rund elf Millionen Euro Schaden verursachen Raubüberfälle im Handel jährlich. Nicht beziffern lassen sich die psychischen Schäden, die oft bei traumatisierten Angestellten zurückbleiben. Doch woran liegt es, dass Handelsunternehmen so oft zum Tatort krimineller Delikte werden?

Laut BGHW sind dafür vor allem bauliche Merkmale der Betriebsstätte verantwortlich. Ob der einfache Zugang, die schlechte Beleuchtung oder die Lage der Kassen: Den Tätern wird der Zutritt oft kaum erschwert. Entscheidend für einen Raubüberfall sei laut Studie auch der Standort der Geschäfte. Händler in abgelegenen Gegenden oder Gebieten mit hoher Kriminalitätsrate seien öfter von Überfällen und Diebstählen betroffen, als andere.

Eine Ursache sieht die Studie allerdings auch bei den Mitarbeitern. Sind Kassierer kaum auf den Ernstfall vorbereitet oder das Personal nur dünn besetzt, ist es ein leichtes, Raubstraftaten zu verüben. Auch lange Öffnungszeiten, überschaubare Kundenfrequenz und größere Bargeldbestände im Laden seien für Täter oft ausschlaggebend, zur Tat zu schreiten. Besonders betroffen seien deshalb oft Tankstellen und der Lebensmittelhandel.

Im Ernstfall keinen Widerstand leisten

Doch was tun, wenn es ernst wird? Schließlich lassen sich Standort und Umfeld kaum ändern. Ein erfolgreicher Schutz im Lebensmittelhandel beginnt deshalb schon bei der Nutzung von Zeitverschlussbehältnissen, bei regelmäßiger Abschöpfung des Bargeldbestandes und beim Einsatz von Videokameras. Auch die Sicherung von Zugängen und ausreichend Personal, gerade in den Abendstunden, können das Risiko eines Überfalls senken.

Die Studie rückt aber auch das Verhalten der Beschäftigten in den Fokus. Dieses spiele neben technischen und organisatorischen Maßnahmen eine tragende Rolle. Denn die Wahrscheinlichkeit, körperlich verletzt zu werden, ist deutlich erhöht, wenn ein Mitarbeiter Widerstand leistet oder den Räuber behindert. Daher ist die Schulung des Personals besonders wichtig.

Hilfe finden Geschäftsführer und Mitarbeiter auch bei der BGHW. Denn die richtigen Reaktionen und Handlungsweisen in kritischen Situationen können nur dann optimalen Schutz bieten, wenn sie auch praktisch eingeübt werden.

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