Genossenschaftsidee: UNESCO übergibt Urkunde

Die UNESCO-Urkunde zur Aufnahme der Genossenschaftsidee als immaterielles Weltkulturerbe wurde am 11. Mai an Genossenschaftsvertreter in Berlin übergeben.

Berlin, 15.05.2017 - Am 11. Mai überreichte Staatsministerin Maria Böhmer in Berlin die UNESCO-Urkunde zur Auszeichnung der „Idee und Praxis der Organisation von gemeinsamen Interessen in Genossenschaften“ als Immaterielles Kulturerbe an die Deutsche Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft e.V., in deren Vorstand auch DER MITTELSTANDSVERBUND mitwirkt, und die Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft e.V. Die beiden Gesellschaften waren maßgeblich an der Nominierung Deutschlands für die Repräsentative Liste der UNESCO beteiligt.

Am 11. Mai 2017 empfingen Genossenschaftsvertreter der Hermann-Schulze-Delitzsch- sowie der Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft die offizielle Urkunde zur Aufnahme der Genossenschaftsidee in die UNESCO-Liste.„Ich gratuliere allen Genossenschaftlerinnen und Genossenschaftlern in Deutschland sehr herzlich zur Auszeichnung ihres Wirkens als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit. Die Kulturform der Genossenschaften verbindet uns mit Menschen auf der ganzen Welt. Rund 800 Millionen Menschen in über 100 Ländern sind genossenschaftlich organisiert und setzen sich so für die nachhaltige Entwicklung ihrer Regionen ein. Ich kann mir deshalb gut vorstellen, dass jetzt die Genossenschaften in vielen Ländern beflügelt werden, sich der ersten Eintragung Deutschlands in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes anschließen zu wollen“, gratulierte Böhmer in Berlin.

Kulturelle Bedeutung

An der Veranstaltung nahm auch Prof. Dr. Christoph Wulf, Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission, teil. In seinem Grußwort lobte er die Genossenschaftsidee und –praxis in Deutschland. „Genossenschaften bringen Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen und gleichzeitig gemeinsamen Interessen zur Erreichung gemeinsamer Ziele zusammen. Das hat eine starke kulturelle Bedeutung“, erklärte er. Die Auszeichnung als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit zeige, wie wichtig unser kulturelles Erbe für die gesellschaftliche Entwicklung sei. 

„In vielen Bildungseinrichtungen wird heute kaum Wissen über die Genossenschaft vermittelt. Daran wollen wir arbeiten. Die Genossenschaft muss stärker in der schulischen und universitären Ausbildung verankert werden. Die UNESCO-Anerkennung wird uns dabei helfen. Helfen wird sie uns auch in dem wichtigen Bestreben, bewährte genossenschaftliche Prüfungsprinzipien fortzuführen“, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft e.V., Dr. Axel Viehweger.

Genossenschaften sind eine allen offenstehende Form der gesellschaftlichen Selbstorganisation, ein Modell der kooperativen Selbsthilfe und Selbstverantwortung. Weltweit wirken etwa 800 Millionen Genossenschaftsmitglieder in über 100 Ländern, allein 21 Millionen davon in Deutschland. Die hohe Anzahl von Genossenschaftsmitgliedern in Deutschland und die rechtliche Absicherung ihrer Grundsätze durch ein Genossenschaftsgesetz sind im internationalen Vergleich Besonderheiten. Am 30. November 2016 wurde die Genossenschaftsidee und -praxis in die internationale Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.

Immaterielles Kulturerbe

Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Rituale und Bräuche, Naturwissen und Handwerkstechniken. Formen Immateriellen Kulturerbes sind entscheidend von menschlichem Wissen und Können getragen. Sie sind Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist, vermitteln Identität und Kontinuität. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und immer wieder neu gestaltet.

Seit 2003 unterstützt die UNESCO den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt dieser Kulturformen. Einzelne Elemente aus den nationalen Verzeichnissen der Vertragsstaaten können für eine von drei UNESCO-Listen des Immateriellen Kulturerbes vorgeschlagen werden. 429 Bräuche, Darstellungskünste, Handwerkstechniken und Naturwissen aus aller Welt werden derzeit auf diesen Listen geführt, darunter die Genossenschaftsidee und -praxis aus Deutschland, die Rumba aus Kuba, die traditionelle chinesische Medizin und die italienische Geigenbaukunst. Bis heute sind 172 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat.

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