Fünf Ausprägungen der Digitalisierung für den Mittelstand

Mittelständische Unternehmen erleben die Digitale Transformation im Wesentlichen wie folgt:

1. Innovation durch Evolution

Bislang analog gesteuerte Produktions- und Organisations prozesse werden durch Umstellung auf digitale Technik effizienter, schneller, günstiger. Auch wenn die Produktivität dadurch steigt, werden etablierte Geschäftsmodelle zwar verbessert, nicht aber grundsätzlich verändert.

2. Innovation durch Disruption (bzw. Revolution)

Herkömmliche Wertschöpfungsmodelle werden durch völlig neue ersetzt. Diese Ausprägung der Digitalen Transformation trifft bestehende Unternehmen im Kern – nämlich in Form von Zerstörung vermeintlich bewährter Geschäftsmodelle und Vertriebswege. Neue Dienstleister, „neue“ Kunden, neue Märkte und vor allem neue Marktplätze treten auf den Plan – mit teils enormem Umsetzungs- und Wachstumstempo.

3. Vertikalisierung von Wertschöpfungsketten

Die durch die digitale Kommunikation über das Internet mögliche Verkürzung oder Eliminierung von klassischen Wertschöpfungs prozessen bei der Versorgung eines Konsumenten über mehrere Stufen, vom Hersteller über den Großhändler und Einzelhändler mit zwischengeschalteten hoch spezialisierten Logistik- und Finanzdienstleistern (Vertikalisierung), schaffen einen beinharten Wettbewerb zwischen den Wertschöpfungsstufen selbst. Zugleich entstehen unter Einbindung neuer Dienstleis tungsunternehmen und Plattformen völlig neue und temporär volatile Wertschöpfungsnetze. Ihre treibenden Kräfte sind in der Regel einerseits der stetig wachsende Anspruch des Kunden, andererseits dessen Bedienbarkeit durch den unbändigen Erfindergeist in den einschlägigen Startup-Hotspots und der Digitalisierungs-Szene.

4. Plattform-Ökonomie

Ein anderer Trend, kaum minder vehement in die althergebrachten Prozesse eingreifend, ist die „Plattform-Ökonomie“. Digitale Kommunikationsplattformen und Marktplätze schieben sich zwischen die klassischen Marktpartner und werden mit ihrer vermittelnden Funktion selbst ein (rasch wachsender) Teil der Wertschöpfung. Damit erweitern sie zwar den Aktionsradius der Plattformnutzer. Zugleich schmälern sie aber in der Regel den Ertrag der ursprünglichen „Stammspieler“, indem etwa Provisionen (zulasten von Margen) abgegriffen werden.

5. Big Data-Footprints

Die Verknüpfung verschiedenster Kunden-Daten führen zur Entstehung digitaler „Fußabdrücke“. Hieraus lassen sich Nutzungspräferenzen, Interessen, Eigenschaften und Wünsche der Kunden analysieren. Dieses Wissen ermöglicht die individuelle zielgenaue Kundenansprache und wird damit zum Standard in der Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden. Vielfach handelt es sich dabei um Informationen, die im Stationären entweder nicht anfallen oder (noch) nicht erfasst werden. Und wer sie nicht auch für das lokale Geschäft nutzt, wird erleben, wie die „klassische Laufkundschaft“ ausstirbt.

Einschneidende Veränderungen und Technologietrends:

  • Internet of Things (IoT): Vernetzung von Informationen durch „Smart Home“ (z.B. die „vernetzte Küche“ mit dem „intelligenten Kühlschrank“), „Smart Grid“ (digitale Optimierung der Energie- und Ressourcennutzung im Zusammenspiel mit „intelligenten“ Sanitäranlagen) und allen erdenklichen anderen Bereichen des täglichen Lebens, wo Sensoren die unterschiedlichsten Vorgänge aufzeichnen und zur Nutzung bereitstellen.
  • Die (gerade aufkommende) „digitale Geldbörse“ (aktuell bspw. durch „paydirekt“ vermarktet) wird unseren Bargeldverkehr womöglich schon in absehbarer Zeit signifikant reduzieren.
  • Die von vielen Tausenden Verbrauchern schon lange herbeigesehnte Abschaffung althergebrachter Kassiertätigkeiten: Machbar sind Abbuchungen durch Scannen digitaler Informationen (mittels RFID-Transponder) auf den Artikeln – und zwar automatisch beim Verlassen des Geschäfts.
  • Mittels digitaler Preisschilder sind auch im stationären PoS längst dynamische (bzw. „smarte“) Preisgestaltungsmodelle möglich.

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