IFH Köln: Wie Innenstädte attraktiv bleiben

Mit welchen Faktoren bleiben Innenstädte attraktiv? Die Studie „Vitale Innenstädte“ des IFH Köln will das herausfinden. Nicht immer sorgt der Online-Handel für Verödung.

Köln/ Berlin, 11.04.2017 – Dass die Digitalisierung einen Strukturwandel herbeiführt, steht außer Frage. Aber sorgt der Online-Handel auch für die pauschale Verödung der Innenstädte? Wenn es nach einer aktuellen Untersuchung des IFH Köln geht, ist die Frage mit einem klaren Nein zu beantworten. In der Studie „Vitale Innenstädte“ hat das Institut untersucht, welche Faktoren die Attraktivität einer Innenstadt beeinflussen und wie Stadtzentren den Ansprüchen und Erwartungen der Besucher im digitalen Zeitalter gerecht werden können.

Erfurt, Leipzig und Hamburg Spitzenreiter

Im Durchschnitt vergeben die im Rahmen der Studie fast 60.000 Befragten für die Gesamtattraktivität ihrer Innenstadt eine drei plus, bewerten sie also als „voll befriedigend“. Allerdings gibt es eine große Spannweite bei der Notenvergabe. So werden einige Kandidaten durchaus mit der Note 4 bewertet, während Städte wie zum Beispiel Erfurt, Heidelberg und Hamburg im Einserbereich liegen. Die Bestnote für die Gesamtattraktivität geht an Leipzig.

Die größte Stadt im Freistaat Sachsen belegt damit sowohl bei den Städten mit über 500.000 Einwohnern als auch insgesamt den ersten Platz. Doch auch wenn die Innenstädte mit zunehmender Größe tendenziell besser bewertet werden, handelt es sich bei den Topperformern keineswegs nur um pulsierende Metropolen. Innerhalb einzelner Kategorien machen auch kleinere Kommunen wie Westerstede, Güstrow oder Bernkastel-Kues mit Noten im oberen Bereich das Rennen.

Erfolgsfaktoren: Ambiente und Flair!

Doch welche Aspekte beeinflussen die wahrgenommene Attraktivität einer Innenstadt am meisten? Das Einzelhandelsangebot oder die Auswahl an verfügbaren Freizeit- und Kultureinrichtungen? Richtig. Zumindest fast. Selbstverständlich sind dies wichtige Aspekte, wenn es um die Innenstadtattraktivität geht.

Betrachtet man aber die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Bewertungskategorien und der separat abgefragten Benotung der Gesamtattraktivität, dann zeigt sich, dass der stärkste Einfluss vom Ambiente und Flair einer Stadt ausgeht – gefolgt vom Einzelhandel und dem Freizeitangebot.

Im Bereich Ambiente/Flair erhält die historische Stadt Quedlinburg die Topnote von den befragten Passanten und sichert sich so gleichzeitig in der Ortgrößenklasse bis 25.000 Einwohner die beste Bewertung für die Gesamtattraktivität.

Ähnlich sieht es bei den restlichen Gewinnerstädten aus: Alle Städte, die in ihrer Größenklasse die beste Note für die Gesamtattraktivität erhalten, liegen auch was das Ambiente und Flair angeht weit vorn. Möchte man die Gesamtattraktivität einer Innenstadt steigern, gilt es also bei Ambiente und Flair anzusetzen. Hier können Handel und Städte eine Vielzahl an Maßnahmen ergreifen, um den Innenstadtbesuch reizvoller zu machen – die Besucher werden es zu schätzen wissen!

Weniger Stadtbummel durch Online-Handel?

Fast jeder fünfte der Befragten gibt an, dass er durch die Nutzung von Onlineshopping seltener die Innenstadt besucht. Betrachtet man aber die einzelnen Branchen, zeigt sich ein anderes Bild. In fast jeder Branche machen die Befragten, die ihrer Innenstadt treu bleiben und in dortigen Geschäften einkaufen, den größten Anteil aus.

Interessanterweise folgen bei den Innenstadtbesuchern auf Platz zwei nicht wie erwartet die Internetkäufe, sondern die Geschäfte anderer Städte. Eine Ausnahme bilden hier Unterhaltungselektronik und Telekommunikation. Eine Tatsache, der sich vor allem kleine und mittelgroße Städte stellen müssen, da die Tendenz in anderen Städten einzukaufen mit zunehmender Ortsgröße kleiner wird. Der kommunale Wettbewerb entscheidet.

DER MITTELSTANDSVERBUND setzt sich seit Jahren für eine Stärkung des lokalen Handels ein, um die Innenstädte weiter attraktiv zu halten. So plädierte der Spitzenverband des kooperierenden Mittelstandes zuletzt u.a. im Rahmen der „Dialogplattform Einzelhandel“ des Bundeswirtschaftsministeriums für eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten. Denn das Verbot der Sonntagsöffnung stellt eine Wettbewerbsverzerrung zu Lasten des stationären Einzelhandels dar. Jegliche Einschränkungen sind aus Sicht des Verbandes schädlich, denn sie berücksichtigen die spezifischen Kundenwünsche und wirtschaftlichen Überlegungen nicht angemessen.

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