Veltmann: Bürokratie abbauen, Klarheit im digitalen Raum schaffen

Zu Beginn des Jahres blickt Hauptgeschäftsführer Dr. Ludwig Veltmann noch einmal zurück auf das vergangene Jahr, gibt einen Ausblick für 2023 und spricht über Ziele, Herausforderungen und Potenziale des kooperierenden Mittelstandes.

Berlin, 16.01.2023 – Im Interview mit SynergienNews erklärt MITTELSTANDSVERBUND-Hauptgeschäftsführer Dr. Ludwig Veltmann, vor welchen Aufgaben der kooperierende Mittelstand in 2023 steht, wofür sich DER MITTELSTANDSVERBUND auch im neuen Jahr mit voller Kraft einsetzen wird und worauf er sich persönlich freut.

SynergienNews: Ein kurzer Rückblick– wie schauen Sie auf das Jahr 2022?

„Das Jahr 2022 war für den Mittelstand erneut eine besondere Herausforderung. Nachdem wir die Corona-Zeit zunehmend überstanden hatten, kam der Tag des 24. Februar, der uns natürlich völlig aus der Bahn warf mit allem, was sich daran anschloss. 

Die Energiepreise schossen in die Höhe. Die Auswirkungen gerade für energieintensive Unternehmen waren teils existenzbedrohend, denn ohne Energie keine Produktion und keine Dienstleistungen. Der 24. Februar hat aber auch aufgezeigt, wie viele international tätige Unternehmen vom globalen Markt abhängig sind.

Auch die Lieferengpässe haben uns das ganze Jahr über begleitet und obwohl die Auftragsbücher erstaunlich voll waren, konnten viele Unternehmen die Aufträge gar nicht annehmen oder sie abarbeiten, weil bestimmte Produkte nicht verfügbar waren.

Wir haben uns dann die Frage gestellt: Wie zukunftsfähig ist der kooperierende Mittelstand? Um der Sache auf den Grund zu gehen, haben wir eine sehr wegweisende Studie bei dem “Verbundgruppen-Kenner” Prof. Dirk Morschett von der Universität Fribourg/Schweiz in Auftrag gegeben – die finalen Ergebnisse werden wir im Frühjahr 2023 veröffentlichen und dann auch gemeinsam mit den Verbundgruppen in die Praxis umsetzen.“

SynergienNews: Wofür wollen Sie sich in 2023 besonders einsetzen?

„Wir werden in diesem Jahr noch weiter und intensiv dafür kämpfen, dass keine neuen Bürokratiemonster entstehen und vor allem auch Bürokratie abgebaut wird. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist ein aktuelles Beispiel dafür, was den Unternehmen an zusätzlichen Pflichten ins Haus geflattert ist. Und auch wenn es heißt, nur Unternehmen mit einer bestimmten Größe wären betroffen, sieht die Realität ganz anders aus. Denn am Ende stellt es doch alle Unternehmen – gerade auch den Mittelstand – auf eine harte Probe. Und das in einer Dauerkrisen-Zeit, in der wir das eigentlich gar nicht verkraften können.

Hier erwarten wir von der Politik die Einsicht, die Unternehmen jetzt nicht noch zusätzlich mit neuer Bürokratie zu überhäufen. Keiner verweigert sich der Nachhaltigkeit – im Gegenteil. Die Unternehmen tragen schon ein hohes Maß an Verantwortungsgefühl und gehen dieser Verantwortung auch pflichtbewusst nach. Die gesamte Lieferkette allerdings gemäß dem neuen Gesetz abzubilden, ist mit all den vielen aufkommenden Fragen schon eine ziemliche Herausforderung für jedes einzelne Unternehmen. Zu viele Auflagen und gesetzliche Vorgaben überfordern den Mittelstand in dieser ohnehin mehr als herausfordernden Situation. Daher bitten wir um Verständnis und kämpfen gegenüber der Politik für einen Weg, der für alle Unternehmerinnen und Unternehmer auch gangbar ist.“

SynergienNews: Welche Erwartungen haben Sie in diesem Jahr an die Politik?

„Die Politik muss uns bei den Rahmenbedingungen natürlich unterstützen. Insbesondere geht es jetzt darum, im digitalen Raum Klarheit zu schaffen und aufzuzeigen, wohin die Reise geht. Und vor allem die Daten, die in unserer Wirtschaftscommunity verfügbar sind, auch für den Mittelstand zugänglich zu machen. Wenn unser Mittelstand daran nicht genauso partizipieren kann wie einzelne Großunternehmen und Plattformen wie etwa Amazon, geraten wir in die Defensive und irgendwann bekommen wir den Wettbewerb nicht mehr gestemmt. Deshalb muss gerade hier die Politik intensiv tätig werden und ein Level Playing Field im digitalen Raum schaffen.“

SynergienNews: Apropos Digitalisierung – welche Entwicklungen sehen Sie hier? 

„Wir sehen sehr wegweisende Entwicklungen im Bereich Digitalisierung. Hier sind wir aktuell mit dem Bundeswirtschaftsministerium im Gespräch und starten im März 2023 gemeinsam mit dem Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie ein sehr innovatives Projekt. Im Fokus stehen dabei die smarten Kreisläufe – konkret geht es darum, die Digitalisierung entlang der Lieferkette in besonderer Weise zu optimieren. Das Förderprojekt läuft über drei Jahre und darauf freue ich mich sehr.

Unsere tagtägliche Arbeit wird natürlich auch von einer großen Verantwortung für den kooperierenden Mittelstand begleitet. Immerhin sprechen wir über mehr als 300 Verbundgruppen, denen 230.000 kleine und mittlere Unternehmen aus 45 Branchen angeschlossen sind. Das bedeutet für uns eine große gesellschaftliche Verantwortung. All das können wir aber nur dann besonders gut stemmen, wenn die Verbundgruppen auf diese Reise mitgehen. Und dazu lade ich Sie alle sehr herzlich ein, liebe Mitglieder. Schließen Sie sich dem an, was DER MITTELSTANDSVERBUND mit seinen Möglichkeiten vorschlägt und vorgibt – wo er im politischen Austausch steht und wo er Dienstleistungen und Lösungsansätze entwickelt.

Dabei geht natürlich nichts ohne den Dialog. Unterstützen Sie uns dort, wo Sie die Möglichkeit haben, das Gespräch mit Ihren regionalen Abgeordneten, mit ihren Parlamenten, mit ihren Landesregierungen zu führen. All dies müssen wir als eine Gemeinschaftsaufgabe begreifen. Und dann können wir viel miteinander in Bewegung bringen. Denn: Zusammen Geht Vieles.“

SynergienNews: Worauf freuen Sie sich persönlich im Jahr 2023?

„Persönlich freue ich mich ganz besonders auf zwei Dinge im neuen Jahr. Zum einen haben wir ja schon 2022 damit begonnen, eine Klima-Patenschaft für unsere Mitglieder auf die Beine zu stellen. Mit dem Projekt „MITTELSTAND und MOOR“ versuchen wir Moore und ehemalige Moorflächen zu renaturieren, um auch das Thema Umweltschutz und CO2-Bindung noch mal in besonderer Weise zu forcieren. Das ist ein unglaublich spannendes Vorhaben, das unsere Kollegin Lisa Kauke mit großem Engagement leitet und Unternehmen dazu animiert, Moorflächen zu pachten. Ein wahres Herzensprojekt – und all jene, die hier mitmachen möchten, lade ich ein, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen und sich in diesem Projekt zu engagieren.

Und worauf ich mich ebenso ganz besonders freue: die Zusammenarbeit mit einem fantastischen Team. Ich habe da wirklich großes Glück, viele junge Leute an meiner Seite zu haben und gemeinsam so vieles für den kooperierenden Mittelstand zu bewegen. Sie alle machen das mit Herzblut und unterstützen mich in dieser Mission. Das ist eine unglaublich schöne Erfahrung, im Kreise solcher Menschen wirken zu können. Man braucht ein gutes Team. Das motiviert mich jeden Tag aufs Neue und lässt mich gern zur Arbeit gehen.“

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