Saarland ist Pionier des demographischen Wandels

Bei der Frühjahrstagung des DIHK-Handelsausschusses in der IHK des Saarlandes war das Thema demographischer Wandel allgegenwärtig.

Saarbrücken, 13.05.2014 — In keinem anderen Bundesland sind Strukturwandel und demographische Lage so allgegenwärtig wie in dem von rund eine Millionen Menschen bewohnten Saarland. Der Umgang mit der gewaltigen Herausforderung schrumpfender Zahlen der beruflich Auszubildenden und der Fachkräfte durch eine rapide fortschreitende Überalterung war deshalb eines der Kernthemen der diesjährigen Frühjahrstagung des DIHK-Handelsausschusses, an der auch der Hauptgeschäftsführer des MITTELSTANDSVERBUNDES, Dr. Ludwig Veltmann, als Gast teilnahm.

Nach dem Niedergang der Montanindustrie an der Saar hatte das kleine Bundesland mit konsequentem Aufbau der Exportwirtschaft den Strukturwandel zunächst relativ gut bewältigt, nun allerdings macht sich eine erhebliche Überalterung der Bevölkerung bemerkbar. Das deutliche Defizit in den Bereichen Auszubildende und Fachkräfte gefährdet nicht nur die Exportstärke des Landes, sondern auch die Binnenwirtschaft. Die Wirtschaftsstrukturen in den Regionen und insbesondere die Innenstädte leiden darunter bereits erheblich. In einer "Allianz zur Fachkräftesicherung" versuchen Wirtschaft, Politik und viele andere gesellschaftliche Gruppen Reserven der Erwerbstätigkeit bei Frauen, älteren Menschen, Studien- und Ausbildungsabbrechern und durch Förderung des Zuzugs von Migranten zu mobilisieren. Doch trotz deutlicher Erfolge bleiben große Lücken.

Verschärfend wirkt sich für die Innenstädte das Thema Digitalisierung aus. Diskutiert wurde deshalb im Ausschuss, inwieweit man diesen Phänomenen mit modifizierten Ausbildungsangeboten begegnen könne. Auch wurden die Chancen nationaler Initiativen zur Stärkung der Innenstädte und zur Sicherung der Versorgung ländlicher Räume durch übergreifende Plattformen und runde Tische diskutiert.

Weiterhin im Fokus stand das Spannungsverhältnis zwischen dem Handel und der direkt distribuierenden Markenindustrie. Eine Besichtigung des Factory Outlet Centers Zweibrücken mit insgesamt 21.000 m² Verkaufsflächen machte dies in besonderer Weise deutlich.

Ebenfalls mit den Auswirkungen der Digitalisierung und der Strukturveränderungen setzte sich als Gastreferent Prof. Dr. Joachim Zentes, Universität Saarbrücken, auseinander. Seine Prognose für den Non-Food-Handel bis 2020 sah die Verlagerung des Geschäftes vom stationären auf den digitalen Handel bei ca. 25 Prozent. Genau dies sei letztlich dann der kostspielige Überhang an Handelsflächen mit entsprechender Auswirkung auf die jeweiligen Standorte.

Eine "Gegenbewegung" sah er in der "Wiederentdeckung" des regionalen Marktes, insbesondere am Beispiel der Eataly-Märkte in einigen Nachbarländern. Den Dreiklang des Konzeptes, nämlich Regionalität, Saisonalität und Authentizität habe man dort zur "Erfolgsformel" entwickelt. Dem mittelständischen Einzelhandel sprach Zentes, der bereits vor zehn Jahren in einer umfassenden Studie für den MITTELSTANDSVERBUND "Die Zukunft der Kooperationen" durchleuchtet hatte, eine realistische Überlebens- und sogar Wachstumschance zu, wenn die Kräfte systematisch in Verbundgruppen gebündelt und dort gemeinsam Online-Strategien entwickelt werden.

Fotos: © IHK Saarland

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