SPD sucht innovativen Innovationsbegriff

Keine Phänomene prägen die deutsche Wirtschaft derzeit mehr wie die Digitalisierung und die Globalisierung. Der Mittelstand spürt das. Ein neues Verständnis für Innovationen ist gefragt.

Berlin, 20.02.2016 — Die SPD-Bundestagsfraktion rüstet sich für die Herausforderungen von morgen: Die Digitalisierung der Wirtschaft, die Globalisierung, der demographische Wandel oder auch die Bedrohung der inneren und äußeren Sicherheit. In sechs Projektgruppen erarbeitet die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) Lösungsansätze und setzt – vernünftigerweise – dabei auf einen breit angelegten Dialog mit der Zivilgesellschaft.

So diskutierten zahlreiche Verbände, darunter DER MITTELSTANDSVERBUND auf Einladung der Fraktion kürzlich im Deutschen Bundestag zum Thema "Neue Erfolge für den Mittelstand – Innovationsförderung für kleine und mittlere Unternehmen". Der Spitzenverband des kooperierenden Mittelstandes machte sich für ein neues Verständnis des Begriffs "Innovation" stark. Gleichzeitig forderte er, staatliche Förderungen zukünftig mittelstandstauglicher auszugestalten.

MITTELSTANDSVERBUND beteiligt sich an Ausarbeitung

Doch wie sollen Innovationen zukünftig definiert sein? Mit einer Projektgruppe soll hier Abhilfe geschafft werden. Die Gruppe wird in den nächsten Monaten Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems analysieren und neue Ideen und Lösungsvorschläge erarbeiten.

Auch DER MITTELSTANDSVERBUND wurde gebeten, seine Einschätzung zu geben. In seiner nun veröffentlichten Stellungnahme fordert der Spitzenverband eine Abkehr von der "klassischen" Förderkultur. Grund dafür sind die noch immer zu wenigen Unternehmen des kooperierenden Mittelstands, die von einer staatlichen Förderung profitieren können.

Vielfalt des Mittelstandes erkennen

Forschung und Entwicklung – unter diesen Begriffen fördern nationale und europäische Akteure seit langem Projekte aus der Unternehmerwelt. Die über lange Jahre in Politik und Wissenschaft eingeübte Sicht auf unternehmerseitige Innovation ist dabei maßgeblich durch den produzierenden Sektor geprägt. Im Zentrum der Förderung steht daher nach Einschätzung des MITTELSTANDSVERBUNDES oft nur ein Produkt bzw. der dazugehörige Produktionsprozess.

Viele Mittelstandskooperationen zeichnen sich allerdings durch ein anderes Merkmal aus - das der Dienstleistungen. Im Dienstleistungssektor bedeutet Innovation vor allem die Optimierung der unternehmensinternen Prozesse. Diese lassen sich oft schwer in messbare Kategorien wie beispielsweise Labors, Forschungspersonal oder Materialverbrauch einordnen. Auf den ersten Blick scheinen viele mittelständische Unternehmen deshalb "innovationsarm".

Der Spitzenverband rät von dieser Sichtweise ab. Alleine die zunehmende Digitalisierung hat mittelständische Kooperationen dazu bewegt, massiv in die Entwicklung neuer Dienstleistungen zu investieren, um auf die Marktveränderungen zu reagieren. Leider geschieht das oftmals unter dem "Innovationsradar".

Der Wirtschaftsverband fordert deshalb mehr Offenheit der Förderprogramme, damit auch Verbundgruppen leichter von dem – ansonsten durchaus dichtem – Netz an Fördermöglichkeiten profitieren können.

MITTELSTANDSVERBUND fordert weniger Projektbürokratie

Hat ein Unternehmen einmal ein förderfähiges Projekt aufgestellt, geht der Spaß erst richtig los. Welche Förderprogramme können in Anspruch genommen werden? Wie muss der Antrag eingereicht werden? Wie läuft die Abwicklung? Mit diesen und vielen anderen Fragen sehen sich die Unternehmen konfrontiert, wenn sie staatliche Förderungen beantragen wollen. Mit Blick auf die dünne Personaldecke vieler Unternehmen sind Projektanträge deshalb oft nicht praktikabel.

DER MITTELSTANDSVERBUND kann dabei helfen, Projekte einzelner Unternehmen voranzutreiben. Der Verband konnte mit dem Projekt "Mittelstand für Energieeffizienz" beispielhaft zeigen, dass die Unterstützung bei Projekten erfolgreich gelingen kann. Dennoch plädiert der Spitzenverband dafür, Projekte anwenderfreundlicher zu gestalten.

Knapp verpasst

Ein weiteres Manko staatlicher Förderung sind aus Sicht des MITTELSTANDSVERBUNDES die teilweise äußerst kurzen Projektlaufzeiten. Unternehmen muss in jedem Fall mehr Zeit gegeben werden, um ihre unternehmerische Strategie auf die möglichen Projekte auszurichten.

Die Erfahrung zeigt, dass kurze Antragszeiten oft im Widerspruch mit Unternehmensstrukturen stehen. Bis Betriebe Voraussetzungen für einen Projektantrag schaffen, sind Fristen für entsprechende Fördergelder bereits verstrichen.

"Das muss sich ändern", fordert Tim Geier, Leiter des Brüsseler Verbandsbüros. Denn kurze Fristen verringerten den Anreiz erheblich, Innovationsprojekte überhaupt in Angriff zu nehmen.
Verschärft wird diese Problematik durch die Tatsache, dass neu aufgesetzte Förderprojekte oftmals völlig neue Zielsetzungen und Voraussetzungen beinhalten. Der Planungssicherheit für Unternehmen ist eine solche Vorgehensweise äußerst abträglich.

DER MITTELSTANDSVERBUND fordert daher eine Projektkultur, die für Unternehmer voraussehbar, kohärent, verständlich und damit realisierbarer wird.

Ausblick

Die SPD-Bundestagsfraktion wird die aufgestellten Forderungen prüfen und die daraus entwickelten Konzepte unmittelbar in die parlamentarische Arbeit einfließen lassen. DER MITTELSTANDSVERBUND bleibt daher gespannt auf das Gesamtergebnis und wird auf der Einlösung dieses Versprechens bestehen. 

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