Eigenmarken kurbeln Innovationen an

Eigenmarken steigern die Innovationskraft im Einzelhandel. Das ergab eine Mitgliederbefragung von Independent Retail Europe, dem europäischen Dachverband der Verbundgruppen.

Brüssel, 06.07.2015 — Eigenmarken erfreuen sich im Einzelhandel zunehmender Beliebtheit. Über das gesamte Warensortiment liegen die Eigenmarkenanteile zwischen 15-30 Prozent. Im Bereich Gemüse/Obst, Fleischwaren und Fertiggerichte sind hauseigene Produkte besonders oft vertreten. Das ergab eine Mitgliederbefragung von Independent Retail Europe, dem auch DER MITTELSTANDSVERBUND angehört, im Juni 2015. Mit der Befragung soll entgegen der Studie moderner Einzelhandel (Generaldirektion Wettbewerb) der EU-Kommission die Bedeutung der Eigenmarken hervorgehoben werden.

Von "Premium" bis "Discount"

Eigenmarken stellen neben handelsüblichen Herstellermarken eine echte Alternative für Verbraucher dar. Das attraktive Preis-Leistungs-Verhältnis und das Vertrauen der Konsumenten in die Dachmarke der Einzelhändler steigere die Bedeutung von Eigenmarken beim Einkauf, so das Ergebnis der Befragung. Die Angebotspalette ist vielfältig. Ob "Premium" im oberen Preisabschnitt über "Standard"- oder "Discounter"-Marken bieten die meisten Einzelhändler qualitativ gleichwertige Produkte des jeweiligen Marktsegments an.

Auch der Wettbewerb wird durch händlereigene Angebote zunehmend positiv beeinflusst. Durch die Vielfalt von Hersteller- und Eigenmarken wird der Wettlauf um den Konsumenten belebt, sind sich die Mitglieder des europäischen Spitzenverbandes der Verbundgruppen einig. Anders als die Industrie könnten die Einzelhändler, die überwiegend mit mittelständischen Unternehmen zusammenarbeiten, schneller auf neueste Nachfragetrends reagieren. Das erhöhe den Druck, auch Herstellermarken zeitig anzupassen.

Eigenmarken beschleunigen Innovationstempo

Geschlossenheit zeigten die Mitglieder auch bei der Frage nach der Innovationsleistung händlereigener Marken. Eine stärkere regionale Differenzierung und kürzere Vorlaufzeiten für Neuentwicklungen würden neue Innovationen bei Eigenmarken begünstigen. Die multinationale Ausrichtung, Konzentration und Rationalisierung bei handelsüblichen Herstellermarken wirkten dagegen eher innovationshemmend.

Zwar seien Eigenmarken im Bereich alkoholischer Getränke, Süßwaren, Kosmetika und Haushaltsreiniger weiterhin unterrepräsentiert. Besonders innovationsfreudig seien hingegender Bereich Gesundheit/ Nachhaltigkeit sowie Spezialsortimente (z.B. Bio), so die Befragten. "Ohne jeden Zweifel steigern händlereigene Produkte das Innovationstempo und die Angebotsvielfalt im Einzelhandel. Nachweislich kopiert wurden beispielsweise Stevia und nachhaltiger Thunfisch, die erst mit einiger Verzögerung bei Herstellermarken Einzug hielten", so Independent Retail Europe in einem Rundschreiben an die Mitglieder Ende Juni.

Ergebnisse entkräften EU-Studie

Damit widersprechen die Ergebnisse der Mitgliederbefragung von Independent Retail Europe der im Oktober 2014 veröffentlichten Studie "moderner Einzelhandel" der Generaldirektion Wettbewerb im Auftrag der EU- Kommission. Danach sollten Eigenmarken das Innovationstempo hemmen. Der europäische Dachverband diskutierte die Ergebnisse seiner Mitgliederbefragung bereits mit der Kommission.

Obwohl weiterhin nach Erklärungen für den Zusammenhang zwischen hohen Eigenmarkenanteilen und reduzierter Innovation gesucht wird, scheint die Kommission mittlerweile einzusehen, dass bei einigen Produktkategorien möglicherweise einfach weniger Spielraum für Innovationen besteht oder die Verbraucher keine weiteren Neuerungen wünschen. Independent Retail Europe wies in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass das Innovationstempo durch externe Faktoren, wie etwa Konjunktur und Investitionsklima, beeinflusst werden.

Weitere Informationen:

Download: Studie "moderner Einzelhandel" der EU-Kommission (in englischer Sprache)
Webseite Independent Retail Europe

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