AVE kritisiert Pläne zur Einführung eines verpflichtenden Textilsiegels

In einem Interview hat Bundesentwicklungsminister Gerd Müller die Textilbranche aufgefordert, auf jeder Produktionsstufe Öko- und Sozialstandards zu garantieren. Die Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels (AVE) kritisiert dies als realitätsfern.

Köln, 07.04.2014 — Es hört sich fast wie eine Drohung an. Am 6. April forderte der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller, in einem Interview mit der "Welt am Sonntag", dass die Textilbranche "für die gesamte Produktionskette vom Baumwollfeld bis zum Bügel die vereinbarten Standards garantiert. Wenn das nicht auf freiwilliger Basis funktioniert, werden wir einen gesetzlichen Rahmen vorgeben".

Die Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels (AVE) der auch DER MITTELSTANDSVERBUND als Mitglied angehört, kritisiert die Pläne. In einem Pressestatement erklärte der Hauptgeschäftsführer Jan A. Eggert am 7. April:

"Entwicklungshilfeminister Gerd Müller will den Modehandel verpflichten, 'vom Baumwollanbau bis zum Bügel' Öko- und Sozialstandards zu garantieren. Eine solche Verpflichtung würde aber bedeuten, dass Bekleidung für breite Bevölkerungsschichten unerschwinglich wäre. Von den Folgen für die Arbeitsplätze im deutschen Textilhandel und in der Produktion in den Lieferländern ganz zu schweigen. Die Lieferketten sind so verzweigt und komplex, dass es praktisch gar nicht möglich ist, jede Stufe des Produktionsprozesses lückenlos zu überwachen. Der Ruf nach immer stärkerer Kontrolle mag sich gut anhören, ist aber völlig realitätsfern.

Dass der Modehandel eine Mitverantwortung für die sozialen Verhältnisse in den Lieferländern trägt, steht außer Frage. Undurchführbare Vorschriften führen aber nur noch zu mehr Etikettenschwindel. Nur wenn bei den Verantwortlichen vor Ort das Bewusstsein für gute Arbeitsbedingungen wächst, werden sich die Arbeitsbedingungen wirklich nachhaltig verbessern. Diesen Prozess kann der Handel fördern und begleiten, was er mit der von der AVE initiierten Business Social Compliance Initiative (BSCI) seit über zehn Jahren bereits tut."

Dr. Ludwig Veltmann, Hauptgeschäftsführer des MITTELSTANDSVERBUNDES, teilt die Bedenken von Eggert. "Dass stärkere Kontrollen und ein Mehr an Bürokratie zu einer Bewusstseinsveränderung führen sollen, ist selbst ein Etikettenschwindel."


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